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Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Ich will dir erzählen, was inzwischen geschehen ist.«
    Warum tust du das?
    Morn konnte sich nicht ausmalen, welche Absichten er verfolgte. Dennoch hatte er recht: Sie mußte Nahrung zu sich nehmen. Der Duft des Kaffees und des Haferschleims à la Käptens Liebchen lockten sie unwiderstehlich an. Wenigstens fürs erste hatte sie die Quälerei des Entzugs durchgestanden; diese Erleichterung jedoch machte sie nur um so hungriger. Wie eine Verurteilte, die ihre Henkersmahlzeit in Gegenwart des Scharfrichters verzehren mußte, hockte Morn sich hin, um zu essen.
    Nick stand dabei, während sie den Haferschleim probierte, Kaffee schlürfte.
    »Wahrscheinlich hast du dir schon gedacht, daß das Bremsmanöver abgeschlossen ist«, sagte Nick plötzlich. »Wärst du die Art von Weib, die in ihre Bordmontur kackt, hättest du vermutlich früher damit angefangen.« Seine Stimme entsprach seinem Betragen: Sie klang ruhig, geradezu friedlich, jedoch durchsetzt mit andeutungsweiser Leidenschaftlichkeit, die an ferne Blitze erinnerte. »Der Kassierer hat’s gerne, wenn Raumschiffe Thanatos Minor langsam anfliegen, also richten wir uns danach. Bei dieser Geschwindigkeit legen wir voraussichtlich in ungefähr vierundzwanzig Stunden dort an. Ein so starker Gegenschub ist für uns alle ’ne Schinderei gewesen. Als wir die Stiller Horizont abgehängt hatten, war’s auch mit unserer Chance vorbei, langsam abzubremsen. Um mich mit dir zu beschäftigen, blieb mir keine Zeit, bis wir auf Einfluggeschwindigkeit heruntergegangen waren und dem Kassierer unsere ›Beglaubigung‹ durchgegeben hatten. Ich meine Identität, Absichten und Kreditguthaben. Er ist ohne weiteres dazu fähig, die Amnion zu rufen, sollte er sich zu sehr bedroht fühlen, aber er hat, davon abgesehen, reichlich sonstige Möglichkeiten, um sich zu verteidigen.«
    Morn konnte die sonderbare Unstetheit seines Blicks nicht verkraften. Sie konzentrierte sich, während er redete, aufs Essen. Der Haferschleim war großzügig gesüßt worden. Zwar brauchte sie dringend Kalorien, aber sie aß gemächlich, um ihrer geschwächten Verdauung nicht zuviel zuzumuten.
    »Er hat nämlich den beschissenen Felsklotz zu ’ner wahren Festung ausgebaut. Und es sind immer auch noch andere Raumschiffe da. Außer denen des Kassierers, will ich sagen. Jeder der mit ihm Geschäfte macht, kämpft auch für ihn. Darauf besteht er, aber die Kapitäne täten’s sowieso. Illegale der Sorte sind viel zu stark auf ihn angewiesen, als daß sie sich’s leisten könnten, es nicht zu tun. Du bist noch nie auf Thanatos Minor gewesen. Du wirst überrascht sein. Dort existiert praktisch eine Miniaturzivilisation. Der Kassierer hat dort bestimmt um die fünftausend Leute, die alle für ihn arbeiten.«
    »Für die Amnion«, murmelte Morn in ihren Kaffeebecher.
    »Nein.« Nick widersprach nicht auf verärgerte, sondern belustigte Weise. »Sie verdienen sich bloß, was die Amnion zu zahlen bereit sind. Kriegsgewinnlerei ist ein altehrwürdiges Gewerbe. Es ist nicht ihre Schuld, daß nur eine Kriegspartei zahlt. Genausowenig ist’s ihre Schuld, daß es bei den Amnion keine Illegalen gibt, die die gleiche Art von Geschäften mit dem Human-Kosmos abwickeln. Morn, ich möchte mit dir bumsen.« Er sprach weiter, als ginge es noch um dasselbe Thema. »Ohne Z-Implantat, ohne alle Lügen. Ich will, daß du mir zeigst, was du kannst, wenn du nicht schummelst.«
    Ein derartiger Schreck durchfuhr Morn, daß ihr der Löffel entfiel. Er klapperte so laut, als zerbräche er, auf den Fußboden.
    »Wenn du mich glauben machen kannst, daß du mich wirklich begehrst«, erklärte Nick, »laß ich dich in Frieden.«
    Das war es also. Für einen Moment stand Morn abermals kurz vor dem Weinen.
    Dann schlug ihre Betroffenheit in Wut um.
    »In diesem Fall«, antwortete sie, indem sie den Kopf hob, so daß er den Ausdruck der Unnachgiebigkeit in ihren Augen sehen konnte, »solltest du mich wohl besser gleich ›abschalten‹. Oder bring mich um. Schon bei dem Gedanken, dich anzufassen, wird mir speiübel.«
    Aus irgendeinem Grund beeinträchtigte ihre Vehemenz seine Gelassenheit nicht. Flüchtig erwiderte er ihren Blick, ehe er wieder wegschaute; erneut sah er sie an, wandte abermals den Blick zur Seite. Seine Wangen zuckten, Ansätze zum Blutstau zeigten sich in seinen fahlen Narben. Trotzdem behielt er die äußere Contenance bei. Sein Lächeln wirkte sanftmütig, fast als hätte er die Bereitschaft zum Verzeihen. Triumph oder

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