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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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einer Vertiefung unter meinem Adamsapfel gesammelt. Ich erinnere mich an das Geräusch der Projektile und an den Anblick von Kirsten, die sich die Hüfte hielt und über das Deck gewirbelt wurde.
    Erinnerungen wecken weitere Erinnerungen – fassbare, flüchtige Bilder kurz vor ihrem Verblassen. Gerry Brandt, der über Bord geht, die Umrisse eines Schützen, das Verschwinden meines Fingers … All diese Dinge haben jetzt Substanz, und real ist nur, was in jener Nacht passiert ist. Noch während ich versuche, Joe all das zu erklären, muss ich mit dem Grauen der Erinnerung
und der damit verbundenen Reue kämpfen. Wenn ich den Lauf der Ereignisse nur ändern könnte. Wenn ich nur zurückgehen könnte.
    Ray Murphy hat für Thames Water gearbeitet. Er kannte sich mit den Regenwasserabflüssen und den Abwasserkanälen aus, weil er als Kanalreiniger und für den Hochwasserschutz gearbeitet hatte. Er wusste, welche Hauptleitung er zum Platzen bringen musste, um eine Überflutung zu erzeugen. Die Explosion würde man einem Gasleck oder einer Methanblase zuschreiben, und niemand würde sich die Mühe weiterer Ermittlungen machen.
    Funksender und satellitengestützte Ortungssysteme sind nutzlos, wenn es unter die Erde geht, und es war unwahrscheinlich, dass sich jemand persönlich auf die Reise machen würde. Ray Murphy kannte bestimmt auch den unterirdischen Fluss unter den Dolphin Mansions. Er und Kirsten hatten sich gegenseitig ein Alibi für den Morgen von Mickeys Verschwinden geliefert. Aber wie passte Gerry Brandt in den Plan? Vielleicht brauchten sie einen dritten Mann.
    »Sie können sich nach wie vor nicht sicher sein, dass sie Mickey entführt haben«, sagt Joe. »Es gibt keinen direkten Beweis. « Sein Arm zuckt spastisch in meine Richtung. »Es könnte trotzdem ein Schwindel sein. Kirsten hatte Zugang zu Rachels Wohnung. Sie hätte Strähnen von Mickeys Haar besorgen und den Inhalt ihrer Schatztruhe sichten können. Wenn sie das Mädchen drei Jahre zuvor entführt hatten, warum sollten sie dann so lange mit ihrer Lösegeldforderung warten?«
    »Vielleicht ging es gar nicht um das Lösegeld – jedenfalls nicht am Anfang. Sir Douglas Carlyle hat gesagt, er würde alles für den Schutz seiner Enkeltochter tun. Wir wissen, dass er Kirsten engagiert hat, um Rachel zu bespitzeln. Er hat Beweise für eine Sorgerechtsschlacht gesammelt, aber seine Anwälte haben erklärt, die Sache sei aussichtslos. Vielleicht hat er selbst Gesetz spielen wollen.«

    »Und was ist mit Mickeys Badelaken? Wie ist das auf den Friedhof gekommen?«
    Mein Verstand hält kurz und verzweifelt inne. Vielleicht wollte man Howard die Schuld in die Schuhe schieben. Sie haben Mickeys Blut auf ein Badelaken geschmiert und es auf dem Friedhof platziert. Polizei und Gerichte haben den Rest erledigt.
    »Sie haben nach wie vor keinen Beweis dafür, dass Mickey noch lebt.«
    »Ich weiß.«
    Joe beugt sich vor und stellt seine Frage nicht mir, sondern den Flammen. »Warum wurde die Lösegeldforderung ausgerechnet jetzt gestellt?«
    »Gier.«
    Das ist wenigstens ein Motiv, das ich verstehe. Joe mag seine Psychopathen und Sadisten haben, aber mir ist ein altmodisches, alltägliches Motiv, mit dem ich mich identifizieren kann, allemal lieber.
    »Wer hat geschossen? Wer wollte sie alle töten?«
    »Jemand, der sie bestrafen oder zum Schweigen bringen wollte«, flüstere ich und beuge mich in meinem Sessel vor. »Es könnte Sir Douglas gewesen sein. Wenn er Mickeys Entführung arrangiert hat, könnte er erpresst worden sein.«
    »Oder? Ich weiß, dass Sie nicht glauben, dass er es war.«
    »Alexej.«
    »Sie haben gesagt, er sei Ihnen und Rachel an jenem Abend gefolgt.«
    »Er ist den Diamanten gefolgt.«
    Joe wartet auf meine Erklärung. Ich weiß, dass er längst verstanden hat, aber ich soll meine Argumente ausbreiten. »Alexej hatte nie vor, einfach dazustehen und zuzusehen, wie jemand mit zwei Millionen Pfund davonspaziert. Ob sie Mickey entführt haben oder nicht, ob sie noch lebte oder schon tot war, irgendjemand musste bezahlen. Bedenken Sie, was er seinem Bruder angetan hat.«

    »Und dazu gehörte auch, Sie zu töten?«
    »Nein, ich sollte gar nicht auf dem Boot sein. Niemand hat damit gerechnet, dass irgendjemand dem Lösegeld durch die Abwasserkanäle folgt.«
    »Und der Angriff im Krankenhaus?«
    Die Erinnerung steigt hoch und bleibt als Kloß in meinem Hals stecken. »Ich weiß nicht. Das kann ich noch nicht erklären. Vielleicht hatte er Angst, dass

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