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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Bedacht wählte, »die Posaune könnte auf der Suche nach einem Labor sein. Gehen wir einmal davon aus, ich habe recht. Wie viele illegale Forschungsinstitutionen gibt es im hiesigen Sonnensystem?«
    Die Rächer hatte ihren turnusmäßigen Dienst im Bereich des Massif-5-Doppelsonnensystems erst vor wenigen Tagen abgeschlossen gehabt. Dolph Ubikwe hatte noch alle ihm bekannten Informationen über das System im Kopf. »Sechs. Über mindestens sechs wissen wir Bescheid.«
    Sechs? Ach du Scheiße. Min schlang eine Faust um den Griff der Pistole, um das Glühen der Handfläche zu lindern. Massif 5 war für Illegale das reinste Paradies. »Wieviel davon könnte die Posaune erreichen, legt man die letzte Quellposition des Peilsignals zugrunde?«
    Dolph schaute sie an, ohne zu zwinkern. »Zwei.«
    »Nur zwei. Das erleichtert die Sache.« Min durchdachte kurz ihre Optionen. »Welche verfügt über die Ausstattung, um Medikamente und Mutagene zu erforschen?« erkundigte sie sich dann. »Von welcher ist anzunehmen, daß sie Vector Shaheeds Reputation kennt und ihm dort zu arbeiten erlaubt?«
    Dolph Ubikwes Miene blieb unbewegt. Er wirkte, als hätte er nicht nur das Blinzeln, sondern auch das Atmen aufgegeben. »Deaner Beckmanns Labor.«
    Sofort ergänzte er die Auskunft um eine Warnung. »Aber es anzufliegen ist Selbstmord. Ein Interspatium-Scout jedes kleinere Raumschiff – kann in Beckmanns Umgebung wesentlich besser als wir manövrieren.«
    »Wir fliegen hin«, erklärte Min, als ob sie entgegnete: Das ist mir schnuppe. Sie sah Fosters Rücken an, wies mit dem Kopf, wobei sie die Brauen hob, in Richtung des mit Hängematten vollen Korridors. »Es sei denn, Sie haben eine bessere Idee.«
    Dolph schnaubte gedämpft und senkte den Kopf. »Direktorin, alle meine Ideen sind besser als dieser Einfall. Aber an Ihrer Stelle würde ich genau die gleiche Entscheidung treffen. Ich hoff’s jedenfalls.« Erinnerungen an Massif 5 und durchgemachtes Unheil schienen seine Schultern niederzudrücken. Erst langsam, danach stets schneller und fester, rieb er die Hände auf den Oberschenkeln. Man hätte meinen können, er versuchte aus nichts als Reibung neuen Mut zu gewinnen.
    Schließlich drosch er die Hände auf die Knie und schaute Min von neuem an. Offenbar war er jetzt selbst zu einem Entschluß gelangt. »Zuerst einmal war’s ganz nützlich«, sagte er leise, »würden Sie nebenbei in der momentanen Situation einen Anlaß sehen, um mich zur Sau zu machen.«
    Damit verdutzte er sie. »Wie bitte?« fuhr sie auf.
    »Mich zusammenzuscheißen«, wurde er deutlicher. »Mich runterzuputzen.« Grimmige Heiterkeit umspielte seine Mundwinkel. »Mir die Schuld an diesem plötzlichen kollektiven KAS-Ausbruch zuzuschieben. Schreien Sie herum, soviel und was Sie wollen, die Hauptsache ist, Sie meinen’s ernst. Und daß Sie richtig schön laut sind.« Während sie ihn fortgesetzt anstarrte, als wäre er unversehens irre geworden, verzog er das Gesicht zu einer Grimasse.
    »Ich will, daß Sie im Korridor gehört werden. Das schaffen Sie doch, oder?« Der Sarkasmus verlieh seiner Stimme Schärfe und eine gewisse Gehässigkeit. »Sie möchten mich doch sowieso zur Schnecke machen, seit Sie an Bord sind. Soweit ich mich auskenne, besteht das einzige wahre Geheimnis der Befehlsgewalt in der Fähigkeit, den richtigen Zeitpunkt zum Wütendwerden auszusuchen. Also üben Sie nun die Befehlsgewalt aus. Seien Sie auf mich wütend.«
    Er erwiderte Mins Blick der Konsternation mit einem spöttischen Lächeln, als hätte er sie irgendwie über den Tisch gezogen.
    Seien Sie doch selbst auf sich wütend, Sie Blödian, hätte sie ihm am liebsten empfohlen. Sie sind ein großer Junge, sie wissen allein, wann Sie auf sich sauer sein müssen. Aber die Belustigung hinter seinem provokativen Lächeln machte ihr gleich darauf klar, daß sie den Zweck seines Ansinnens mißverstand. Er glaubte, es sei von Vorteil, wenn seine psychosomatischen KAS-Fälle hörten, wie sie – um einen an der Polizeiakademie gängigen Ausdruck zu verwenden – ›den Lack vom Schott schrie‹.
    Vielleicht wußte er, was er tat.
    Also schöpfte Min einen tiefen Atemzug, während sie das Reservoir ihrer angestauten Erbitterung anzapfte. Dann brüllte sie drei Minuten lang ununterbrochen auf Dolph Ubikwe ein und scheute keine Verbalinjurien, um ihn ›zur Sau zu machen‹. Als sie verstummte, glotzte Foster sie mit offenem Mund an. Lautloses Gelächter rüttelte an Dolphs Schultern.
    »Und nun

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