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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Schock wie gelähmt. Ich drehe mich um und krieche zu ihr zurück.
    Eine Kugel schlägt in meinen Oberschenkel ein. Es ist nur ein winziges Loch, nicht größer als mein kleiner Finger, aber beim Austritt verdampfen Haut, Muskeln und Fleisch und hinterlassen eine Wunde von der Größe einer Keksdose. Ich bin irgendwie beeindruckt. Es ist, als würde man Zeuge einer Sprengung oder eines Autounfalls.
    Eine weitere Kugel zischt knapp an meinem Ohr vorbei und schlägt neben meinem rechten Knie ins Deck ein. Wer immer auf uns schießt, ist höher postiert als wir. Ich rolle mich zur Seite, rutsche durch Blutlachen zu Kirsten rüber und ziehe sie unter die Reling.
    Über uns verschwindet ein Stück vom polierten Holz, und Splitter dringen in ihren Hals ein. Sie schreit erneut.
    Ich ziehe meinen Gürtel heraus, rappele mich hoch und binde den Gürtel um meinen Oberschenkel. Das eine Ende halte ich
mit den Zähnen gepackt, während ich, um den Blutfluss zu stoppen, den Gürtel festziehe und ihn mit klebrigen Fingern verknote.
    Neben mir zuckt Ray Murphy, als eine Kugel durch seinen Oberschenkel ins Deck einschlägt. Auf der anderen Seite liegt direkt an seinem Bein ein Fischernetz an einer langen Stange. Im Netz befinden sich mehrere Plastikpäckchen. Das Lösegeld.
    Irgendjemand im Führerhaus versucht verzweifelt, Gas zu geben, aber die Trosse ist noch um eine große silberne Klampe am Heck gelegt. Ich ziehe die Glock aus dem Halfter unter meinem Arm und sehe Kirsten an. Sie steht unter schwerem Schock, hört mir jedoch zu.
    »Hier können wir nicht bleiben! Sie müssen zum Steuerhaus. Schnell! Sofort!«
    Kirsten nickt.
    Ich schiebe sie über das Deck und sehe sie durch das Blut robben. Dann fahre ich herum und ziele mit der Glock blindlings in den Nachthimmel. Nichts passiert, als ich den Abzug drücke.
    Kirstens Körper fährt herum, und sie hält sich die Seite. Den Bruchteil einer Sekunde später höre ich die Kugel. Blut sickert über Kirstens Finger, aber sie geht weiter.
    Die Auswahl von zwei möglichen Zielen hat den Schützen abgelenkt, aber ich muss etwas wegen des Scheinwerfers unternehmen. Er ist aus Messing und Chrom und an einen Ständer mitten auf dem Deck montiert.
    Ich drehe die Glock um und halte sie wie einen Hammer. Ich benutze Ray Murphys Körper als Schutzschild und rutsche über das Deck bis unter die Lampe. Ich hebe den Arm und zerschlage das Glas. Die Birne flackert auf und erlischt.
    Vor mir huscht ein Schatten vorbei, stolpert über meine Füße und fällt bäuchlings auf das Deck. Gerry Brandt rappelt sich auf und versucht, nach den Diamanten zu greifen. Ich trete ihm in den Unterleib, sodass er in die entgegengesetzte Richtung geschleudert wird. Wo er gerade noch stand, schlägt eine Kugel
ein. Er jault und wirft mir einen mörderischen Blick zu. Ich rette dem Arschloch das Leben, und das ist der Dank.
    Sein Gesicht ist blass und leer vor Schock. Ein roter Punkt taucht auf seiner Brust auf. Der Scharfschütze kann uns auch ohne Beleuchtung sehen. Er muss ein Infrarotzielfernrohr haben.
    Gerry blickt auf seine Brust und sieht mich an. Er könnte jeden Moment sterben.
    Er rollt sich zur Seite, und das Deck unter ihm splittert. Er rollt immer weiter, vorbei an dem Netz und den Päckchen und zuletzt über das Heck ins Wasser. Das Platschen ist wegen des im Leerlauf weiterbrummenden Motors nur ganz leise zu hören. Ich habe die Vision, dass er direkt in die rotierende Schiffsschraube fällt.
    Im Führerhaus gibt Kirsten Gas, doch das Boot ist immer noch mit einer Trosse am Heck vertäut. Ich rolle mich über das Deck, löse die letzte Schlaufe von der Klampe und spüre, wie das Tau durch meine Finger schießt. Das Boot macht einen Satz nach vorn, aber statt uns vom Ufer zu entfernen, steuern wir direkt darauf zu und krachen mit Wucht gegen die Mauer.
    Was, verdammt noch mal, macht die da!
    Das Boot kollidiert mit einem Pfeiler unter Wasser oder einem anderen Boot, bevor es Kurs auf die Flussmitte nimmt. Niemand steht am Steuer. Wohin ist sie verschwunden?
    Das Boot fährt im Kreis, und der Schütze wartet auf die nächste Gelegenheit, mich zu erledigen.
    Halb kriechend, halb robbend schleppe ich mich zum Steuerhaus und richte mich an der Außenwand auf. Ich packe mit den Fingern in den Rahmen eines Bullauges und ziehe mich hoch, bis ich durch das Glasfenster spähen kann.
    Es ist niemand da. Im selben Moment wird meine Sicht von dunklem Nebel getrübt, Blut. Mein Finger samt Ehering ist weg, eine

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