Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
Trajektorie ab. Die Steueranlagen-Zweitoperatorin vollführte eine kurze Kursanpassung.
    »Fertig«, meldete Scorz.
    Irgend etwas anderes zu tun außerstande, beobachtete Morn, wie Nick die Kommunikatoren eigenhändig auf Sendung schaltete. »Kapitän Nick Succorso an Station Potential«, sagte er. »Ich habe eine Antwort auf Ihren Vorschlag.«
    Dann schwieg er und wartete ab.
    In seinen Augen glomm wieder der Glanz seines kämpferischen Geists; seine Gesichtszüge drückten erneuerten Tatendrang aus.
    Die Entgegnung der Station traf fast ohne Verzug ein.
    »Station Potential an vorgeblichen Human-Kapitän Nick Succorso. Ihre Antwort wird erwünscht. Harmonisierung der Zwecke muß erreicht werden. Andernfalls erfolgt Ihre Abweisung.«
    »Harmonisierung der Zwecke ist für beide Seiten erstrebenswert«, leierte Nick, als sagte er Plattheiten auf, die er als lachhaft erachtete. »Zuflucht dagegen für uns nicht. Unsere Gefährdung wird behoben, wenn wir Harmonisierung der Zwecke erlangen.« Sein Tonfall machte die fremdartigen Redewendungen zum blanken Hohn. »Sie verlangen eine Erklärung der Diskrepanz zwischen konstatierter Realität und vorgeblicher Identität. Wir benötigen medizinischen Beistand. Außerdem brauchen wir dringend Kredit.« Er nannte einen Betrag, der genügte, um einen fabrikneuen Ponton-Antrieb zu erwerben. »Ich schlage vor, die wünschenswerte Harmonisierung der Zwecke durch wechselseitige Erfüllung der Ansprüche herzustellen.«
    Schweigen summte in den Lautsprechern. Dann ertönte die fremde Stimme erneut.
    »Sie fordern eine hohe Summe.«
    Nick zuckte die Achseln. »Ich biete wertvolles Wissen an. Es hat Bedeutung für den gesamten Umgang der Amnion mit dem Human-Kosmos.«
    Eine weitere Pause schloß sich an.
    »Worin besteht Ihr medizinisches Problem?«
    Nick drehte sein Grinsen Morn zu. »Wir haben einen schwangeren weiblichen Menschen an Bord. Der Fötus ist bei uns deplaziert. Wir möchten ein voll ausgereiftes menschliches Kind.«
    Diesmal folgte keine Pause. »Vorgeblicher Human-Kapitän Nick Succorso, alle Ihre Forderungen gehen weit. Genauigkeit ist notwendig. Auf welche Weise beabsichtigen Sie die Diskrepanz zwischen konstatierter Realität und vorgeblicher Identität aufzuklären?«
    »Durch eine Blutprobe«, antwortete Nick kurz und bündig.
    »In ausreichendem Quantum?« fragte die Stimme.
    »Einen Deziliter.«
    »Das genannte Quantum ist ausreichend«, sagte die Stimme nach einer Pause.
    »Meine Forderungen gehen tatsächlich weit«, gab Nick sofort zu. »Andererseits habe ich viel zu bieten. Sie verlangen Genauigkeit. Folgendes ist mein Vorschlag. Der weibliche Mensch und ich werden Station Potential betreten. Man bringt uns dorthin, wo das Kind dem Schnellwachstum unterzogen werden kann. Ich spende einen Deziliter Blut. Dann wenden Sie bei dem Kind das Schnellwachstumsverfahren an, und ich erhalte eine Kredit-Obligation. Nach Erledigung dieser Angelegenheiten kehren der weibliche Mensch, das Kind und ich auf unser Raumschiff zurück. Die Käptens Liebchen wird ohne weitere Verzögerung von Station Potential ablegen. Danach werden wir den Amnion-Kosmos mit Höchstgeschwindigkeit verlassen. Auf diese Weise läßt sich die Harmonisierung unserer Zwecke verwirklichen.«
    »Erwarten Sie unsere endgültige Entscheidung«, teilte die Stimme augenblicklich mit. »Die Fortsetzung Ihres Einflugs ist statthaft.« Damit endete das Funkgespräch.
    Weder deaktivierte Nick den Empfänger noch schaltete er die Lautsprecher der Brücke ab. Er stand mit zur Seite geneigtem Kopf da und schmunzelte vor sich hin, als rechnete er mit einer raschen Antwort.
    Morn zwang sich, den Kopf zu wenden, sich im Kommandomodul umzuschauen. Karster an der Zielerfassung/Waffenbedienung und der Scanning-Zweitoperator machten den Eindruck, als hätten sie am liebsten, so wie Morn, jede Menge Fragen gestellt; Mikkas mürrische Miene spiegelte Besorgnis; Ransum zuckte nervös; Scorz rutschte im Sitz vor und zurück, als wäre der Sessel unter ihm glitschig. Trotzdem bewog Nicks erwartungsvolle Haltung alle zum Schweigen.
    Von den Bordchronometern exakt gemessene Sekunden verstrichen.
    Konstatierte Realität und vorgebliche Identifikation müssen in Übereinstimmung gebracht werden. Was sollte das heißen? Was konnte es außer dem bedeuten, das Morn befürchtete?
    Ransum, die Steueranlagen-Zweitoperatorin, vermochte das Schweigen nicht zu ertragen; zu groß war ihre innere Anspannung. »Nick…«, begann sie.

Weitere Kostenlose Bücher