American Psycho
P & P, das kannst du auch, dann können wir in Arizona neu anfangen, und –«
»Halt’s Maul, Luis.« Ich schüttle ihn. »O mein Gott, halt einfach das Maul.«
Ich stehe schnell auf, klopfe mir den Staub ab, und gerade als ich denke, der Ausbruch sei vorüber und ich könnte fortgehen, umklammert Luis meinen rechten Knöchel und versucht, sich an mich zu hängen, während ich Barney’s verlasse, und schließlich muß ich ihn zwei Meter weit mitschleppen, ehe ich ihn zuletzt ins Gesicht trete, während ich hilflos einem Paar zulächle, das in der Sockenabteilung stöbert. Inständig flehend schaut Luis hoch zu mir, während sich an der kleinen Schürfwunde auf seiner Wange erste Bluttröpfchen zeigen.
»Ich liebe dich«, jault er mitleiderregend. »Ich liebe dich.«
»Ich bin überzeugt, Luis«, brülle ich ihn an. »Du hast mich überzeugt. Also steh jetzt auf.«
Glücklicherweise schaltet sich ein Verkäufer, alarmiert durch Luis’ Auftritt, ein und hilft ihm auf.
Wenige Minuten später, nachdem er sich einigermaßen beruhigt hat, stehen wir beide im Haupteingang von Barney’s. Er hat ein Taschentuch in einer Hand und die Augen fest geschlossen, und eine Schwellung zeigt sich allmählich unter seinem linken Auge. Er wirkt gefaßt.
»Du mußt einfach den … äh … Mut haben, der Realität ins Auge zu sehen«, sage ich ihm.
Gequält starrt er aus der Drehtür in den warm fallenden Regen und wendet sich dann, mit einem klagenden Seufzer, zu mir. Ich betrachte die Reihen, die endlosen Reihen von Schlipsen, und dann die Decke.
Totes Kind im Zoo
Eine Reihe von Tagen vergeht. Während der Nächte schlafe ich in Zwanzig-Minuten-Abschnitten. Ich fühle mich ziellos, es sieht trüb aus, meine Mordlust, die aufwallt, verschwindet, aufwallt und wieder abklingt, schlummert unter der Oberfläche während eines ruhigen Lunchs bei Alex Goes to Camp, wo ich Lammsalami-Salat mit Hummer und weißen Bohnen an Limonen und Gänseleber-Essig nehme. Ich trage ausgebleichte Jeans, ein Armani-Jackett und ein Hundert-Dollar-T-Shirt von Comme des Garçons. Ich mache einen Telefonanruf, um meinen Anrufbeantworter abzuhören. Ich bringe ein paar Videokassetten zurück. Ich gehe noch am Geldautomaten vorbei. Gestern abend hat Jean mich gefragt: »Patrick, warum haben Sie Rasierklingen in der Brieftasche?« In der Patty Winters Show heute morgen ging es um einen Jungen, der sich in eine Packung Seife verliebt hat.
Unfähig, meine Alltagsrolle glaubwürdig aufrechtzuhalten, finde ich mich rastlos den Central-Park-Zoo durchstreifend. Drogenhändler lungern in Sichtweite der Tore herum, der Geruch von Pferdescheiße aus vorbeifahrenden Transportern weht über sie hinweg in den Zoo, und die Spitzen der Wolkenkratzer und Apartmenthäuser der Fifth Avenue, das Trump Plaza und das AT&T-Building umgeben den Park, der den Zoo umgibt und dessen Unwirklichkeit erhöht. Ein schwarzer Aufseher, der den Boden des Männerklos wischt, bittet mich nachzuspülen, nachdem ich das Pissoir benutzt habe. »Mach’s selbst, Nigger«, antworte ich ihm, und als er einen Schritt in meine Richtung macht, hält ihn das Blitzen der Messerklinge zurück. Alle Infostände scheinen geschlossen zu sein. Ein blinder Mann kaut, frißt an einer Bretzel. Zwei Betrunkene, Schwule, trösten einander auf einer Bank. Nahebei gibt eine Mutter ihrem Baby die Brust, und der Anblick weckt etwas Gräßliches in mir.
Der Zoo scheint leer, leblos. Die Eisbären sehen verdreckt und betäubt aus. Ein Krokodil treibt verdrießlich in einem öligen Behelfstümpel. Die Papageientaucher starren traurig aus ihrem Glaskäfig. Tukane mit messerscharfen Schnäbeln. Dümmliche Seehunde tauchen von Felsen in wirbelnd schwarzes Wasser, sinnlos kläffend. Die Zoowärter füttern sie mit totem Fisch. Eine Menge drängt sich um das Becken, meist Erwachsene, wenige von Kindern begleitet. Am Seehundbecken warnt eine Plakette: MÜNZEN KÖNNEN TÖTEN – VERSCHLUCKTE MÜNZEN KÖNNEN SICH IM MAGEN DER TIERE FESTSETZEN UND MAGENGESCHWÜRE, INFEKTIONEN UND TOD ZUR FOLGE HABEN. WERFEN SIE KEINE MÜNZEN INS BECKEN. Was mache ich also? Schleudere eine Handvoll Kleingeld ins Becken, als keiner der Zoowärter hinschaut. Nicht die Seehunde hasse ich – es ist die Freude des Publikums an ihnen, die mich nervt. Die Schnee-Eule hat Augen genau wie ich, besonders, wenn sie sich weiten. Und während ich dastehe, sie ansehe und meine Sonnenbrille senke, geschieht etwas Unausgesprochenes zwischen mir und
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