American Psycho
Seidenkrawatten mit Foulard-Print, eine Seidenkrawatte von Kenzo, zwei Seidenjacquard-Krawatten. Die Düfte von Xeryus, Tuscani, Armani, Obsession, Polo, Grey Flannel und sogar Antaeus vermischen sich, wehen ineinander, steigen aus den Anzügen in die Luft und bilden ihr eigenes Aroma: ein kaltes, widerwärtiges Parfüm.
»Aber ich entschuldige mich nicht«, warne ich McDermott. »Das hast du schon, Bateman«, sagt er.
Paul Owen kommt herein in einem Einknopf-Sportsakko aus Kaschmir, einer sommerlichen Wollflanell-Freizeithose, einem Button-Down-Hemd mit Tab-Kragen von Ronaldus Shamask, aber es ist vor allem die Krawatte – von Andrew Fezza für Zanzarra mit blauen, schwarzen, roten und gelben Blockstreifen –, die mich beeindruckt. Auch Carruthers wirkt aufgeregt, er lehnt sich zu mir und fragt mich, wenn ich das richtig höre: »Glaubst du, daß er die auf die Unterhose abgestimmt hat?« Als ich nicht antworte, zieht er sich zurück, schlägt eine von den Sports Illustrated auf, die in der Mitte des Tischs liegen, und fängt an, während er vor sich hinsummt, einen Artikel über olympische Turmspringer zu lesen.
»Hallo, Halberstam«, sagt Owen, als er vorbeikommt.
»Hallo Owen«, sage ich und bewundere sein Styling und wie er sein Haar nach hinten gekämmt hat, mit einem so gleichmäßigen und scharfen Scheitel, daß es mich … umhaut und ich mir für später vornehme, ihn zu fragen, woher er seine Haarpflegeprodukte bezieht, welches Styling-Mousse er benutzt; nachdem ich eine Weile nachgegrübelt habe, komme ich zu dem Schluß, daß es Ten-X sein könnte.
Greg McBride kommt herein und bleibt neben meinem Stuhl stehen. »Hast du die Winters Show heute morgen gesehen? Wahnsinn. Totaler Wahnsinn«, und wir geben uns High-Five, bevor er sich zwischen Dibble und Lloyd niederläßt. Gott weiß, wo die hergekommen sind.
Kevin Forrest, der mit Charles Murphy reinkommt, sagt: »Mein Call-waiting ist kaputt. Felicia hat irgendwas vermasselt.« Ich achte nicht mal darauf, was sie anhaben. Aber ich ertappe mich dabei, wie ich Murphys edle Manschettenknöpfe anstarre, Eulen mit blauen Kristallaugen.
Videothek, danach D’Agostino’s
Ich laufe bei VideoVisions herum, der Videothek in der Nähe von meinem Apartment auf der Upper West Side, schlürfe Diet Pepsi, das neue Tape von Christopher Cross plärrt aus den Kopfhörern meines Sony Walkman. Nach dem Büro habe ich mit Montgomery Racquetball gespielt, dann eine Shiatsu-Massage, anschließend traf ich Jesse Lloyd, Jamie Conway und Kevin Forrest auf ein paar Drinks bei Rusty’s auf der Seventy-third. Heute abend habe ich einen neuen Mantel von Ungaro Uomo Paris an und trage einen Bottega Veneta Aktenkoffer und einen Schirm von Georges Caspar.
Der Videoladen ist voller als üblich. Es sind zu viele Pärchen vor mir in der Schlange, um She-Male Reformatory oder Ginger’s Cunt ohne ein Gefühl der Peinlichkeit oder des Unwohlseins auszuleihen, außerdem bin ich in der Horrorabteilung gerade Robert Ailes von First Boston über den Weg gelaufen, jedenfalls glaube ich, daß es Robert Ailes war. Er murmelte »Hallo, McDonald«, als er an mir vorbeikam, mit Freitag der 13., Teil 7 und einer Dokumentation über Abtreibungen in, wie ich feststellte, schön manikürten Händen, einzig verunstaltet durch etwas, das mir nach einer Duplak-Vollgold-Rolex aussah.
Da Pornos nicht zur Debatte stehen, sehe ich mich bei Light Comedy um; ich fühle mich übers Ohr gehauen, entscheide mich für einen Woody-Allen-Film, bin aber immer noch nicht befriedigt. Ich will etwas Besonderes. Ich durchstreife die Rock-Musical-Abteilung – nichts –, dann bin ich in der Horror-Comedy-Sektion – dito –, und plötzlich packt mich ein leichter Anfall von Panik. Man muß aus zu vielen verdammten Filmen auswählen. Ich ducke mich hinter ein Werbe-Display für die neue Dan-Aykroyd-Komödie, nehme zwei Fünf-Milligramm-Valium, spüle sie mit Diet Pepsi runter. Dann, fast mechanisch, wie vorprogrammiert, greife ich nach Der Tod kommt zweimal – ein Film, den ich 37mal ausgeliehen habe – und gehe zum Counter, wo ich zwanzig Minuten darauf warte, daß mich ein plumpes Mädchen (fünf Pfund Übergewicht, trockenes Kraushaar) bedient. Sie trägt allen Ernstes einen sackartigen, undefinierbaren Sweater – definitiv kein Designerteil –, vermutlich um zu kaschieren, daß sie keine Titten hat, und Scheiße, was nützt es, daß sie ganz hübsche Augen hat? Endlich bin ich dran. Ich gebe ihr die
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