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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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VMKP-HQ ein Funkfenster zu einem Lauschposten in effektiver Reichweite der mutmaßlichen Flugroute der Rächer hatte. Danach würden weitere Stunden vergehen, während die Kurierdrohne mit der Antwort ihrem Ziel entgegenraste.
    Also war es günstiger, jetzt auszuruhen.
    Hatte die Rächer ihre Geschwindigkeit erst einmal der Schnelligkeit der Posaune angeglichen, mußte der Polizeikreuzer nur noch zum Zwecke von Kurskorrekturen beschleunigen. Das Peilsignal der Posaune erlaubte es der Rächer, für die Hyperspatium-Durchquerung Parameter zu bestimmen, die den Kreuzer dem Interspatium-Scout allmählich näherten, ohne ihn zu überholen. Solange die Posaune nicht beschleunigte, hatte die Rächer die Möglichkeit zum Aufholen, indem sie ausschließlich den Ponton-Antrieb ausnutzte.
    Weil Min Donner nun einmal Min Donner war, erwachte sie bei jeder Kursänderung, jeder noch so minimalen Wandlung in den internen Vibrationen der Rächer. Trotzdem war es ihr vergönnt, fast acht Stunden lang – mit Unterbrechungen – zu schlafen, ohne durch Hoch-G-Belastung gestört zu werden.
    Zuletzt war es wieder die Interkom, die sie weckte.
    »Direktorin Donner, hier spricht die Brücke. Direktorin Donner?«
    Dieses Mal kehrte sie rasch in die Senkrechte zurück. Alle anderen Personen an Bord brauchten nicht Stunden, sondern Tage oder Wochen der Erholung; Min hatte keine derartigen Strapazen durchgestanden, wie die Besatzung der Rächer bis vor kurzem hatte durchleiden müssen.
    Während sie sich aus der Koje schwang, um an den Interkom-Apparat zu gehen, merkte sie, daß ein Großteil ihrer körperlichen Beschwerden verschwunden war; auch die Ohren taten nicht mehr weh. Mins Grimm indessen war erhalten geblieben.
    Erst ganz zum Schluß hatte Warden Dios angedeutet, daß nach seiner Meinung Morn Hyland lebend davonkommen könnte. Davor hatte er sie in dem Glauben belassen – nein, ihr regelrecht eingeredet –, man müßte Morn Hyland dem Tod ausliefern.
    Auf wen oder was sollte sie von nun an noch bauen?
    Wie konnte sie sicher sein, daß Morn Hylands Rettung nichts anderes als das Vorspiel zu einer weiteren Hinterhältigkeit war? Dennoch freute sie sich auf alle Fälle über Morn Hylands Befreiung, war darüber mit Herz und Seele froh. Aber in versöhnlicher Stimmung befand sie sich deswegen nicht.
    Während sie sich mit Ohren, Fußsohlen und den Nerven ihrer Haut einen Eindruck vom Zustand der Rächer verschaffte, aktivierte sie das Interkom-Gerät. »Brücke, hier Direktorin Donner.« Ganz graduell nahm die Drallverschiebung langsam zu. »Kapitän Ubikwe?«
    »Direktorin Donner«, antwortete die Stimme, die sie aufgeweckt hatte, »ich bin Dritter Offizier Stoval, Hargin Stoval.« Im Gegensatz zu den anderen Offizieren hatte er einen phlegmatischen Tonfall, als wäre er gegen Müdigkeit gefeit. »Kapitän Ubikwe möchte mit Ihnen reden. Er befindet sich in der Kombüse.«
    »Geht klar«, sagte Min. »Ich suche ihn dort auf.« Doch sie wollte nicht bis dahin auf Neuigkeiten warten. »Wo sind wir? Was ist los?«
    »Bei allem Respekt, Sir«, entgegnete Stoval stur, »ich glaube, es ist besser, Sie besprechen die Lage mit Kapitän Ubikwe.«
    Min enthielt sich jeder Erwiderung. Sie schaltete den Interkom-Apparat ab, stand dann einen Moment lang still da und starrte ihn an. Dolph, du verdammte Primadonna, was soll denn das? Wovor hast du Schiß?
    Warum dürfen deine Untergebenen nicht mit mir reden?
    Aber sie kannte den Grund. Sein Raumschiff und ebenso die Besatzung hatten Schaden genommen, waren verschlissen und ausgelaugt. Man hatte ihn auf die Jagd nach einem VMKP-Interspatium-Scout geschickt – ausgerechnet! –, und dabei hatte er wahrscheinlich selbst mindestens einen feindlichen Raumer im Nacken. Zudem stand die Rächer in dieser Situation allein. Und Min hatte ihm bis jetzt nicht offenbart, wieso das alles überhaupt sein mußte.
    Dolph Ubikwe war kein Mensch, dem man ohne weiteres so eine Zumutung bieten konnte.
    In seinem und geradeso ihrem Interesse rang sich Min Donner zu erhöhter innerer Gefaßtheit durch, ehe sie ihre Kabine verließ, um die Kombüse ausfindig zu machen.
    Eine der Errungenschaften, die Min Donner nach ihrer Beförderung zur OA-Direktorin in der VMKP-Raumflotte durchgesetzt hatte, war die Beseitigung getrennter Einrichtungen für Offiziere und Mannschafts-Dienstgrade. Sie trat für Rangordnung und Befehlsstrukturen ein, die sich nicht auf Privilegien oder Absonderung stützten, sondern auf Achtung und

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