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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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weiß, dass wir dort unten sind, wir können also nicht sicher davon ausgehen, dass die Abwasserkanäle gelüftet sind. Wir könnten auf Blasen von Methan, Ammoniak, Hydrogensulfiden, Benzol und Kohlendioxid stoßen oder auf Gase, die noch gar keinen verdammten Namen haben. Berühren Sie mit Ihren Handschuhen weder Mund noch Augen. Bleiben Sie dicht hinter Moley. Niemand kennt sich so gut aus wie er.«
    Er klickt einen Gasmesser an meinen Sicherheitsgürtel.
    Wettermann Pete signalisiert mit erhobenem Daumen sein Okay, und Moley stemmt einen Kanaldeckel auf und rollt ihn beiseite. Dann lässt er eine Sicherheitslampe in den runden Schacht hinab. Angus und Phil steigen als Erste in das Loch und klettern an den Eisenringen nach unten. Ich werde zwischen Barry und Moley eingequetscht.
    Der Abwasserkanal ist keine anderthalb Meter hoch, sodass ich mich bücken muss. Die Luft stinkt nach Fäkalien und fauliger Feuchtigkeit. Die Backsteinwände wölben sich an den Seiten und verschwinden im flachen Strom. Unsere Schatten auf dem Mauerwerk wirken verzerrt.
    »Vergiss nicht, die Brille runterzuklappen«, sagt Angus, während er an eine Wand pinkelt.
    Moley sieht mich an, und das Weiß seiner Augen leuchtet im Licht der Lampe. Er sagt nichts, aber ich weiß, dass er mir eine letzte Chance gibt umzukehren.
    Wettermann Pete schiebt den Kanaldeckel wieder über den Schacht und schließt uns hier drinnen ein.
    Ich bin auf einmal nervös.
    »Wie nimmt er Kontakt mit uns auf, wenn es anfängt zu regnen? «
    »Auf die altmodische Art«, antwortet Barry. »Er hebt einen
Kanaldeckel an und lässt ihn fallen. Das hört man noch meilenweit entfernt.«
    Angus klopft mir auf die Schulter. »Und, was meinen Sie?«
    »So übel riecht es auch nicht.«
    Er lacht. »Da müssen Sie mal am Samstagmorgen herkommen. Freitagabend gehen die Leute Curry essen.«
    Moley watet langsam in dem Strom vorwärts. Barry lässt sich hinter mich zurückfallen. Er geht gebückter als die anderen, weil die Sicherheitsgurte seine stattliche Statur von allen Seiten drücken. Wasser kräuselt sich um meine Knie, und die schwitzenden Steine sehen im Licht der Taschenlampe beinahe silbern aus.
    »Wir nennen sie Schnodderzapfen«, sagt Barry und zeigt auf die Stalagmiten, die unsere Helme streifen.
    Trotz der Kälte beginne ich bereits zu schwitzen. Nach einhundert Metern setzt ein Dauerzittern ein. Jedes Geräusch wird verstärkt, und das lässt mich gereizt werden. Ich habe die ganze Zeit versucht, mir Mickey in den verschiedenen Szenarien vorzustellen, aber es wird immer schwieriger.
    Gleichzeitig muss ich an Ali denken, die ihr verkrüppeltes Spiegelbild anstarrt und sich fragt, ob sie je wieder wird laufen können. Ich habe mit allem angefangen. Ich habe sie mitkommen lassen, obwohl sie viel mehr zu verlieren hatte als ich. Jetzt wate ich im Dreck und in der Scheiße, und das scheint irgendwie angemessen. Wenn man den Zustand meines Lebens, meiner Karriere und meiner Beziehungen betrachtet, gehöre ich genau hierhin.
    »Wir sind jetzt direkt unter der Stelle, die Sie uns auf dem Stadtplan gezeigt haben«, sagt Barry, und seine Kopflampe blendet mich einen Moment lang.
    Ich blicke zu der großen Öffnung auf, die zu einem Nebentunnel führt. Die geplatzte Hauptwasserleitung hat am Abend der Lösegeldübergabe knapp viertausend Liter Wasser pro Minute durch die Straßen und in die Abflüsse gespült – genug, um ein Lösegeld davonzutragen oder vielleicht sogar mich.

    »Wenn irgendetwas hier runtergeschwemmt würde, wo würde es dann landen?«
    »Das System verläuft von oben nach unten. Es arbeitet mit der Schwerkraft«, sagt Angus.
    Moley nickt.
    »Ist w-w-weggespült worden«, stottert Phil.
    Barry erklärt. »Diese kleinen örtlichen Abwasserkanäle münden in Hauptabwasserkanäle, und der Abfall landet in einem der fünf Auffangkanäle, die alle mittels Schwerkraft von Westen nach Osten fließen. Der obere Auffangkanal beginnt bei Hampstead Hill und kreuzt bei Kentish Town die Highgate Road. Weiter südlich gibt es zwei mittlere Auffangkanäle. Einer beginnt in der Nähe von Kilburn und verläuft unter der Edgware Road bis zur Euston Road und vorbei an King’s Cross. Der zweite verläuft von Kentish Town unter Bayswater entlang und unter der Oxford Street. Dann gibt es noch zwei untere Auffangkanäle, einen unter Kensington, Piccadilly und der City, und der zweite verläuft direkt unter dem nördlichen Themseufer. «
    »Und wohin führen sie alle?«
    »Zum

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