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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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wie eine Robbe.
    Ali streicht ihm mit den Fingern durch sein kurz geschnittenes Haar, und er schnurrt wie ein Kätzchen.

    »Ist dein Dad drinnen?«
    Sein Kopf zuckt. »VERPISSICH! WEG!«
    »Wohin ist er denn gegangen?«
    Er zuckt die Achseln.
    Ray Murphy hat Kirsten ihr Alibi für den Morgen von Mickeys Verschwinden geliefert. Laut übereinstimmender Aussage der beiden hat er ihre Dusche repariert. Ich hatte den kleinen Mann schon einmal auf allen vieren in einem Boxring hocken sehen – im Kampf um den britischen Titel im Bantamgewicht. Das muss Anfang der 80er Jahre gewesen sein.
    Im Laufe der damaligen Ermittlungen habe ich ihn zwei Mal befragt. Ich dachte, dass er vielleicht eine Idee hatte, wie Mickey das Gebäude verlassen haben könnte.
    »Genau wie alle anderen«, erklärte er mir. »Durch die Haustür. «
    »Sie glauben, ihre Freundin Sarah hat sie verpasst.«
    »Kinder machen nicht immer, was man will.«
    Er sprach aus Erfahrung. Sein Ältester, Tony, saß im Knast von Brixton fünf Jahre wegen bewaffneten Raubüberfalls ab.
    Ich wende mich von Stevie ab und klopfe drei Mal an die Tür der Kneipe. Man hört einen Stuhl über den Boden schrammen, bevor die Tür einen Spalt geöffnet wird. Eine große Frau mit festbetonierten, nikotinfarbenen Haaren mustert mich argwöhnisch. In ihrem flauschigen gelben Pullover und den schwarzen Leggins sieht sie aus wie ein überdimensioniertes Entenküken.
    »Mrs. Murphy?«
    »Haben Sie ihn schon gefunden?«
    »Verzeihung?«
    »Haben Sie meinen Ray gefunden? Welches Flittchen vögelt er denn?«
    Ali versucht, das Missverständnis zu klären. »Wollen Sie damit sagen, dass Sie Ihren Mann in letzter Zeit nicht gesehen haben?«

    »Ohne Scheiß, Miss Marple!«
    Sie dreht sich um und watschelt zu ihrem Stuhl. Auf dem Tisch stehen die Reste vom Frühstück, und über den Fernsehschirm auf dem Tresen flimmern Bilder von einem strahlend glücklichen Paar auf einem Sofa.
    »Ich erinnere mich an Sie«, sagt sie, ohne den Blick vom Fernseher zu wenden. »Sie sind der Bulle, der das kleine Mädchen gesucht hat.«
    »Mickey Carlyle.«
    Sie deutet eine Geste an. »Stevie erinnert sich. Er vergisst nichts.«
    »Mickey, klicki, ficki, sticki«, spielt Stevie mit dem Reim.
    »Sei nicht so widerlich«, schimpft Mrs. Murphy. Stevie zuckt zusammen und weicht einer Ohrfeige aus. Er tritt ein paar Schritte zurück und lässt seine Hüften in einem eigenartig erwachsenen Tanz kreisen.
    Die Küche ist klein und voll gestopft. Auf dem Kaminsims steht eine seltsame Sammlung von Souvenirs und Nippes, darunter Mickymaus als Salz- und Pfefferstreuer, ein Boxpokal und ein Autogramm von Henry Cooper.
    Stevie tanzt immer noch, während Mrs. Murphys Blick am Fernseher klebt.
    Ich könnte achtzig werden, bevor ich ungeteilte Aufmerksamkeit bekomme. Ich drücke auf den Standbyknopf der Fernbedienung, und Mrs. Murphy sieht mich an, als hätte ich ihre lebenserhaltenden Maschinen abgeschaltet.
    »Wann haben Sie Ray zum letzten Mal gesehen?«
    »Wie ich denen gesagt habe – am 24. September.«
    »Wem haben Sie das gesagt?«
    »Der Polizei! Zwei Mal war ich schon da, aber sie haben mir nicht geglaubt. Sie denken, Ray hätte sich einfach nur für eine Weile vom Acker gemacht, wie früher.«
    »Wie früher?«
    Sie wischt sich die Augen und blickt zu Stevie. Ali reagiert.

    »Vielleicht sollten wir nach draußen gehen«, schlägt sie vor. Stevie grinst und schlingt einen Arm um ihre Hüfte.
    »Passen Sie bloß auf, dass er Sie nicht angrabscht«, sagt seine Mutter und blickt auf den dunklen Fernsehschirm.
    Als die Tür zu ist, fährt Mrs. Murphy fort. »Ray konnte seine Hose nie zuhalten. Aber seit wir diese Kneipe hier haben, ist er zu Hause geblieben. Er liebte das White Horse …« Ihre Stimme verliert sich.
    »Sein Hausmeisterjob muss ja ziemlich einträglich gewesen sein, wenn er sich diesen Laden leisten konnte.«
    »Wir haben ihn mit ehrlichem Geld gekauft«, empört sie sich. »Ein Onkel hat Ray was hinterlassen.«
    »Haben Sie diesen Onkel je getroffen?«
    »Er hat in Saudi Arabien gearbeitet. In Saudi Arabien muss man keine Steuern zahlen. Und Ray hat es verdient. Er hat zwanzig Jahre lang als Kanalreiniger in den Abwasserkanälen malocht. Wissen Sie, was das heißt? Er hat Scheiße geschippt, knietief in der Brühe gestanden, allein im Dunkeln mit den Ratten. Er ist ständig auf riesige Nester gestoßen, die sich wie Würmer in einem Eimer gewunden haben.«
    »Ich dachte, er hätte beim

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