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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Grimm an –, »dürften wir dafür bald Anzeichen in der Partikelspur bemerken.«
    Falls nicht etwas schiefgegangen ist…
    Voller Bitternis blickte sie Taverner an, um zu sehen, ob er es abermals wagte, ihr dreinzureden.
    Vielleicht geht dieses Mal, hoffte sie stumm, für dich etwas schief, du nichtmenschlicher Halunke.
    Vor ein, zwei Stunden hatte er einen sonderbaren Kasten, so groß wie die Kommandokonsole, auf die Brücke geholt. Das Gerät strotzte von für Sorus unverständlichen Kontrollen und Anzeigen. Trotz der Größe trug Taverner es an einem Gurt um den Hals, so daß er es leicht bedienen und die Ergebnisse erkennen konnte. In der Null-G hatte das Gewicht keine Bedeutung.
    Obwohl sie ihn nicht danach fragte, hatte er ihr erklärt, worum es sich handelte: seine FKZ, die ›Funkvorrichtung für Kontakte ohne Zeitverlust‹, die es ihm gestattete – wie er behauptete –, in verzugsfreie Funkverbindung zur Stiller Horizont zu treten. Der Zeitpunkt rückte näher, an dem die beiden Raumschiffe ohne Kommunikationsverzögerungen kooperieren mußten; und vorzugsweise ohne belauscht zu werden.
    Möglicherweise sprach er die Wahrheit. Es konnte sein, daß das Gerät funktionierte.
    Vielleicht war die Stiller Horizont inzwischen nahe genug, um sich an der Hatz auf die Posaune zu beteiligen.
    In diesem Fall mochte es sich ergeben, daß Sorus die Gelegenheit erhielt, die Logik der Gewalt um noch einen Schritt weiterzutreiben.
    Wo befand sich das VMKP-Kriegsschiff, das von der Sturmvogel zuletzt im Umkreis des Kombi-Montan-Asteroidengürtels geortet worden war, wo es offenbar auf die Posaune gewartet hatte? Zwar zeigte sich nirgends eine Spur des Polizeikreuzers, doch Sorus war davon überzeugt, daß er irgendwo in der Nähe lauerte.
    Wenn Taverners Angaben stimmten, war die Stiller Horizont bereits zu einer Kriegshandlung verleitet worden. Mit ein wenig Glück mochte die große ›Defensiveinheit‹ zu guter Letzt in einen Entscheidungskampf mit dem VMKP-Kreuzer verwickelt werden.
    Diese Erwägung spendete Sorus Hoffnung; die einzige ihr verbliebene Hoffnung. Sie malte sich aus, wie die Amnion-Defensiveinheit und der Polizeikreuzer sich gegenseitig zu Schrott ballerten. Sie stellte sich vor, wie sie Milos Taverner genau zwischen die Augen schoß, bevor es ihm gelang, die zwischen den Skrubberfiltern versteckten Mutagendepots zu öffnen. Sie konnte sich sogar vorstellen, daß sie selbst, falls nötig, auf die Stiller Horizont feuerte, um ihr vollends den Garaus zu machen. Dann könnten ihre Leute aus dem Wrack der Stiller Horizont bergen, was sie am dringendsten benötigte: das Gegenmittel, das Sorus’ menschliche Existenz gewährleistete. Einen so umfangreichen Vorrat, daß er für ihr ganzes Leben reichte.
    Sollte all das geschehen, wäre sie frei. Sie mitsamt ihrer Besatzung…
    Die Kettenreaktion trieb sie vorwärts. So oder so war es unmöglich, ihr zu widerstehen; deshalb versuchte Sorus erst gar nicht, sich dagegenzustemmen, den Verlauf der Ereignisse abzuändern. Das Superlicht-Protonengeschütz hatte das Schwarzlabor heimgesucht wie die Glut einer Nova. Jetzt ging Sorus selbst Risiken ein; riskierte sie das eigene Verderben.
    Aber als erstes mußte sie die Posaune stoppen.
    Voraussichtlich war das keine einfache Anforderung. Zumindest ihrem Ruf zufolge waren Nick Succorso und Angus Thermopyle ernstzunehmende Gegner. Zudem war Thermopyle seit einiger Zeit VMKP-DA-Cyborg und hatte Mittel zur Verfügung, über die nicht einmal Taverner näher Bescheid wußte. Der Posaune hatte man zusätzliche Geheimnisse eingebaut. Und Sorus’ Sabotageversuch unter Einsatz des jungen Vasaczk konnte allzu leicht auffliegen.
    Dennoch hatte Sorus die Absicht, für ihre Herren auch diese Mordaktion auszuführen. Um letzten Endes darüber hinausgehen zu können.
    Auf der Brücke herrschte spürbare Spannung. Taverner erzeugte diese Wirkung. Die Luft schien mit Unheil geschwängert zu sein. Die Brückencrew schwitzte an den Kontrollkonsolen, jedes Crewmitglied vertiefte sich mit geballter Konzentration in seine Tätigkeit.
    Sorus wußte, wie die Crew sich fühlte. Trotzdem bereitete die allgemeine Verkrampftheit ihr Sorge. Männern und Frauen mit angespannten Nerven unterliefen Fehler…
    »Kapitänin!« Die Stimme der Kommunikationsanlagen-Hauptoperatorin krächzte. »Ich habe Audioempfang.«
    Längs der Nerven Sorus’ spalteten sich Atome, verbreiteten Furcht wie ein durchbrennender Atommeiler. »Hier draußen?« fragte sie.

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