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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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hörte geradezu das scheußliche Geräusch, mit dem langsam Blut von den Wänden tropfte.
    Anschließend hätte Warden Dios selbstverständlich keine Alternative, als den Notstand auszurufen und die gesamte Regierungsgewalt über den Human-Kosmos an sich zu reißen; dann wäre er tatsächlich nur noch Holt Fasner allein verantwortlich.
    Genau diese Krise könnte durch das Abtrennungsgesetz vermieden werden. Falls man es verabschiedete.
    Sixtens Furcht brachte seinen Puls zum Hämmern. Kalter Schweiß brach ihm aus, schien auf seiner Stirn zu Eis zu gefrieren, rann seitlich am Kinn hinab, während er schlotterte wie im Fieber.
    Min Donner hatte ihn hereingelegt. Sie hatte sein Leben aufs Spiel gesetzt, um eine Zukunft abzuwenden, die zumindest Warden Dios, wenn sonst niemand, kommen sah.
    »Kapitän Vertigus?« fragte Koina Hannish mit verhaltener, aber sorgenvoller Stimme. »Geht’s Ihnen gut?«
    Nein, sagte sich Sixten, rang um geistige Klarheit. Das wäre zuviel. Zu ungeheuerlich. Zu brutal. So weit ging kein Mensch. Nicht einmal der größenwahnsinnige Holt Fasner würde sich so etwas herausnehmen…
    »Geht’s Ihnen gut?« wiederholte Hannish eindringlicher.
    Außer man reizte ihn in ausreichendem Maß.
    Außer wenn Igensards Ermittlungen den Drachen in einer Hinsicht gefährdeten, die Sixten nicht ersehen konnte.
    Dann mochte er zu so etwas fähig sein.
    Mühevoll gab sich Sixten einen Ruck und widmete die Beachtung wieder der RÖA-Direktorin. »Hören Sie auf meinen Rat.« Seine Stimme zitterte; er konnte es nicht verhindern. »Werden Sie nicht alt. Sie kriegen am hellichten Tag Alpträume.«
    »Kapitän Vertigus«, erkundigte Koina Hannish sich leise, »kann ich irgend etwas für Sie tun? Ihnen etwas besorgen? Kapitän Vertigus, was müssen Sie haben?«
    Ich muß… Ich muß… Ihm fiel keine rechte Antwort ein. Ich muß mich, gottverdammt noch mal, endlich entschließen. Ich muß mich der Notwendigkeit stellen und die Konsequenzen hinnehmen.
    Oder Igensard nachgeben. Unwiderruflich zurückweichen, bis dieses jämmerliche alte Herz bricht und mir meinen Frieden gönnt.
    »Wem vertrauen Sie?« krächzte er; die Beklemmung seines Brustkorbs hinderte ihn beim Sprechen.
    »Vertrauen?« Verwirrt musterte ihn die Direktorin.
    »Ich meine, außer Dios. Jemandem, den Sie kennen… Eine Person im VMKP-HQ. Wem trauen Sie?« Koina Hannishs erste Reaktion bestand aus einer mißmutigen Miene des Befremdens. Sie sah aus, als wäre sie zu der Beurteilung gelangt, Sixtens Geist hätte sich endlich umnachtet; sie wirkte, als würde sie im folgenden Moment aufstehen und gehen; sich entfernen, ehe er zu toben anfing. Gleich darauf jedoch kam sie zu einem anderen Entschluß.
    »Direktor Lebwohl«, gab sie deutlich zur Antwort.
    Grimmig verscheuchte Sixten die Bilder von Leichen und Blut aus seinen Gedanken. Nimm dich zusammen, alter Trottel. Als erster Mensch überhaupt hatte er einen Amnioni erblickt. Gegen Holt Fasners direkte Weisung war er allein in das Amnion-Raumschiff übergewechselt, um dem Unbekannten zu begegnen, der Zukunft, und sich dessen zu vergewissern, daß er dazu imstande war, ihr entgegenzugehen. Er mußte doch ganz einfach jetzt das gleiche leisten können.
    »Richten Sie Direktor Lebwohl aus«, sagte er zu Hannish, »daß ich befürchte, es gibt einen weiteren Anschlag. Während der kommenden Konzilssitzung. Machen Sie ihm klar, wenn er sich je als echter Polizist verstanden hat, wenn ihm die Sauberkeit der VMKP wichtig ist oder er im Human-Kosmos Recht und Gesetz herrschen haben will – oder von mir aus, wenn er nur seinen Ruf wahren möchte –, muß er um jeden Preis Kaze aus dem Beratungssaal fernhalten.«
    Betroffen riß die Direktorin die Augen auf: damit hatte er sie überrascht. Allerdings verhielt sie sich anders, als er es erwartete.
    »Ich richte es ihm aus«, versprach sie. »Ich werde ihm Ihre Warnung genau wiederholen. Und ich bin der Ansicht, daß er auf Sie hört. Er wird Sie ernst nehmen. Aber es ist so…«
    Sie schwieg für einen Moment, als beabsichtigte sie, ihre Worte sorgsam zu wählen.
    »Sie haben es noch nicht erfahren… Es ist bisher nicht bekanntgegeben worden. Zwischen dem EKRK-Schutzdienst und dem VMKP-HQ haben ziemlich diffizile Verhandlungen stattgefunden. Man könnte sagen, sie haben sich um Zuständigkeiten gestritten… um gesetzliche Rechte. Inzwisehen liegt eine, wie ich glaube, für beide Beteiligten passable Einigung vor. Konzilsvorsitzender Len hat die Vereinbarung

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