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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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der Birne haben. Und alle werden sie durch einen Computer gesteuert. Jedes Neuron in seinem häßlichen Schädel untersteht der Beeinflussung durch ’n Computer. Irgendwo in ihm steckt ’n Data-Nukleus, der ihm befiehlt, was er tun soll, ihm alle Handlungen vorschreibt. Ohne Hashi Lebwohls Einverständnis kann der Scheißkerl nicht mal pissen gehen. Schaut ihn euch an.« Mit knapper Geste wies Nick auf Angus. »Ihr könnt ihm ansehen, daß ich die Wahrheit spreche.«
    Davies schaute ihn an; allerdings wußte er ohnedies schon Bescheid. Nicks Enthüllung stimmte mit Davies’ Beobachtungen überein. Und die Wahrheit war tatsächlich aus der geballten Finsternis in Angus’ Miene ersichtlich, dem Druck dunklen Bluts unter der Haut. Angus hätte ein Fanatiker sein können, ein Kaze; ein Irrer, der jeden Moment durchdrehen, die Leute in seiner Umgebung zusammenschießen mochte. Der extreme seelische Notstand, die pure Hoffnungslosigkeit, die in seinen Augen zum Ausdruck kamen, bewiesen deutlich, daß er hinsichtlich seines Verhaltens keine Wahl hatte.
    »Er würde mich ja gerne umbringen.« Entschlossen unternahm Nick eine Anstrengung, um einen lässigen Tonfall anzuschlagen, doch seine Unversöhnlichkeit rief in seiner Stimme nach wie vor rauhe, ruppige Laute hervor. »Wenn Blicke töten könnten, wäre ich längst bloß noch ’n Matschfleck an der Wand. Aber er darf es nicht. Der Computer hat ihn unter Kontrolle. Angus…« Unvermittelt wandte er sich schroff an ihn. »Sag: ›Ja, Herr und Meister.‹«
    »Ja, Herr und Meister«, wiederholte Angus durch die wüste Verbissenheit seiner Kiefer.
    Sib stierte zu ihm hinüber, als wäre er sich die Art von Programm auszumalen außerstande, die Angus zu solcher Unterwürfigkeit zwang. Tausend Fragen in der Miene, blickte Ciro seine Schwester an, dann faßte er sie am Arm, um sie daran zu erinnern, daß Nick ihr das Sprechen verboten hatte.
    Guter Gott! stöhnte Davies stumm in den Schmerz, der ihm in Kopf, Brustkorb und Arm gloste. So schlimm steht es? Nick beherrschte seinen Vater; dieser stand vollkommen unter Nicks Verfügungsgewalt. Nichts von allem, was Angus je Morn angetan hatte, war ärger als Angus’ jetzige Lage gewesen.
    Voller roher Genugtuung nickte Succorso. Seine Narben waren so düster wie Angus’ Gesichtszüge.
    »Und weshalb hat die DA das alles eingefädelt?« stellte er eine rhetorische Frage. »Ihr könnt euch die Veranlassung denken. Um Kassafort zu vernichten. Und Morn zu befreien. Wen hätte sie denn anderes benutzen sollen? Wer sonst hätte sich dort einschleichen können? Dafür brauchte sie einen dermaßen schleimigen Illegalen, daß er kein Mißtrauen erweckte. Aber damit allein kam die DA nicht hin. Es galt auch ’n Täuschungsmanöver durchzuführen, weil er ’ne glaubwürdige Erklärung dafür vorweisen mußte, wie er es geschafft hatte, in ’m VMKP-Raumschiff aus dem VMKP-Hauptquartier zu flüchten. Und die DA konnte ihn nur unter der Voraussetzung – der Gewißheit nach Thanatos Minor schicken, daß sie ihn an der Kandare behielt. Egal wie tüchtig man dort ist, man konnte seiner Programmierung unmöglich Instruktionen für jede Eventualität einschreiben. Deshalb zog man Milos Taverner heran. Zur Irreführung. Und um Angus im Griff zu behalten. Die DA hat Milos Prioritätscodes verfügbar gemacht, die Angus zwangen, ihren Willen zu erfüllen.«
    Davies unterdrückte seine Betroffenheit und konzentrierte sich, als hinge davon sein Leben ab, auf jedes Wort, das Nick von sich gab.
    Für einen Moment verklang Succorsos Stimme. »Ich dachte«, sagte er wie im Selbstgespräch, »Milos käme mir zu Hilfe… daß Hashi Lebwohl ihn deswegen geschickt hätte.«
    Davies war, als könnte er in Nicks Augen ein Abbild der Käptens Liebchen sehen.
    Doch fast unverzüglich setzte Nick seine Darlegungen fort. »Zum Glück für uns war der DA-Abteilung völlig klar, wie weit sie Milos trauen durfte.« Während der weiteren Ausführungen vertiefte sich seine Verbitterung. Die Wörter schienen sich in seinem Mund zu reiben. »Hashi Lebwohl hatte mit Komplikationen gerechnet. Sobald Milos zu den Amnion übergelaufen war, sind Angus’ Prioritätscodes automatisch ausgewechselt worden. Habt ihr mir bis jetzt folgen können?«
    Anscheinend merkte er nicht, daß er allmählich immer lauter redete. »Angus erledigt also auf Thanatos Minor seinen Auftrag. Er rettet Morn. Und mit ihr uns, allerdings nur, weil er uns braucht, um sie rauszuhauen. Wir schwirren

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