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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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nicht auf ihn.
    »Und seitdem hat er dir befohlen« – sie mußte sicher sein, mußte es aus Angus’ Mund hören –, »was du tun sollst? Du warst gezwungen, seinen Willen zu befolgen? Darum hast du dich gegen uns gestellt?«
    »Ja.« Vielleicht hätte er aufgestöhnt, wäre es ihm von den Z-Implantaten erlaubt worden. »Aber so einfach ist das nicht.«
    Morn schöpfte tief Luft, atmete langsam aus, um sich zu beruhigen. Furchtsam pochte das Herz ihr in den Ohren, eine Vielzahl stummer Körpergeräusche der Panik beeinträchtigten ihr Gehör. Der Ausdruck in ihrer Hand bebte wie Laub im Wind.
    »Warum zeigst du dann jetzt den Funktext uns? Hat Nick es dir befohlen? Steckt dahinter irgendein Trick?«
    Daraufhin glommen neue Funken in Angus’ Augen. Ärger vermengte sich mit seiner stummen Bittstellerei. »Er weiß davon nichts.«
    Davies sank zum Deck herab. »Machst du dir deswegen Sorgen?« fragte er gespannt, als versuchte er eilends mit Morns Gedankengängen gleichzuziehen. »Du glaubst, das gehört zu einem miesen Spiel, das Nick mit uns treibt?«
    Morn gab keine Antwort. Im Augenblick konnte sie für ihn keine Aufmerksamkeit erübrigen. Mit Leib und Seele konzentrierte sie sich auf Angus.
    »Von wem sonst hast du die Weisung erhalten? Und warum?« Unverwandt schlotterte das Blatt. »Da steht nichts über eine Weitergabe des Codes an uns.«
    »Ich weiß nicht, von wem.« Ein andeutungsweiser Tremor ging durch Angus, als versuchte er vergeblich, die Achseln zu zucken. »Ich kann nur erklären, wie es abgelaufen ist«, sagte er in rauhem Tonfall. »Es hängt mit der Maschinensprache zusammen. Ich kann sie nicht lesen, aber mein Data-Nukleus kann’s. Als ich die Code-Zeilen eingegeben habe, erteilte er mir die Anweisung, den Funkspruch Davies zu zeigen. Aber nicht sofort. Ich durfte nicht in Nicks Sicht- oder Hörweite handeln. Daß ich es tun sollte, habe ich erst erfahren, als Nick das Raumschiff verließ. Mein Data-Nukleus hat mich nicht informiert, daß…« Wieder ein Zittern. »Er soll es nicht wissen.«
    »Das ist ja auch so oder so belanglos«, behauptete Davies. »Jetzt kennen wir den Code. Wir können ihn anwenden, egal was Nick weiß.«
    Für einen Moment richtete Morn den Blick von Angus auf ihren Sohn. Sie schaute ihm in die Augen, so daß er ihr die wortlose Mahnung zur Zurückhaltung ansah und sein Enthusiasmus schrumpfte, bis nur eine mürrische Miene zurückblieb. Dann lenkte sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Angus.
    »Wie meinst du das: ›So einfach ist es nicht‹?«
    Die Verkrampfung seiner Schultern verriet ihr, daß sie sich mit der Frage dem Ursprung seiner Notlage näherte; der Frage, die er eigentlich von ihr gestellt haben wollte.
    »Ihr könnt seinen Befehlen widersprechen«, antwortete er mit heiserem Krächzen. »Gut und schön. Und er kann euren Befehlen widersprechen. Dir hebt gegenseitig eure Befehle auf. Und was passiert dann? Vielleicht könnt ihr ihn schlagen, vielleicht nicht. Aber ich bin auf alle Fälle unfähig zur Ausführung konkreter Handlungen. Ich bin nutzlos.«
    Fast glaubte Morn ihn innerlich Bitte, bitte! heulen zu hören, als fände sein Leid keine Worte. Sie empfand das ganze Ausmaß dessen, was Warden Dios und Hashi Lebwohl ihm zugefügt hatten, als zutiefst schockierend.
    Davies schaffte es nicht, sich zu beherrschen. »Wir sind trotzdem im Vorteil«, mischte er sich ein. »Nick ahnt nichts von den Schwierigkeiten, die er jetzt hat. Wir haben die Gelegenheit zu überraschendem Zuschlagen. Angus kann uns die Waffenschränke öffnen. Wir passen Nick mit Schußwaffen in der Luftschleuse ab. Schnappen ihn uns, ehe er in Angus’ Nähe gelangt. Wir sperren ihn ein, wo Angus ihn nicht hören kann. Wenn’s sein muß, bringen wir ihn um. Mal sehen, wie er dem Tod widerspricht.«
    Angus’ Blick blieb unablässig auf Morn geheftet. Sein Interncomputer hatte ihn damit beauftragt, den Code-Text Davies zu zeigen; doch sein Interesse galt ausschließlich Morn.
    »So einfach ist es nicht«, wiederholte Angus. Ständig ballten und lockerten mehrerlei Arten inneren Drucks, die ihn eigentlich in Wahnsinn hätten stürzen müssen – oder wenigstens zu Bewegungen treiben –, seine Muskeln; doch die Zonenimplantate hielten ihn in unsichtbaren Fesseln. »Und wenn er mich aus dem Labor kontaktiert? Oder mich per externem Interkom-Apparat anruft, während ihr in der Schleuse wartet?« Seine Verärgerung war verpufft. »Ich muß ihm gehorchen. Falls er mich fragt, was an Bord los

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