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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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ist. Ich kann nur mit Daten arbeiten, die ich kenne.«
    »Wie deinem Prioritätscode«, ergänzte Davies an seiner Stelle.
    »Wie meinem Prioritätscode«, bestätigte Angus stur. Nein, stöhnte Morn innerlich. Dazu war sie nicht fähig. Es war zuviel verlangt. Absolut ausgeschlossen. Wie oft hatte er sie mißhandelt und erniedrigt, vergewaltigt, geprügelt? Davies hatte recht: sie konnte Angus nicht die Freiheit wiedergeben.
    Aber eine Frage mußte sie noch an ihn richten, trotz ihrer Verstörtheit und obwohl inwendige Kälte sie zerfraß. Eine entscheidende Einzelheit galt es noch zu klären…
    »Angus, wer weiß darüber Bescheid, daß du das kannst?«
    Welcher der Ränkeschmiede und Gegenintriganten im VMKP-HQ konnte Angus’ Fähigkeit in seine Pläne einbezogen haben?
    Diesmal blieb eine Antwort aus. Es schien, als wäre er selbst infolge innerer Vereisung erstarrt. Sein Elend und seine Flehentlichkeit stauten sich zu einer ungeheuren Ballung des Leidensdrucks, sein Blick hing unverwandt an Morn, aber kein Laut kam aus seinem Mund. Offenbar kollidierte Morns Frage mit einer vorprogrammierten Restriktion, so daß die Z-Implantate ihn zum Schweigen zwangen. Er sah aus, als erstickte er an unaussprechbaren Worten.
    »Isaak«, sagte Morn mit aus Selbstbeherrschung rauher Stimme. »Ich berufe mich auf Prioritätscode Gabriel. Beantworte meine Frage. Wer weiß, daß du dazu imstande bist?«
    Erneut hob er auf eine Weise die Schultern, die an einen Spasmus erinnerte. »Warden Dios.« Seine Auskunft klang, als schrie, heulte er: Ich bin nicht dein Sohn! »Soweit ich informiert bin, ist er eventuell die einzige Person.« Ich bin NICHT dein verdammter Scheißsohn! »Aber er hat sich nicht von mir über die Methode in Kenntnis setzen lassen. Und er könnte, war sein Standpunkt, auch niemand anderes darin einweihen. Es sei zu gefährlich. Er hat von ›Selbstmord‹ gesprochen.«
    Selbstmord? Entgeistert blieb Morn so stumm, als befände sie sich in der stillen Unterbrechung zwischen einem und dem nächsten Schub ihres Fröstelns. Dieser Schachzug – die Weitergabe von Angus’ Prioritätscode an Davies, die sie und ihren Sohn mit dem Fluch der Entscheidungsnotwendigkeit belegte – ging auf Warden Dios zurück. Allerdings betraf er nicht Hashi Lebwohl. Und nicht Min Donner. Sie waren seine Untergebenen: um für ihn eine Gefahr zu sein, hatten sie schlichtweg zuwenig Einfluß und Mittel. Im Human-Kosmos existierte nur eine Macht, die groß genug war, um Warden Dios etwas anhaben zu können.
    Ausschließlich Holt Fasner konnte den VMKP-Polizeipräsidenten vernichten.
    Morn erkannte die Ursache der Kälte: Sie spürte, sie war in die Anfangsphase des Zonenimplantat-Entzugs geraten. Die ihr fortlaufend verabreichten Dosen an Kat hatten das Eintreten der Entzugserscheinungen aufgeschoben; doch jetzt holten die Folgen sie ein, gruben ihre Krallen in die Nerven, steigerten die Frostigkeit in Leib und Gliedern zu einem schrillen Sturmgeheul eiszeitlicher Vergletscherung.
    Warden Dios hatte Davies die Kontrolle über Angus gegeben.
    Warum? Was wollte er von ihrem Sohn? Was sollte Davies nach seiner Ansicht unternehmen können, um ihn vor dem Drachen zu schützen?
    Was glaubte er eigentlich, wieviel Leid sie durchstehen konnte?
    Davies stieß sich vom Geländer des Aufgangs zur Konnexblende ab und schwebte auf Morn zu. Als er sie an den Schultern faßte, drängte der schwache Anprall sie rückwärts, von Angus fort. Sie bebte in Davies’ Händen; schlotterte dermaßen, als müßte sie unter seinem Griff zerbrechen. Er blickte ihr aus unmittelbarer Nähe ins Gesicht.
    »Morn, ständig wiederhole ich mich.« Seine leise Stimme klang nach verhängnisvollen Aussichten; er äußerte sich in einem Flüstern, das dem Säuseln in die Weltraumleere entweichender Bordatmosphäre glich. »Nichts von alldem hat momentan Bedeutung. Hier nicht. Nicht für uns. Wir können doch gar nicht ohne weiteres erraten, auf wessen Seite wir zu stehen haben. Wir wissen nicht, wer diese Vorkommnisse angestiftet hat oder was man von uns verlangt. Da dürfen wir unser Problem nicht sehen. Unser Problem ist Nick. Auf ihn müssen wir uns einstellen. Es ist völlig offen, wann er zurückkehrt. Vielleicht beschließt er, wenn Vector erst mal an der Arbeit sitzt, an Bord auf die Ergebnisse zu warten. Uns zu schikanieren, um sich die Zeit zu vertreiben. Sich völlig unvorbereitet von ihm erwischen zu lassen, wäre heller Wahnsinn.«
    Er klammerte die Finger um

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