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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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behauptete er, kaum daß Davies schwieg. Alle Anzeichen der Feindseligkeit waren aus seiner Miene gewichen; nur der nackte, unverhohlene Ausdruck seiner Drangsal ließ sich noch erkennen.
    »Quatsch!« Davies fuhr herum, drehte sich mit einem Ruck Angus zu. »Nichts konntest du verhindern. Du warst doch unterlegen. Nick hatte dich geschlagen, du hast in keiner Hinsicht noch ’ne Wahl gehabt. Du hättest deine Seele verkauft, um dich aus der Patsche zu winden, aber dazu hat er dir keine Gelegenheit gewährt. Du hast ihr das Kontrollgerät gegeben und sie abhauen lassen« – seine Fäuste schwangen durch die Luft –, »weil du nichts anderes mehr tun konntest!«
    Angus schüttelte den Kopf, als wollte er sich den Hals brechen. Unverändert sprach er allein mit Morn.
    »Ich hätte beweisen können, daß ich hereingelegt worden bin. Über Nicks geheime Beziehungen zum Kombi-Montan-Sicherheitsdienst wußte ich doch Bescheid. Die Verbindung zu Milos Taverner wäre leicht herzustellen gewesen. Ein Wort von mir, und der Sicherheitsdienst hätte euch zurückgehalten. Dich und Nick. Selbst wenn mir nicht geglaubt worden wäre, gestoppt hätte man euch erst einmal. Um Zeit zum Herausfinden der Wahrheit zu haben. Dann wärt ihr erledigt gewesen. Und die Verbindung bestand wirklich. Taverner wäre überführt worden. Und er hätte alles ausgeplaudert, um seinen Hals zu retten. Vielleicht wäre ich, hätte ich’s nicht geschafft, eine günstigere Lösung auszuhandeln, exekutiert worden, aber ich hätte dich und Nick mit ins Verderben gerissen. Nur habe ich’s nicht getan. Auch später nicht, nachdem ihr fort gewesen seid. Ich habe mich vor Gericht überhaupt nicht verteidigt. Nicht mal, um die Strahlende Schönheit vor der Verschrottung zu bewahren.« In seinen Augen spiegelte sich dumpfes Weh. »Ich habe mit mir anstellen lassen, was sie wollten… damit sie Nick in Ruhe ließen. So daß du entkommen konntest.«
    Er überraschte Morn; schockierte sie fast. Für die Dauer von ein, zwei Herzschlägen fühlte sie keine Kälte, war sie zu voller Konzentration fähig.
    »Warum?«
    Warum hast du diese Haltung eingenommen?
    Seine Stimme sank herab, bis sie ihn kaum noch verstehen konnte. »Weil ich eine Abmachung mit dir getroffen hatte.« Die Worte klangen widersinnig kläglich, als kämen sie von einem mißhandelten Kind. »Ich hatte dir das Zonenimplantat-Kontrollgerät gegeben. Du hast mir weiterzuleben ermöglicht. Und ich habe mich nach der Vereinbarung gerichtet. Unabhängig davon, ob du’s auch so hältst oder nicht… Immer wenn ich dir Leid zugefügt habe« – dieses Eingeständnis äußerte er mit nahezu unhörbarem, jammervollem Flüstern, als schüttete er damit sein ganzes Herz aus –, »habe ich mir selbst weh getan.«
    »Angus«, setzte Davies grob zu einer Erwiderung an, »gottverdammt noch mal…!« Dann jedoch verstummte sein Aufbäumen. Anscheinend fehlte es ihm an Worten für das, was er empfand. Den Rücken Morn zugekehrt, wartete er gebeugt auf das Kommende, als neigte er jetzt zum Rückzug in sein Innenleben, krampfte sich sein Wesen um Schmerz zusammen, den er nicht durchschaute.
    Morn legte eine Hand auf seine Schulter. Während sie spürte, wie seine Muskeln sich unter dem von Aliens fabrizierten Stoff der Bordmontur verspannten, erkannte sie, was sie tun mußte.
    Sie hatte den Entschluß herbeizuführen; ihn nun zu treffen und entsprechend zu handeln. Warden Dios hatte ihrem Sohn die Verantwortung übertragen, doch ihm gebührte sie nicht.
    Davies war unter Rückgriff auf ihren Geist per biologischem Schnellverfahren entbunden worden, aber er war nicht sie. Auch sein Vater gab einen Teil seines Ichs ab. Und Davies stand zwischen ihnen beiden – zwischen der Erinnerung an ihr Leid und der Bewunderung für seinen Vater. Zorn bot ihm den einzigen Schutz. Wenn er darauf verzichtete, war er verloren.
    Die notwendige Entscheidung überforderte ihn.
    Morn dagegen…
    Was mich betrifft, bist du das Zweitwichtigste in der ganzen Galaxis. Du bist mein Sohn.
    Sie war die Frau, die Angus vergewaltigt und erniedrigt hatte. Ob er es wußte oder nicht, damit hatte er ihr das Recht abgetreten, über sein Schicksal zu entscheiden.
    Aber am allerwichtigsten ist es, an erster Stelle steht es, keinen Verrat an meiner Menschlichkeit zu begehen.
    Alles, was sie gelernt hatte, lief auf folgendes hinaus: Rache war zu kostspielig. So etwas konnte die Menschheit sich nicht leisten.
    Vorsätzlich verwarf sie den Groll und den

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