Amnion 2: Verbotenes Wissen
»werden sie uns diesmal nicht abweisen.«
»Nick!« schnaufte Lind.
Die Antwort der Amnion traf ein.
»Station Potential an Human-Raumschiff im Anflug. Sie begehen einen Vertragsverstoß und werden als feindlich eingestuft. Ihre Identifikation genügt keinen akzeptablen Normen. Vormaliger Besuch und Abflug des Raumschiffs Käptens Liebchen wird bestätigt. Der Name ›Nick Succorso‹ steht im Widerspruch zur konstatierten Realität und wird als falsch bewertet. Die Amnion-Defensiveinheit Friedliche Hegemonie hat Befehl; den Einflug des Raumschiffs Käptens Liebchen zu verhindern. Übermitteln Sie eine akzeptable Identifikation.«
»›Im Widerspruch zur konstatierten Realität?‹« wiederholte Malda sorgenvoll. »Zum Henker, was soll denn das heißen?«
Morn bemerkte, daß sie doch wieder den Atem anhielt.
»Du bist das erste Mal nicht dabei gewesen«, antwortete Nick mit scheinbarer Unbekümmertheit. »Diese Quallen kennen niemanden beim Namen, und am äußeren Aussehen erkennen sie schon gar niemanden. Was sie anbelangt, sind Äußeres und Identität zwei Paar Schuhe. Das einzige, was sie anerkennen, ist der genetische Code. Ich glaube, diese Schleimbeutel können wahrhaftig einer die DNS des anderen riechen.« Er feixte. »Sie haben Grund zu der Annahme, ich könnte unmöglich in dieser Gegend des Weltraums umherfliegen. Wenn ich nicht tot bin« – seine Zähne glänzten –, »muß ich jemand anderer sein.«
Er wandte sich an Mackern. »Du hast meine Gen-Daten, Mackern«, sagte er. »Sie sind in meiner Id-Datei. Hier hast du ’n Zugriff.« Er tippte einen Code in sein Kontrollpult. »Kopiere sie Lind hinüber«, befahl er.
Sibs Hände zitterten, während er die Anweisung befolgte.
»Lind«, gab Nick neue Befehle, »funke die vorherige Mitteilung komplett noch mal, aber erweitert um meine DNS-Struktur. Erfrage Angaben für die Einflugabbremsung und Reede-Trajektorie.«
»Alles klar.« Lind rückte seinen Ohrhörer zurecht. Einen Augenblick später nickte er Mackern zu. »Ich hab’s.« Verkrampft setzte er den neuen Funkspruch ab.
Auf der Brücke war es so still, daß Morn jede einzelne Taste klicken hörte; sogar das nahezu unterschwellige Summen der Skrubber in der Luftfilteranlage konnte sie hören.
Mikka trat näher an Nicks Kontrollpult und deutete auf den Interkom-Apparat. »Darf ich?«
Succorso nickte.
Mit dem Daumen drückte Mikka den Schalter. »Liete?«
»Hier«, ertönte Liete Corregios Stimme.
»Bitte Meldung«, verlangte Mikka barsch, »ob alles in Ordnung ist.«
»Wir sind alle auf Gefechtsstation.« Die Interkom-Verbindung dämpfte alles, was an Emotionalem in Lietes Stimme mitschwingen mochte. »Alba zerfließt schier vor Selbstmitleid. Alle anderen sind so voll in Bereitschaft, wie’s überhaupt nur geht.«
»Dann bleibt so.«
»Ich verstehe nicht, was los ist«, sagte Morn und atmete tief durch. »Was war das für ein Geschäft, das ihr damals mit ihnen ausgehandelt habt? Warum sollten sie glauben, daß du tot bist oder jemand anderer sein könntest?«
Eine Erklärung konnte sie sich selbst denken, aber sie war dermaßen widerwärtig, daß sie daran gar nicht denken mochte. Noch weniger hätte sie sie laut aussprechen können. Dennoch mußte sie Bescheid wissen…
Mit einer plötzlichen Bewegung drehte Nick ihr seinen Sessel zu. In seinen Narben zeigte sich eine andeutungsweise Verfärbung, als sollte sein Blick, um ihn bedrohlicher zu machen, mit der Andeutung von Risiken unterstrichen werden. »Rate mal.« Seine Fassade der Gelassenheit bröckelte, die Nervenbelastung verschliß sie. »Wenn du schon denkst, jetzt sei der geeignete Zeitpunkt, um Fragen zu stellen, kannst du ruhig selber was dafür tun, die Antworten zu finden.«
Grausen krampfte Morns Herz zusammen. Sie öffnete den Mund, aber brachte keinen Laut hervor.
»Nick«, mischte Vector sich in umgänglichem Tonfall ein, »keinem von uns gefällt’s, wenn wir hier sinnlos durch dummes Gequassel gestört werden, aber für sie steht mehr als für jeden anderen auf dem Spiel. Sie hat zwei Leben zu verlieren. Auch du hast nur eins. Es ist doch ganz natürlich, daß sie wissen möchte, wogegen wir da anstinken müssen.«
Nick schwang heftig den Andrucksessel herum. »Was machst du hier überhaupt?« schnauzte er den Bordtechniker an. »Hast du nicht im Maschinenraum zu sein?«
Vector hob die Schultern. »Wofür? Die Triebwerke sind voll funktionstüchtig. Und ’n Warnlämpchen sieht Lumpi so gut wie ich. Er
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