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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Industriebrache in Kilburn gefunden. «
    »Wann war das?«
    »An dem Morgen, an dem man Sie aus dem Fluss gezogen
hat. Die Polizei hat sie ins Krankenhaus gebracht – ins Royal Free Hospital in Hampstead.«
    Ich empfinde weniger Freude als Erleichterung. Bis jetzt habe ich versucht, nicht daran zu denken, wer noch auf diesem Boot gewesen sein könnte, aber das wurde immer schwerer, je länger Rachel verschwunden blieb.
    »Ist sie vernommen worden?«
    »Nein, die Polizei hat gar nicht mit ihr gesprochen.«
    Dahinter steckt Campbell. Er weigert sich, Dingen nachzugehen, die irgendwie mit dem Fall Mickey Carlyle zu tun haben, weil er sich davor fürchtet, wohin die Ermittlungen führen könnten. Wenn man den Teppich gar nicht erst hebt, kann auch nichts darunter gekehrt worden sein. Schlaue Ignoranz ist die Verteidigung des Feiglings.
    »Man hat Rachels Wohnung durchsucht und Ihre Nachricht auf ihrem Anrufbeantworter gefunden – außerdem eine Garnitur Kleidung von Ihnen. Man will nicht, dass Sie in irgendeiner Weise Kontakt mit ihr aufnehmen – nicht so kurz vor Howards Revisionsverfahren.«
    »Und wo ist Rachel jetzt?«
    »Sie ist vor acht Tagen entlassen worden.«
    Irgendjemand aus Campbells Umgebung muss es Ali erzählt haben, ein Detective, der an den damaligen Ermittlungen beteiligt gewesen war. Wahrscheinlich »New Boy« Dave King, der schon immer eine Schwäche für sie hatte. Wir nennen ihn »New Boy«, weil er als Letzter zum Dezernat für schwere Gewaltverbrechen gekommen ist, aber das ist schon acht Jahre her.
    »Wie geht es Ihrem Freund?«
    Sie verzieht ihr Gesicht. »Das würde Sie gar nichts angehen.«
    »Dave ist ein guter Kerl. Wirkt sehr durchtrainiert. Wahrscheinlich geht er ins Sportstudio.«
    Sie antwortet nicht.
    »Vielleicht nicht der Allerhellste, aber da könnten Sie es auch schlimmer treffen.«

    »Er ist nicht wirklich der Richtige für mich, Sir.«
    »Wieso das?«
    »Also zunächst mal hat er dünnere Beine als ich. Wer in meine Hose passt, kommt mir nicht an die Wäsche.«
    Etwa fünfzehn Sekunden lang macht sie ein vollkommen ernstes Gesicht. Der arme Dave. Sie ist viel zu clever für ihn.
    Unten in der Küche lerne ich Alis Mutter kennen. Sie ist kaum einen Meter fünfzig groß und trägt einen hellgrünen Sari, der sie aussehen lässt wie Christbaumschmuck.
    »Guten Morgen, Inspector, und willkommen in unserem Haus. Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen.« Sie scheint aus ihren dunklen Augen zu lächeln, und ihre Aussprache ist unglaublich korrekt, als wäre ich jemand Wichtiges.
    »Gut, danke.«
    »Ich habe Ihnen ein Frühstück bereitet.«
    »Normalerweise frühstücke ich eher um die Mittagszeit.«
    Ihr enttäuschter Blick lässt mich meine Bemerkung bedauern, aber sie räumt bereits das Geschirr von der ersten Schicht ab. Einige von Alis Brüdern leben noch zu Hause. Zwei von ihnen betreiben eine Autowerkstatt in Mile End, einer ist Buchhalter, der Vierte studiert.
    Im hinteren Teil des Hauses rauscht eine Toilettenspülung, kurz darauf erscheint Alis Vater in einer British-Rail-Uniform. Er hat einen grau melierten Bart und trägt einen hellblauen Turban. Er schüttelt meine Hand und deutet eine Verbeugung an.
    »Seien Sie willkommen, Inspector.«
    Ali taucht in Jeans und Sweatshirt in der Küche auf. Ihr Vater schluckt seine Enttäuschung herunter.
    »Wir sind jetzt in England, Babba«, sagt sie und küsst ihn auf die Stirn.
    »Außerhalb dieser vier Wände schon«, erwidert er. »Aber in diesem Haus bist du immer noch meine Tochter. Schlimm genug, dass du dir die Haare abgeschnitten hast.«

    Ali soll einen Sari tragen, wenn sie ihre Eltern besucht. Ich habe sie einmal so getroffen, schön und verlegen in orangefarbene und grüne Seide gehüllt, unterwegs zur Hochzeit eines Cousins. Ich war damals eigenartig neidisch. Statt zwischen zwei Kulturen gefangen zu sein, schien sie beide in sich zu vereinen.
    »Vielen Dank, dass Sie mich bei sich aufgenommen haben«, versuche ich, das Thema zu wechseln.
    Mr. Barba schüttelt den Kopf. »Das ist schon in Ordnung, Inspector. Meine Tochter hat uns alles erklärt…«
    Daran habe ich irgendwie meine Zweifel.
    »Sie sind uns sehr willkommen. Setzen Sie sich. Essen Sie. Ich muss mich jetzt entschuldigen.«
    Er nimmt eine Butterbrotdose und eine Thermoskanne von der Küchenbank. Mrs. Barba bringt ihn zur Haustür und küsst ihn auf die Wange. Pfeifend steigt Dampf aus dem Kessel, und Ali gießt eine Kanne frischen Tee auf.
    »Sie müssen meine

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