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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Nullschwerkraftgurten, auf fahrbaren Stühlen, die sich per Servomotor in auf dem Deck montierten Schienen bewegten und den Zweck hatten, dem Medizinalrevierpersonal das Arbeiten auch bei Null-G beziehungsweise unter Gefechtsbedingungen zu erlauben. Die beiden OP-Tische waren frei, aber alle Patientenkammern belegt.
    »Direktorin Donner…« Der Medi-Tech salutierte vor Min. Auf seinem Id-Schildchen stand der Name Foster. Seine Stimme klang matt vor Überarbeitung.
    »Ich hoffe, Sie haben sich nicht gestoßen«, brummte Dolph Ubikwe zur Begrüßung. »Ich war der Ansicht, die Sache kann nicht warten, bis wir durch eine freie Zone fliegen.«
    Eine Faust an einem Haltegriff, erwiderte Min den Gruß des Medi-Techs, doch ihre Aufmerksamkeit galt Dolph. »Was ist passiert?«
    Einen Moment lang schaute er ihr, die dunklen Lippen gespitzt, in die Augen. »Zweierlei.« Dann senkte er den Blick aufs Deck, als wäre er es überdrüssig, Min anzusehen. »Aber am besten erörtern wir eins nach dem andern.« Er winkte dem Medi-Tech zu. »Zuerst sind Sie dran, Foster.«
    »Bei den Patienten handelt es sich nicht um Verletzte, Direktorin«, stellte Foster sofort klar. »Ich rede von denen vor der Tür. Wären sie Verletzte, könnte ich so viele gar nicht unter apparativer Beobachtung halten, aber es sind keine. Sie sind einfach krank. So etwas habe ich…« – er stockte kurz – »… noch nie erlebt.«
    Aus Mins Sicht war er noch gar nicht alt genug, um überhaupt schon viel erlebt zu haben. Über fünfundzwanzig Krankheitsfälle auf einmal? ging es ihr durch den Kopf. Wieso? Aufgrund von Ansteckung? Sie bezwang eine Aufwallung der Ungeduld. »Inwiefern krank?« fragte sie.
    Foster hob die Schultern, als wollte er sich ducken. »Übelkeit, Erbrechen, Bluthochdruck. Desorientierung und Halluzinationen.« Er sah Dolph an, als erhoffte er sich von ihm eine Bestätigung. »Fünf Patienten haben mir gesondert geschworen«, fügte er hinzu, »die Wände beugten sich auf sie herab, um sie zu zerquetschen. Kein Betroffener ist in Lebensgefahr. Zum Sterben sind sie nicht krank genug. Aber so, wie sie sich fühlen, wären sie wohl lieber tot.«
    Beinahe die halbe Besatzung…
    »Das hört sich an«, knurrte Min durch die Zähne, »als hätten sie bei der Einnahme von Stimulanzien und Hype übertrieben.«
    Verkrampfung verspannte Dolphs Schultern: unwillkürliche Ablehnung. Dennoch verkniff er sich jede Bemerkung.
    »In Wahrheit sieht es ganz nach KAS aus.« Ein zweites Mal hob Foster mit sichtlichem Unbehagen die Schultern. »Nach Kosmo-Disassimilationssyndrom«, erklärte er überflüssigerweise die Abkürzung. »Es liegen die klassischen, unmißverständlichen Symptome vor.«
    Weil sie befürchtete, daß er recht hatte, unterdrückte Min den spontanen Drang, ihn anzuschreien. »KAS?« Die Rächer war beschädigt und verschlissen, die Besatzung zu schwach. »Eine regelrechte KAS-Seuche, verdammt noch mal?!« Das Raumschiff und das Personal hatte hier in diesem Doppelsonnensystem schon zuviel durchgestanden. »Auf einem bewährten Schiff mit so erfahrener Besatzung?«
    Diesmal antwortete an Fosters Stelle Dolph. »Da liegt das Problem«, sagte er leise. »Sie glauben’s nicht. Und ich glaub’s auch nicht. Direktorin Donner…« Er heftete den müden Blick wieder auf Mins Gesicht und sprach ihren Titel und Namen mit betonter Deutlichkeit aus. »Meine Einschätzung lautet, wir haben’s mit kollektivem psychosomatischen Krankmachen zu tun.« Unvermittelt schob Fester seinen Stuhl zur Wand und betätigte sich an der Medizinalrevier-Hauptkontrollkonsole, dem Anschein nach, um den Zustand der Leute in den Patientenkammern zu checken. Offenbar war er der gleichen Auffassung wie sein Kapitän. Vielleicht verbot es ihm allerdings sein Gespür für ärztliche Ethik, sie auszusprechen.
    Krankmacherei. Innerlich bestürmt von Bestürzung und Entrüstung, zwang Min sich zur Selbstbeherrschung, wurde so still, blieb gleichzeitig so einsatzbereit wie ihre Pistole. Keine Seuche: ein Protest. Stummer, passiver Widerstand gegen ihre Befehle. Ungehorsam knapp unterhalb offener Meuterei. Aber die VMKP-Dienstvorschriften kannten derlei Verhaltensmuster nicht; sie bewerteten dergleichen als Simulantentum, als Dienstvergehen, das vor einem Disziplinargericht endete.
    »Kapitänhauptmann Ubikwe«, fragte sie gedämpft, »was für ein Schiff führen Sie eigentlich?«
    Dolphs Mund zuckte vor Bitterkeit. »Soviel ich weiß, ist es der Polizeikreuzer, den zu

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