Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
Einsatzwillen. Jedes Besatzungsmitglied der Rächer erhielt seine Speisen und Getränke an denselben Verpflegungsautomaten und -spendern, alle Crew-Angehörigen aßen im selben Kasino.
    Infolgedessen war die Kombüse nicht unbedingt der Ort, den Min für eine vertrauliche Besprechung ausgesucht hätte.
    Doch sie vermutete, daß Kapitän Ubikwe sie aufgrund eben der Absicht dort sprechen wollte, einen vertraulichen Charakter der Unterredung zu verhindern. Er wünschte, daß sie für das, was sie ihm mitteilte, auch die Verantwortung behielt, und genauso für alles, was sie verschwieg. Ihm kam es darauf an, daß seine Untergebenen wußten, er verheimlichte ihnen nichts, was irgendwie einen Einfluß auf ihre Überlebensaussichten ausübte.
    Min respektierte seine Einstellung, ohne damit einverstanden zu sein. Die Zwickmühle, in die Warden Dios sie gebracht hatte, war ihr zu sehr zuwider, als daß ihr hätte gefallen können, sie öffentlich zu diskutieren.
    Sie empfand gelinde Erleichterung – die sie eilends unterdrückte –, als sie Dolph allein in der Kombüse antraf. Natürlich stand die Tür zum Kasino offen, und gleich dahinter lümmelte ein halbes Dutzend Besatzungsmitglieder an den Tischen, plauderte oder nahm Mahlzeiten ein: alle in guter Hörweite. Zwar konnten sie lauschen, doch wenigstens nicht Min Donner sich aus Verlegenheit winden sehen.
    Kapitän Ubikwe saß an einem Tisch der Kombüse; in seinen Händen dampfte ein Becher Kaffee. Eigentlich hatte der Tisch den Zweck, darauf Tabletts und Teller abzustellen, während man sich an den Verpflegungsspendern und -automaten bediente, doch standen stets zwei Stühle für Leute bereit, die schleunigst essen und sofort gehen mußten. In einem dieser Stühle fläzte sich Dolph, die Ellbogen auf die Armlehnen gestützt, als hätte er diesen Halt unbedingt nötig. Als er Min erblickte, deutete er mit einem Nicken in die Richtung des anderen Stuhls.
    »Schnappen Sie sich was zu futtern, Direktorin«, brummelte er, »und pflanzen Sie sich hin. Wir müssen uns mal ausführlich unterhalten.«
    Tatsächlich verspürte Min ein dringliches Bedürfnis nach Nahrung, aber Lust und Appetit auf Essen hatte sie nicht. »Sie möchten das Gespräch hier führen?« fragte sie, anstatt sich zu erkundigen: Warum gerade jetzt? Was hat sich geändert?
    Er zuckte die Achseln. »Warum nicht? Nicht ich bin’s, der den Betrieb, den Flug dieses Schiffs ermöglicht. Es ist die Crew. Deshalb habe ich vor ihr keine Geheimnisse.«
    Solange Min vor ihm stand, ragte sie hoch über ihn empor. Sie merkte kaum, daß ihre Finger um den Griff der Pistole strichen, ihn wiederholt umfaßten. »Sie wissen«, erwiderte sie leise, »ich könnte befehlen, die Besprechung in meiner Kabine durchzuführen, Verlauf und Inhalt anschließend geheimzuhalten. Es steht in meiner Macht, Dolph.«
    »Klar«, bestätigte er mit außerordentlich betonter Selbstsicherheit, die seine Anspannung vertuschen sollte. »Aber Sie werden’s nicht befehlen. Sie sind keine solche Heuchlerin.«
    Der Mann war unerträglich. Aber Min verkniff es sich, es ihm ins Gesicht zu sagen. In Wahrheit galt ihr Widerwille gar nicht dem Druck, der von ihm ausging, der Art und Weise, wie er sie zwang, die Zwiespältigkeit ihres Handelns einzugestehen. Nicht er war derjenige, der ihren Groll verdiente. Vielmehr war es Warden Dios.
    Trotzdem verflog Mins Zorn nicht. An einem Spender füllte sie sich einen Becher mit Kaffee und an einem Verpflegungsautomaten einen Teller mit Eintopf, knallte beides auf den Tisch und nahm Dolph gegenüber im zweiten Stuhl Platz. »Verflucht noch mal, Kapitän Ubikwe«, zischelte sie in harschem Ton, während sie ihn beäugte wie ein Falke, »ich wünschte, Sie würden sich nicht verhalten, als wäre ich der Gegner. Ich bin Min Donner, nicht Maxim Igensard. Und Holt Fasner bin ich erst recht nicht. Verlegen Sie sich doch auf etwas Konstruktiveres. Lassen Sie Ihre märtyrerhafte Entrüstung beiseite und erklären Sie mir, weshalb ich statt durch Sie von Ihrem Dritten Offizier geweckt werden mußte.«
    Dolph schaute nicht zur Seite: sein Ärger war ihrem Zorn ebenbürtig. Dennoch senkte er, als er antwortete, die Stimme so weit, daß nur Min seine Vorhaltungen hörte.
    »Kann sein, daß Sie nicht der Gegner sind«, knurrte er, »aber auf alle Fälle sind Sie ein Problem. Sie haben mir befohlen, ein Raumschiff unbeachtet zu lassen, das möglicherweise einen kriegerischen Akt begeht, und ebenso ein zweites Schiff, das

Weitere Kostenlose Bücher