American Psycho
leeren Hüllen.
»Ist das alles?« fragt sie und nimmt meine Mitgliedskarte. Ich trage persischschwarze Mario-Valentino-Handschuhe. Meine Mitgliedschaft bei VideoVision kostet jährlich nur zweihundertfünfzig Dollar.
»Haben Sie irgendwas mit Jami Gertz? « frage ich sie und versuche dabei, direkten Augenkontakt mit ihr herzustellen.
»Was?« fragt sie zerstreut.
»Filme mit Jami Gertz drin?«
»Wer?« Sie tippt etwas in den Computer und sagt dann, ohne mich anzusehen: »Wieviel Tage?«
»Drei«, sage ich. »Wissen Sie nicht, wer Jami Gertz ist?«
»Ich glaube nicht.« Jetzt seufzt sie.
»Jami Gertz«, sage ich. »Sie ist Schauspielerin. «
»Ich glaube, ich weiß nicht, wen Sie meinen«, sagt sie in einem Ton, der mir bedeuten soll, daß ich sie belästige, aber hey, sie arbeitet in einer Videothek, und wer will ihr bei einem so anspruchsvollen und aufreibenden Beruf zickiges Benehmen vorwerfen, wie? Was ich dem Körper dieses Mädchens mit einem Hammer alles antun, welche Worte ich ihr mit einem Eispickel einmeißeln könnte. Sie gibt dem Typen hinter ihr meine Hüllen – ich tue so, als bemerke ich seine entsetzte Reaktion nicht, als er mich nach einem Blick auf die Der-Tod-kommt-zweimal -Hülle erkennt –, aber pflichtbewußt geht er in eine Art Tresor im Hinterraum des Ladens und holt die Filme.
»Klar. Sie wissen schon«, sage ich gutmütig. »Sie ist in dieser Diet-Coke-Reklame. Sie kennen sie.«
»Wirklich, ich glaube nicht«, sagt sie so monoton, daß es mir beinahe die Sprache verschlägt. Sie tippt die Namen der Filme und dann meine Mitgliedsnummer in den Computer. »Am liebsten mag ich die Stelle in Der Tod kommt zweimal, wo die Frau … von diesem Schlagbohrer im Film … durchbohrt wird«, sage ich fast keuchend. Es scheint jetzt sehr heiß im Laden zu sein, und nach einem gemurmelten, atemlosen »O mein Gott«, lege ich eine behandschuhte Hand auf den Counter, um das Zittern abzustellen. »Und das Blut tropft von der Decke.« Ich atme tief ein, und während ich das sage, fängt mein Kopf an, unkontrolliert zu nicken, und ich muß schlucken, dabei denke ich: Ich muß ihre Schuhe sehen, und so unauffällig wie möglich versuche ich, über den Counter zu spähen, um rauszufinden, was für eine Art Schuhe sie trägt, aber es ist zum Verrücktwerden, es sind nur Sneakers – nicht K-Swiss, nicht Tretorn, nicht Adidas, nicht Reebok, nur irgendwelche ganz billigen.
»Hier unterschreiben.« Sie gibt mir die Kassetten, ohne mich anzusehen, sie weigert sich, mich zu erkennen; nachdem sie einmal tief durchgeatmet hat, winkt sie die nächsten in der Reihe zu sich, ein Pärchen mit Baby.
Auf dem Rückweg zu meinem Apartment gehe ich bei D’Agostino’s vorbei, wo ich zum Dinner zwei große Flaschen Perrier kaufe, ein Sixpack Coke Classic, einen Kopf Arugula, fünf mittelgroße Kiwis, eine Flasche Estragon-Essig, einen Becher Crème Fraîche, eine Packung Mikrowellen-Tapas, eine Schachtel Tofu und einen weißen Schokoriegel, den ich an der Kasse mitnehme.
Draußen ignoriere ich den Penner, der vor dem Les-Misérables -Poster lagert und ein Schild hält, auf dem steht: ICH HABE MEINEN JOB VERLOREN ICH BIN HUNGRIG ICH HABE KEIN GELD BITTE HELFEN SIE; er muß flennen, nachdem ich den Verarsch-den-Penner-mit-dem-Dollar-Trick bringe und ihm sage: »Jesus, könntest du dich bitte rasieren.« Meine Augen richten sich wie von Radar geleitet auf einen roten Lamborghini Countach, der am Bürgersteig geparkt ist, glänzend unter den Straßenlampen, und ich muß anhalten, daß Valium knallt schlagartig, unerwartet rein, alles andere wird ausgelöscht, der heulende Penner, die schwarzen Kids, die zur plärrenden Beatbox rappen, die Scharen von Tauben, die auf der Suche nach einem Schlafplatz über uns hinwegfliegen, die Ambulanz-Sirenen, die hupenden Taxis, die gutaussehende Maus im Betsey-Johnson-Dress, alles verschwindet, und in einer Art Zeitrafferaufnahme – aber in Zeitlupe, wie im Film – geht die Sonne unter, die Stadt wird dunkler, und alles, was ich sehen kann, ist der rote Lamborghini, und alles, was ich hören kann, ist mein eigenes gleichmäßiges, stetes Schnaufen. Minuten später (ich weiß nicht, wie viele) stehe ich immer noch da vor dem Laden, sabbere und glotze.
Gesichtskosmetik
Ich verlasse das Büro um halb fünf, gehe zu Xclusive, wo ich eine Stunde mit Free Weights trainiere, fahre dann mit dem Taxi durch den Park zu Gio’s im Pierre Hotel für eine Gesichtsbehandlung, eine Maniküre
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