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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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gefunden. Sie saß auf dem Beifahrersitz eines gestohlenen Wagens«, sagt Ali und studiert eine amtliche topographische Karte in ihrem Schoß. »Der Wagen wurde am Abend zuvor in einem Parkhaus in Soho gestohlen gemeldet. «
    Der Himmel ist aufgeklart, die Sonne scheint kräftig und spiegelt sich in den Pfützen. Ich steige aus dem Wagen und gehe über den unebenen Boden vorsichtig zu dem Gefrierschrank. Das nächste Fabrik- oder Lagergebäude ist fünfzig Meter entfernt. In London wimmelt es von Plätzen wie diesem. Die Leute stellen sich immer ein Leben auf engstem Raum vor, jeder freie Quadratmeter scheint genutzt, dabei gibt es tausende von leeren Lagerhäusern, verlassenen Wohnblöcken und wilden Schrottplätzen.
    Ich weiß nicht, was ich zu finden hoffe. Antworten. Zeugen. Etwas Vertrautes. Jeder hinterlässt Spuren. Das Alberne ist, dass ich kein leeres Grundstück betrachten kann, ohne mich zu fragen, welche Pflanzen dort vielleicht wachsen würden. Ich stehe mitten in einer riesigen Stadt und denke an Gersten- und Rapssamen.
    »Warum kann ich mich an nichts von alldem erinnern?«
    »Vielleicht waren Sie nie hier«, sagt Ali. »Rachel hat ihren Wagen drei Meilen entfernt abgestellt.«
    »Ich wäre ihr gefolgt.«
    »Wie?«
    »Ich weiß nicht.«
    Vorsichtig ebnet sich Ali durch Geröll und Unkraut einen Weg zu einem Drahtzaun. Dahinter verlaufen Gleise – die Bakerloo Line. Der Boden zittert, als ein Zug vorbeidonnert.
    Wir wenden uns nach links und kommen zu einer Fußgängerbrücke
über die Trasse. Im Norden kann man die Bahnsteige der Kilburn Station sehen. Am Rand der beiden Gleise wuchert Unkraut, in den Mulden hat sich Müll angesammelt.
    Es ist ein guter Ort für eine Lösegeldübergabe. Still. Am Abend waren die Fabriken und Lagerhäuser wahrscheinlich leer. Es gibt Ausfallstraßen nach Norden und Süden. Die Züge verkehren in west-östlicher Richtung. Binnen zehn Minuten könnte man in jeder Richtung Meilen entfernt sein.
    »Ich muss auf den Polizeirevieren der Umgebung die Meldelisten einsehen«, erkläre ich Ali. »Ich will alles wissen, was an jenem Abend in einem Umkreis von zwei Meilen passiert ist – Einbrüche, Überfälle, Knöllchen, kaputte Laternen, was immer Sie finden können.«
    »Wonach suchen Sie?«
    »Das sage ich Ihnen, wenn ich es gefunden habe.«
    Das Royal Free Hospital ist keine halbe Meile entfernt von der Stelle, wo Rachels Wagen abgestellt wurde, und drei Meilen entfernt von der Stelle, wo man sie gefunden hat. Ali wartet draußen, während ich das Krankenhaus durch den Haupteingang betrete.
    Die Frau am Empfang ist Mitte fünfzig, die rotbraunen Haare hat sie eng an ihrem Kopf festgesteckt. Sie könnte eine Krankenschwester sein, aber ohne Uniform ist das schwer zu sagen.
    »Ich bin Detective Inspector Ruiz. Ich brauche Informationen über eine Frau, die hier vor gut einer Woche behandelt wurde.« Mein Blick fällt auf ihr Namensschild, und ich füge hinzu: »Vielen Dank, Joanne.«
    Sie richtet sich auf und berührt ihre Haare.
    »Der Name ist Rachel Carlyle. Sie wurde von der Polizei hergebracht. «
    Joanne stützt sich auf ihre Ellenbogen und sieht mich an.
    »Vielleicht sollten Sie im Computer nachsehen«, schlage ich vor.

    Sie errötet leicht und wendet sich der Tastatur zu. »Ich fürchte, Mrs. Carlyle ist nicht mehr bei uns.«
    »Warum wurde sie eingeliefert?«
    »Informationen dieser Art darf ich leider nicht herausgeben.«
    »Und an welchem Tag wurde sie entlassen?«
    »Warten Sie … am 29. September.«
    »Wissen Sie, wohin sie von hier aus gefahren ist?«
    »Nun, es gibt eine Adresse… aber ich weiß nicht…«
    Ich weiß, was sie sagen wird. Sie wird mich nach einem Dienstausweis oder einer Vollmacht fragen. Ich habe meine Marke nicht mehr.
    Dann fällt mir auf, dass sie auf meine Hände starrt, speziell auf meinen Zigeunerring. Er ist aus vierzehnkarätigem Gelbgold mit einem champagnerfarbenen Diamanten. Laut Daj hat er meinem Großvater gehört, obwohl ich nicht weiß, woher sie das wissen will und wie sie es geschafft haben soll, ihn aus Auschwitz zu retten.
    Was Zigeuner betrifft, sind die Leute abergläubisch. Meine Mutter hat den Erwartungen gerne entsprochen. Bei Schul- und Dorffesten hat sie ihren stoffbespannten Tisch aufgestellt, Tarotkarten gelegt und für ein paar Pfund pro Sitzung die Zukunft vorausgesagt. Im Wohnzimmer von unserem Cottage wurden bei zugezogenen Vorhängen und durchdringendem Weihrauchgestank auch private Séancen

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