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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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schon unterzeichnet. Und Polizeipräsident Dios hat sie genehmigt. Im Laufe der nächsten Stunden wird das Wachpersonal auf Suka Bator verdoppelt. Man wird jede erdenkliche Vorsichtsmaßnahme ergreifen. Oberste Regie soll der Sicherheitschef des VMKP-HQ haben. Er zählt zu Min Donners Leuten.« Letzteres fügte sie hinzu, als sei es geeignet, Sixtens Befürchtungen gänzlich zu zerstreuen.
    Er wußte nicht, was er dazu anmerken sollte; darum konzentrierte er sich darauf, den Mund geschlossen zu halten; seine Panik zu unterdrücken.
    »Ich verlange nicht von Ihnen, damit zufrieden zu sein«, beteuerte Koina Hannish. »Ein Anschlag ist auf Sie schon erfolgt, man kann Ihnen nicht zumuten, daß Sie sich auf herkömmliche Sicherheitsvorkehrungen verlassen. Und es gibt keinen Grund, weshalb wir Direktor Lebwohl nicht um die Einleitung zusätzlicher Schutzmaßnahmen ersuchen sollten. Es kann durchaus sein, daß er etwas sieht, was dem VMKP-HQ-Sicherheitsdienst entgeht.«
    Komm, Mann, komm! ermahnte sich Sixten. Reiß dich zusammen! Laß sie nicht in der Luft hängen!
    »Ich danke Ihnen.« Er hatte das Empfinden, seine Stimme optimal zu gebrauchen; aber selbst in den eigenen Ohren klang sie so kläglich, daß er es bei den drei Wörtchen nicht bewenden lassen konnte. »Vielleicht gibt es doch etwas, für das es sich lohnt zu sterben.«
    Offenkundig verstand sie ihn nicht. Wie sollte sie auch? »Wir wollen hoffen«, antwortete sie, indem sie wieder ihr professionelles Gebaren annahm, »daß es nicht soweit kommt.«
    Das Abtrennungsgesetz war Min Donners Idee gewesen. Sie hatte Sixten den Entwurf überbracht.
    Und Warden Dios hatte Milos Taverner gekauft, um Angus Thermopyle über den Tisch zu ziehen.
    Direktorin Hannish machte Anstalten zum Aufstehen, hockte sich jedoch statt dessen auf die Sesselkante. »Ich muß gehen«, erklärte sie mit einer Spur von Beunruhigung. »Aber vorher sollte ich Ihnen wohl noch sagen, daß ich Polizeipräsident Dios über Ihre Unterredung mit Sonderbevollmächtigtem Igensard informiere. Wenn ich tatsächlich an ihn glaube, muß ich auch danach handeln.«
    Nach Sixtens eigenem Gefühl fiel sein Achselzucken weniger sorglos, hingegen viel ratloser aus, als es ihm behagte.
    Koina Hannish beugte sich vor. »Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, aber ich muß Sie einfach fragen… Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Sind Sie wirklich wohlauf?«
    Zu seiner Erleichterung spürte er, daß seine Furcht schwand. Vielleicht stand mittlerweile seine Entscheidung doch fest. Oder vielleicht war er nur wieder dösig geworden. Welche Ursache es auch haben mochte, es war ihm wieder möglich, in normalerem Ton zu antworten.
    »Meine liebe, junge Dame, in meinem Alter ist es so gut wie ausgeschlossen, eine klare Unterscheidung zwischen Wohlaufsein und Übeldransein zu ziehen. Bitte machen Sie sich um mich keine Sorgen. Ich vermute, ich bin noch nicht ganz bereit, tot umzufallen.«
    Wäre er ein, zwei Jahrzehnte jünger gewesen, hätte ihr Lächeln ihm das Herz erwärmt. »Wenn es so ist«, meinte sie und stand auf, »beeile ich mich, damit ich noch mein Shuttle kriege.«
    Sixten erhob sich nicht aus dem Sessel – er bezweifelte, daß er genug Kraft hatte –, aber als Koina Hannish sich an der Tür umdrehte, um sich zu verabschieden, nickte er ihr auf förmliche Weise zu.
    Während sie das Büro verließ, erkannte Sixten Vertigus, daß er längst viel zu weit gegangen war, um es sich noch anders überlegen zu können. Ob er am Leben blieb oder es ihn das Leben kostete, er mußte zu seinen Überzeugungen stehen.

 
ERGÄNZENDE DOKUMENTATION
     
     
MATERIEKANONE
    Wie das Verhältnis zwischen Ordnung und Chaos ist auch die Relation zwischen Materie und Energie leicht zu beschreiben. Die praktische Nutzanwendung dieser Relation jedoch, von der die besondere Effektivität der Materiekanone abhängt, läßt sich allerdings nur ein wenig umständlicher erläutern.
    Materie ist, schlicht formuliert, nichts anderes als Energie in verfestigter beziehungsweise geballter Form. Materie ist ›erstarrte‹ Energie, ähnlich wie Ordnung ›erstarrtes‹ oder ›stillstehendes‹ Chaos ist. Umgekehrt kann man Energie als ›verflüssigte‹ Materie in dem Sinne interpretieren, wie Chaos sich als ›verflüssigte‹, in ›Fluß‹ geratene Ordnung auffassen läßt.
    Trotzdem mag es abseitig wirken, die Materie-Energie-Relation in den Begriffen der Ordnung-Chaos-Relation zu diskutieren. Selbstverständlich ist einerseits Energie

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