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American Psycho

American Psycho

Titel: American Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bret Easton Ellis
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Männer wissen, daß ich Sean verabscheue und daß dieses Gefühl herzlich erwidert wird, hielten sie es für eine prima Idee, ihn zum Dinner zu überreden und als Lockmittel, als Köder, falls er sich weigert, nicht allzu dezent einfließen zu lassen, daß etwas Schlimmes passiert sei. Letzten Mittwoch hatte ich eine Konferenzschaltung mit Conroy und Leigh.
    »Was Schlimmes? Was zum Beispiel?« fragte ich, während ich gleichzeitig versuchte, mich auf die über meinen Bildschirm laufenden Zahlen zu konzentrieren und Jean zu verscheuchen, obwohl sie einen Stapel Papiere im Arm hatte, die ich unterzeichnen sollte. »Daß alle Michelob-Brauereien im Nordosten dichtmachen? Daß 976-BIMBO keine Hausbesuche mehr macht?«
    »Nein«, sagte Charles und schlug dann leise vor: »Sag ihm, deiner Mutter … geht es schlechter.«
    Ich überdachte diesen Schachzug, sagte dann: »Und wenn’s ihm egal ist?«
    »Sag ihm …« Nicholas hielt inne, räusperte sich und gab dann behutsam zu bedenken: »Es hat was mit ihrem Nachlaß zu tun.«
    Ich schaute vom Bildschirm auf, meine Wayfarer-Pilotenbrille senkend, starrte Jean an und befingerte dann unschlüssig den Zagat-Führer, der neben dem Monitor lag. Pastels kam nicht in Frage. Ebensowenig das Dorsia. Das letzte Mal, als ich im Dorsia angerufen hatte, war tatsächlich aufgelegt worden, ehe ich fragen konnte: »Na, wenn nicht nächsten Monat, was ist dann mit Januar?«, und auch wenn ich mir geschworen habe, einst eine Reservierung im Dorsia zu bekommen (wenn nicht in diesem Kalenderjahr, dann wenigstens, ehe ich dreißig bin), ist die Energie, die ich in dieses hohe Ziel investiere, an Sean verschwendet. Außerdem ist das Dorsia viel zu schick für ihn. Ich will ihn dieses Dinner durchleiden lassen; ihm nicht das Vergnügen gönnen, sich von Hardbodies ablenken zu lassen, die auf dem Weg zu Nell’s noch auf einen Sprung ins Dorsia kommen; ich will irgendwo mit ihm essen gehen, wo ein Wärter auf der Männertoilette sitzt, der ihn zwingt, dem, was ich seinen mittlerweile bestimmt chronischen Kokainmißbrauch nennen möchte, mit qualvoller Diskretion nachzugehen. Ich gab Jean den Zagat und bat sie, das teuerste Restaurant in Manhattan rauszusuchen. Sie reservierte für neun Uhr im Quilted Giraffe.
    »In Sandstone sieht es schlecht aus«, sage ich Sean später am Nachmittag, gegen vier Uhr. Er ist in der Suite unseres Vaters im Carlyle abgestiegen. MTV dröhnt im Hintergrund, andere Stimmen mischen sich in den Lärm. Ich kann die Dusche hören.
    »Wie schlimm? Hat Mom wieder ins Kissen gebissen? Was?«
    »Ich finde, wir sollten uns zum Dinner treffen«, sage ich.
    »Dominique, laß das«, sagt er, legt dann die Hand über den Hörer und brummelt etwas, gedämpft.
    »Hallo Sean? Was ist los?« frage ich.
    »Ich rufe zurück«, sagt er und hängt ein.
    Zufällig gefällt mir der Schlips, den ich Sean bei Paul Smith gekauft habe, und ich habe beschlossen, ihn ihm nicht zu geben (obwohl mir der Gedanke, das Arschloch könnte sich damit, na, aufhängen, kein geringes Vergnügen bereitet). Tatsächlich entschließe ich mich, ihn selbst heute abend im Quilted Giraffe zu tragen. Anstelle der Krawatte werde ich ihm eine Casio QD-150 Quick-Dialer-Armbanduhr mit Taschenrechner und Notizspeicher schenken. Sie wählt Touchtone-Telefone akustisch an, wenn man sie an die Sprechmuschel hält, und speichert bis zu fünfzig Namen und Nummern. Ich muß lachen, als ich dieses nutzlose Geschenk in den Karton zurücklege und daran denke, daß Sean noch nicht mal fünfzig Leute kennt. Er kennt noch nicht mal die Namen von fünfzig Leuten. In der Patty Winters Show heute morgen ging es um Salatbars.
    Um fünf Uhr ruft Sean aus dem Racquet Club an und bittet mich, ihn heute abend im Dorsia zu treffen. Er hat gerade mit Brin, dem Besitzer, gesprochen und einen Tisch für neun reserviert. Mir schwirrt der Kopf. Ich weiß nicht, was ich denken oder glauben soll. In der Patty Winters Show heute morgen ging es um Salatbars.
    Später, Dorsia, halb zehn: Sean ist eine halbe Stunde zu spät. Der Maître d’ weigert sich, mich an meinen Platz zu führen, ehe mein Bruder eintrifft. Mein schlimmster Alptraum – Wirklichkeit. Dort, der Bar gegenüber, wartet ein erstklassiger Tisch, jungfräulich, daß Sean ihn mit seiner Anwesenheit beehrt. Mein Haß wird, notdürftig, bezähmt von einer Xanax und einem Absolut auf Eis. Beim Pissen im Männerklo starre ich auf einen dünnen, hauchfeinen Riß über dem Abzug und denke

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