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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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hatte Morn in diesen Raum gesperrt, weil für sie keine andere Unterbringungsmöglichkeit zur Verfügung stand. Was auch der Grund sein mochte, sie hatte die Freiheit, hin- und herzugehen oder zu sitzen; sie hatte sich für letzteres entschieden.
    Sie saß so still da, wie ihr Zittern, wie die Furcht, die sie durchtoste, es zuließen. Wie gebannt starrte sie die Stelle ihres Unterarms an, wo man ihr das Mutagen injiziert hatte, als wäre ihr pures Gift eingespritzt worden; als hätten Giftzähne die kleine Verletzung hervorgerufen.
    Eine Atemmaske schützte ihre Lungen vor der ätzenden Luft; sie bot ihr die einzige Abhilfe. Irgend etwas, um ihr Entsetzen zu lindern, die qualvollen Begleiterscheinungen der Verwandlung zu mildern, hatten die Amnion ihr nicht gegeben. Natürlich nicht. Zu so etwas sahen sie überhaupt keine Veranlassung. Hier in dieser Sektion Kassaforts, die sie sich ausgebaut hatten, war die Vorstellung von Mitleid so fremd, wie die Amnion selbst es waren; ihnen fehlten die psychischen, gesellschaftlichen, womöglich sogar die genetischen Voraussetzungen, um in solchen Kategorien zu denken.
    Aus ihrer Sicht war das, was sie Morn aufzwangen, ohne die Spur eines Zweifels etwas grundsätzlich Positives. Es genügte dem ribonukleinischen Imperativ, der die kollektiven Ziele der Amnion definierte. Folglich taten sie selbstverständlich nichts, um Morn das Schicksal zu erleichtern. Sie hatten vor, ihr Leid ebenso genau zu beobachten wie die eigentliche Transformation, um anhand der Untersuchungsergebnisse ihre Methoden entsprechend zu verbessern.
    In welcher Hinsicht waren ihnen bei Marc Vestabule Fehler unterlaufen? Warum konnten sie Menschen nur als Ganzes, aber nicht in phasenweiser Abstufung verwandeln? Welches Element des menschlichen Geistes – oder des genetischen Codes – bedingte dies Alles-oder-nichts der Identität? Weshalb blieb es ihnen verwehrt, das Gehirn zu beeinflussen, ohne den Körper zu verändern?
    Wenn sie auf diese Fragen die Antworten gefunden hatten, waren sie dazu in der Lage, Amnion hervorzubringen, die äußerlich Menschen glichen. Vielleicht hatten sie nun die Möglichkeit, durch die Untersuchung der Morn bevorstehenden Umformung das Geheimnis zu lüften.
    Während sie den wunden, roten Einstich an ihrem Unterarm anstarrte, wartete auch Morn darauf, daß sich das Geheimnis offenbarte.
    Wie schlimm mochte es sein, wenn das genetische Greuel an ihr Wirklichkeit wurde, die zelluläre Beschaffenheit ihres Wesens sich aufspaltete und neu zusammenfügte? Würde sie sich im entscheidenden Moment so gräßlich fürchten, daß sie den Verstand verlor? Gab die Furcht die letzte Bastion ihrer Seele ab? War Grauen ihr einziges Mittel dagegen, zur effektivsten vorstellbaren Verräterin an der Menschheit zu werden, zur nützlichsten denkbaren Waffe gegen ihre eigene Species?
    Und war darin das einzige Rätsel zu erblicken, das dem menschlichen Leben – oder jeder Lebensform – im weiten Universum Einmaligkeit verlieh? Setzte man einen Amnioni an ihren Platz und injizierte ihm ein Mutagen, das umgekehrt seine Wesensart veränderte, wäre ihm dann so wie jetzt ihr zumute? Oder verband die Chemie der amnionischen Zellidentität sich mit anderen Schutzfunktionen, anderen Rätseln?
    Momentan fand Morn an solchen Fragen Interesse, weil sie keine Antwort auf die eine Frage wußte, die wirklich zählte.
    Wirkte Nicks Immunitätsserum?
    Falls nicht, konnte sie nur noch hoffen, daß die Furcht ihren Geist umnachtete, ehe sie merkte, in was sie sich verwandelte.
    Allerdings wäre sie, falls das Serum wirkte, in kaum günstigerer Situation. Sie gewänne lediglich ein wenig Zeit. Den Amnion konnte es unmöglich entgehen, wenn die geplante Transformation ausblieb. Dann zapften sie ihr, weil sie sorgfältig arbeiteten und dazuzulernen wünschten, als nächstes eine Blutprobe ab, um sie zu anaylsieren und aufzudecken, wieso das Mutagen versagt hatte. Vielleicht ließen sie ihr eine Gelegenheit, um noch eine der Kapseln zu schlucken, die Morn tief in der Tasche ihrer Bordmontur versteckte; vielleicht nicht. Letzten Endes hatte es keine Bedeutung. Sollten die hiesige Amnion-Dependance keine Mittel zur Verbesserung des Mutagens oder Fabrikation neuer Mutagene haben, blieb Morn ihr Menschsein voraussichtlich noch für einige Zeit erhalten; doch letztendlich war auch diese Eventualität irrelevant. Einzig erheblich war die schreckliche Tatsache, daß die Feinde ihrer Rasse über kurz oder lang von Morn das

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