Amnion 4: Chaos und Ordnung
Auseinandersetzung vor der Explosion des Planetoiden hat Succorso seinen Raumer und haben die Amnion ein Kriegsschiff verloren. Zu dem Zeitpunkt hatte die Posaune aber schon mehr als zwei Leute an Bord. Wir wissen’s genau, weil wir sie bei Externaktivitäten und der Rückkehr ins Raumschiff beobachtet haben. Es sah ganz so aus, als hätte die Käptens Liebchen sich geopfert, um sie am Leben zu erhalten. Danach ist die Posaune gerade noch rechtzeitig abgehauen, um der Stoßwelle der Explosion zu entgehen. Sie flog aber nicht in den Human-Kosmos, obwohl jeder normale Mensch sich unter diesen Umständen dorthin verdrückt hätte. Statt dessen verstrichen acht oder zehn Stunden, bevor sie wieder auftauchte, und da kam sie gar nicht aus der Richtung Thanatos Minors. Inzwischen hatte Min Donner schon jemand ausgesandt, um sie in Empfang zu nehmen. Aber darum hat die Posaune sich überhaupt nicht gekümmert. Sie wäre sogar unbemerkt geblieben, hätte sie nicht den Zwischenstopp eingelegt, um den Funkspruch an den Lauschposten abzusetzen. Und danach nahm sie sofort Kurs auf Massif 5, gerade so, als wollte sie mit der VMKP nichts zu tun haben… Nur hat sie freundlicherweise ein leicht auffangbares Peilsignal aktiviert und Massif 5 in großzügig eingeteilten Flugphasen angesteuert, so daß man ihr leicht folgen konnte.«
Darrin empfand gelinde Gereiztheit, als ihm auffiel, daß er sich auf der Brust die Haut aufschabte. Er kratzte zu kräftig. Hätte Alesha sich nicht auf seine Ausführungen konzentriert, wäre er von ihr daran erinnert worden, mit dem Kratzen aufzuhören. Mißmutig betrachtete er seine Hand und senkte sie auf den Oberschenkel.
»Zur gleichen Zeit kommt ein anderes Raumschiff aus dem Bannkosmos, das der Posaune mit höchster Geschwindigkeit von Thanatos Minor aus nachgeflogen ist.«
Er spreizte die Hände. »Wie gescheit muß ich eigentlich sein, um zu durchschauen, was das alles bedeuten soll?«
Alesha lauschte, als prägte sie sich jedes einzelne Wort genau ein. »Sag mir, was du dir dazu denkst.«
Unwillkürlich mußte Darrin lächeln. Manchmal hatte er Alesha so schrecklich gern, daß er am liebsten laut gelacht hätte. Doch es lag ihm fern, ihr eine andere als eine ernsthafte Antwort zu geben.
»Ich bin der Ansicht, Succorso hatte ’ne Fracht, die die Amnion haben wollten. Er hat sie ihnen versprochen, damit sie ihn am Leben ließen, die Fracht aber dann nach Kassafort umgeleitet. Dann haben er und Thermopyle sie dem Kassierer geraubt. Das heißt, sie haben sie jetzt dabei. Natürlich möchten sie sie nicht den Kosmo-Polypen überlassen. Sie sind Illegale, sie tun nicht, was die Polizei verlangt, wenn man ihnen keine Knarre an die Birne hält. Genausowenig möchten sie sich aber allein einer Vergeltungsaktion der Amnion stellen. Das Raumschiff, das ihnen aus dem Bannkosmos gefolgt ist, könnte die ›Defensiveinheit‹ Stiller Horizont sein. Gegen sie hätten sie trotz der supermodernen Ausstattung der Posaune keine Chance. Also haben sie der Rächer die Möglichkeit gegeben, ihnen zu folgen. Sie versuchen den Kreuzer zwischen sich und dem dritten Raumschiff zu halten. Auch die Rächer will diese so heißbegehrte Fracht der Posaune haben. Und natürlich will Min Donner nicht, daß die Amnion sie sich unter den Nagel reißen. Das will auch Hashi Lebwohl nicht, aber es kann sein, er verläßt sich nicht darauf, daß ein einzelner VMKP-Kreuzer der Aufgabe gewachsen ist, es zu verhindern. Daß Succorso und Thermopyle die Fracht behalten, kann er auch nicht wollen. Und vielleicht – vielleicht, sage ich – will er ebenso vermeiden, daß sie in Min Donners Gewahrsam gelangt. Eventuell mißfällt ihm die Vorstellung, was dieser reinherzige Schutzengel damit anfängt, egal was das sein könnte. Also hat er uns den Auftrag erteilt, den Zankapfel aus der Welt zu schaffen.«
»Zur Sicherheit«, folgerte Alesha leise.
Darrin nickte. »Zur Sicherheit. Genau. Um sich selbst abzusichern.«
Er schwieg einen Moment lang, um Alesha Zeit zum Durchdenken seiner Äußerungen zu lassen. »Mit anderen Worten«, meinte er dann, »ich glaube nicht, daß irgend jemand gegen uns intrigiert. Hätte Hashi Lebwohl Bedenken, weil wir über die Vorgänge auf Thanatos Minor ›zuviel wissen‹, war’s ohne weiteres möglich gewesen, uns von der Rächer ausradieren zu lassen. Kapitänhauptmann Ubikwe ist dafür der richtige Mann, ihm jucken die Finger, er lauert doch schon lang auf ’ne Gelegenheit. Aus der Sicht der
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