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Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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neuem empor, kochten herauf aus einem alten Quell des Verratenwordenseins.
    »Ich werd’s dir zeigen«, knirschte er Morn an. »Zieh die Bordmontur aus.«
    Unvermittelt hob Carmel den Kopf, tippte Tasten ihrer Kontrollen. »Nick, wir orten Verkehr. Amnion-Raumschiffe. Der Konfiguration nach sind’s Kriegsschiffe.«
    Mikka Vasaczk wirbelte zur Scanning-Hauptoperatorin herum. »Kurs?«
    Carmel drückte weitere Tasten. »Nicht auf uns zu. Alle fliegen Station Potential an.«
    »Funkaktivitäten?« erkundigte Mikka sich bei Lind.
    Lind rückte sich den Ohrhörer zurecht, gab seiner Kontrollkonsole Befehle ein. »Nichts. Falls Kommunikation stattfindet, wird sie nicht in unsere Richtung abgestrahlt.«
    Mikka wandte sich ruckartig um, wieder Nick und Morn zu. »Nick, wir müssen das Bremsmanöver einleiten. Station Potential dient als Basis aller Vorposten. In ihrem Nahraum fliegen andauernd Kriegsschiffe hin und her. Die wir jetzt geortet haben, können auf Routineflug sein. Aber wir dürfen’s nicht wagen, mit derartiger Geschwindigkeit dazwischenzusausen. Sie glauben uns dort nichts, was wir sagen, bevor wir verlangsamt haben.«
    Nick achtete nicht auf sie; er beachtete die ganze Brückenbesatzung nicht. Unnachgiebig wie der Tod behielt er Morns Augen im Blick; seine Narben schienen so stark durchpulst zu werden, als müßte gleich Blut hervorsickern.
    »Ich habe gesagt, zieh die Montur aus!«
    Hier. Vor der kompletten Brückencrew. In Anwesenheit der anderen wollte er seine Männlichkeit beweisen.
    Noch vor ein paar Minuten hätte Morn sich ohne größere Erregung verweigert. In ihrer Furcht vor den Amnion, die alle übrigen Rücksichten verdrängte, hätte sie es nochmals gewagt, ihm zu trotzen. Sie hätte nichts zu verlieren gehabt. Solange sie lebte, blieb ihr Abscheu vor ihm wach. Jede seiner Berührungen widerte sie an. Ein Pirat war er und Verräter an der Menschheit; er war ein Mann. Daß er sie zu erniedrigen beabsichtigte, indem er sie vor den Augen seiner Brückenschicht bestieg, hätte ihr noch vorhin mehr abverlangt, als sie sich antun zu lassen bereit gewesen wäre.
    Und ihr Z-Implantat ließ ihre eine letzte Möglichkeit, um sich ihm zu entziehen…
    Aber er hatte ihr Grund zu der Hoffnung gegeben, daß sie nicht sterben mußte; daß sie nach wie vor fähig sein mochte, sich und Davies zu retten; daß der Morn Hyland, die einmal klare Standpunkte zu Verrat und Kindern gehabt hatte, vielleicht kein völliger Verfall drohte. Lange vor ihrem Entschluß, das Kind zu bekommen, hatte sie es nach ihrem Vater genannt, weil sie an den Werten festhalten wollte, die er repräsentiert hatte, den durch ihn vermittelten Überzeugungen und dem Vorbild seines Engagements. Auf intuitiver Ebene hatte sie sich danach gesehnt, weiter an all das und sich selbst glauben zu dürfen. Deshalb waren, erkannte sie jetzt, ihre Entscheidungen über das Schicksals ihres Kindes und ihr eigenes Los untrennbar miteinander verquickt gewesen.
    Auf gewisse Weise hatte Nick ihr das Leben zurückgeschenkt.
    Jetzt verhielt sich alles anders.
    Als sie nicht gehorchte, verließ er, getrieben von Wut und Selbstzweifel, seinen Sessel, kam auf sie zu.
    Sie schaute ihm entgegen, ohne sich zu rühren.
    Aber er packte sie nicht etwa, schlug sie nicht, riß ihr nicht den Stoff der Bordmontur von den Schultern. Sein Blick blitzte wie ein Laser, als er wenige Zentimeter vor ihr verharrte; ein jähes Zucken fuhr über seine Gesichtszüge.
    »Morn, bitte…«, flüsterte er so leise durch die Zähne, daß niemand außer ihr es hören konnte. Er bettelte um die Gelegenheit, seinen Leuten zeigen zu können, daß er über Morn völlige Macht genoß.
    Da erkannte sie, daß sie sich endlich in Sicherheit befand. Er war auf die Lüge hereingefallen; von ihrer Maskerade abhängig geworden. Solange sie ihm dabei half, seine Zweifel zu unterdrücken, würde er von ihr nicht lassen.
    Im Interesse ihres Selbstschutzes, zum Schutz Davies’ und im Namen der Morn Hyland, die Angus Thermopyle fast zugrunde gerichtet, beinahe umgebracht hatte, schob sie also die Hand in die Tasche und erzeugte sich anhand des Zonenimplantat-Kontrollgeräts eine Aufwallung artifizieller Lust. Dann öffnete sie die Bordmontur und streifte sie ab.
    Eine zarte Rosatönung überzog ihre Haut, aber keineswegs aus Scham.
    Während alle auf der Brücke anwesenden Besatzungsmitglieder zusahen, gab sie sich Nick hin wie eine Frau, die für seine Zärtlichkeiten ihre Seele geopfert

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