Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
hätte.
    Schnell und roh, als wäre es ein Akt der Verzweiflung, nahm er sie auf dem Deck. An der Stelle, wo Morn lag, konnte sie außer seinem kein Gesicht sehen – außer seinem und Mikka Vasaczks Gesicht.
    Mikkas Augen verströmten Tränen, sie weinte aus unstillbarer Trauer: vielleicht um sich selbst; es mochte sein, um Morns willen; oder wegen Nick; vielleicht um sie alle.

 
11
     
     
    Die Käptens Liebchen mußte das Bremsmanöver mit starkem Gegenschub vollziehen. Allerdings blieb die G-Belastung diesmal hinter dem zurück, was Morn nach dem Abflug von der KombiMontan-Station erlebt hatte. Nick war der Ansicht, noch genug Zeit zu haben. Er glaubte, daß man auf Station Potential, solange man dort die Käptens Liebchen bremsen sah, wahrscheinlich die Bereitschaft behielt, sich anzuhören, was die Besatzung zu sagen hatte, ehe man entschied, ob man sie vernichtete oder schonte.
    Deshalb gab er für jeweils zweistündige Phasen Gegenschub bei deutlich weniger als voller Triebwerksleistung; danach ließ er das Raumschiff zwei Stunden lang fliegen, ohne das Bremsmanöver fortzusetzen, damit seine Crew sich wenigstens etwas von den Anstrengungen erholen konnte, ehe er erneut abbremste. Aus demselben Grund rotierten die Schichten jetzt in vierstündigen Abständen.
    Auf diese Weise beförderte er, indem er wechselweise bremste und ohne Gegenschub flog, Morn Hyland zu ihrer ersten Begegnung mit den Amnion.
    Infolge ihres Hyperspatium-Syndroms konnte sie sich während der meisten Zeit nicht nützlich machen. Wenn das Raumschiff verlangsamte, mußte sie in ihrer Kabine und in dem durch das Z-Implantat erzeugten Schlafzustand bleiben.
    Darum konnte sie die Stunden, die verstrichen, um so schlechter ertragen.
    Wäre es ihr möglich gewesen, ihrer Arbeit nachzugehen, hätte sie sich wohl gegen ihre immer spürbarere Sorge weniger hilflos gefühlt. Doch indem sie sich Station Potential näherte, vertieften sich ihre Befürchtungen, fraßen sich so gründlich in ihr fest, daß sie ihr fast bis in die Zellen des Körpers reichte; man hätte meinen können, ihre Gene selbst wollten vor Furcht schreien. Trotz Nicks Beschwichtigungen graute es Morn vor den Amnion. Sie bedeuteten eine Gefahr für die Unantastbarkeit ihrer Zugehörigkeit zur menschlichen Spezies. In der Macht der Amnion stand es, sogar die fundamentalsten Dinge, die sie über sich wußte, zu verändern.
    Der bloße Gedanke, sich ihnen auszuliefern – sie Davies nehmen und in einem ihrer Laboratorien dem ›Schnellwachstum‹ unterziehen zu lassen –, ließ sie schaudern.
    Natürlich hätte sie sich die Unannehmlichkeiten ersparen können, hätte sie sich für die gesamte Dauer der Anflugperiode schlafen gelegt. Weil die Unterwürfigkeit, die Morn auf der Brücke letzten Endes gezeigt hatte, ihm schmeichelte, hatte er ihr über seine Absichten hinsichtlich der G-Belastungen des Bremsmanövers genaue Angaben gemacht. Sie hätte den Zeitschalter ihres schwarzen Kästchens einstellen und für achtzehn oder vierundzwanzig Stunden schlafen können, ohne erwarten zu müssen, daß währenddessen jemand sie brauchte.
    Aber aufgrund irgendeiner Ursache empfand sie eine Abneigung dagegen, sich mit dieser Methode die Situation zu erleichtern.
    Sie sagte sich, die Ursache sei, daß sie wissen wollte, was geschah. Zu erfahren wünschte, wie Nick sein Raumschiff schützte. Ihr daran lag, zu hören, was Nick und die Amnion diskutierten, welche Art von Handel sie vereinbarten. Sämtliche Einzelheiten, von denen ihr Überleben abhing, mochten im Laufe der Erholungspausen zwischen den Bremsphasen ausgekungelt werden. Falls sie nicht zugegen war, wenn Nick mit den Amnion Erörterungen führte, konnte sie von allem nichts mitbekommen.
    Also stellte sie jedesmal, sobald die Triebwerksdüsen zu brausen anfingen, den Zeitschalter auf etwas mehr als zwei Stunden ein; und jedesmal, wenn sie erwachte, ging sie auf die Brücke. Als Vorwand brachte sie der jeweiligen Schicht Kaffee oder Mahlzeiten; danach lungerte sie unauffällig herum und hoffte, daß Liete oder Mikka sie nicht wegschickten. Wann immer es sich als möglich erwies, löste sie Sib Mackern oder Alba Parmute für ein, zwei Stunden ab.
    Allmählich jedoch kam ihr zu Bewußtsein, daß ihr Widerwille dagegen, die Anflugperiode völlig zu verschlafen, einen anderen Ursprung hatte.
    Sie begann an den Wirkungen ihres Z-Implantats zu zweifeln.
    Im Moment ihres größten Triumphs über Nick Succorso hatte etwas von dem Abscheu,

Weitere Kostenlose Bücher