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American Psycho

American Psycho

Titel: American Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bret Easton Ellis
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geschadet. Mein Teint ist immer noch exzellent. Drei Tropfen Visine klären die Augen. Ein Eisbeutel strafft die Haut. Heißt alles in allem: Ich fühle mich wie Dreck, sehe aber toll aus. Außerdem schaffe ich es als erster in den Konferenzraum. Luis Carruthers folgt mir wie ein Schoßhündchen auf den Fersen, knapp Zweiter, und nimmt den Stuhl neben mir, was bedeutet, daß ich den Walkman abnehmen soll. Er trägt ein kariertes Sportsakko aus Wolle, eine Wollhose, ein Hugo-Boss-Baumwollhemd und eine Paisleykrawatte – die Hose ist vermutlich von Brooks Brothers. Er fängt an, über ein Restaurant in Phoenix zu rhabarbern, Propheteers, über das ich in der Tat etwas hören möchte, nur nicht von Luis Carruthers. Ich bin aber immer noch auf zehn Milligram Valium und komme deshalb damit klar. In der Patty Winters Show heute morgen ging es um Nachfahren von Überlebenden der Donner Party.
    »Die Gäste waren totale Bauern, wie zu erwarten«, sagt Luis. »Sie wollten mich zu einer Provinzaufführung von Les Miz schleppen, obwohl ich schon die Londoner Inszenierung gesehen habe, aber –«
    »Gab es irgendwelche Schwierigkeiten, im Propheteers einen Tisch zu kriegen?« schneide ich ihm das Wort ab.
    »Nein. Überhaupt nicht«, sagt er. »Wir haben spät gegessen.«
    »Was hast du bestellt?« frage ich.
    »Ich hatte die pochierten Austern, die Lotte und Walnuß-Tarte.«
    »Die Lotte soll gut sein, hab ich gehört«, murmele ich gedankenverloren.
    »Der Kunde hatte den Boudin Blanc, das Roast Chicken und den Käsekuchen«, sagt er.
    »Käsekuchen?« sage ich, verwirrt von dieser einfachen, fremdartig klingenden Aufzählung. »Was für Soßen oder Früchte waren auf dem Huhn? In was für eine Form war es geschnitten?«
    »In gar keine, Patrick«, sagt er, ebenfalls verwirrt. »Es war … gegrillt.«
    »Und der Käsekuchen, welche Sorte? War er warm?« frage ich. »Ricotta-Käsekuchen? Ziegenkäse? Waren Blumen oder Koriander drin?«
    »Er war ganz … normal«, sagt er, und dann: »Patrick, du schwitzt.«
    »Was hatte sie?« frage ich, ohne ihn zu beachten. »Die Fickmaus vom Kunden.«
    »Tja, sie hatte den Country Salat, die Muscheln und die Zitronen-Tarte«, sagt Luis.
    »Die Muscheln, waren sie gegrillt? Waren es Sashimi-Muscheln? In einer Art Ceviche?« frage ich. »Oder waren sie gratiniert? «
    »Nein, Patrick«, sagt Luis. »Sie waren …, gekocht.«
    Es ist still im Konferenzraum, als ich darüber sinniere, es durchdenke, bevor ich schließlich frage: »Was ist ›gekocht‹, Luis?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagt er. »Ich vermute man braucht dazu einen … Topf.«
    »Wein?« frage ich.
    »Ein 85er Sauvignon Blanc«, sagt er. »Jordan. Zwei Flaschen.«
    »Auto?« frage ich. »Hast du in Phoenix gemietet?«
    »BMW.« Er lächelt. »Der kleine schwarze Flitzer.«
    »Hip«, murmele ich und erinnere mich an letzte Nacht, wie ich auf der Toilette im Nell’s total abdrehte – Schaum vor dem Mund, alles, woran ich denken konnte, waren Insekten, viele Insekten, und Tauben hinterherjagen, Schaum vor dem Mund und Tauben hinterherjagen. »Phoenix. Janet Leigh kam aus Phoenix …« Ich halte inne, fahre dann fort. »Sie wurde in der Dusche erstochen. Enttäuschende Szene.« Pause. »Das Blut sah nicht echt aus.«
    »Hör mal, Patrick«, sagt Luis und drückt sein Taschentuch in meine Hand; meine Finger sind zur Faust geballt und entspannen sich bei Luis’ Berührung. »Dibble und ich haben nächste Woche zusammen Lunch im Yale Club. Möchtest du mitkommen?«
    »Klar.« Ich denke an Courtneys Schenkel, gespreizt und um mein Gesicht geschlungen, und als ich für einen kurzen, blitzartigen Moment zu Luis rübersehe, wirkt sein Kopf wie eine sprechende Vagina, und das macht mir eine Höllenangst, es bringt mich dazu, einfach irgendwas zu sagen, während ich mir den Schweiß von den Brauen wische. »Das ist ein … netter Anzug, Luis.« Das denkbar Abwegigste.
    Er sieht an sich herunter, als ob er überrascht wäre. Und dann wird er rot, aufgeregt und berührt sein Revers. »Danke, Pat. Du siehst auch toll aus … wie immer.« Und als er die Hand ausstreckt, um meinen Schlips zu berühren, packe ich sie, bevor seine Finger so weit kommen, und sage ihm: »Das Kompliment genügt.«
    Reed Thompson kommt rein und trägt einen karierten Vierknopf-Zweireiher aus reiner Wolle, ein gestreiftes Baumwollhemd und eine Seidenkrawatte, alles Armani, leicht affektierte blaue Baumwollsocken von Interwoven und schwarze Schnürschuhe mit

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