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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Seine Jugend und Unerfahrenheit hinderten ihm am sofortigen Handeln. Anstatt vorzuspringen, blinzelte er offenen Mundes vor sich hin, als wäre Hashis Befehl ihm unverständlich.
    »Er ist ein Kaze!« schnauzte Hashi, brüllte fast. »Schaffen Sie ihn raus!«
    Dann sprang er selbst auf Alt zu.
    Unter völliger Mißachtung des chaotischen Wirrwarrs, der augenblicklich ringsum ausbrach, des Losheulens der Ratgeber und Sekretäre, krallte er Alt die Dienstmarke von der Uniform, riß die Knopfleiste auf und schnappte sich die um den Hals gehängte Id-Plakette.
    In der darauffolgenden Sekunde vollführte Crender einen Satz an Hashi vorbei und rammte Nathan Alt beiseite. Der Kadett schrie vor Furcht, während er Alt halb zu den Türen stieß, halb schob.
    Fast unverzüglich röhrte Forrest Ing Anweisungen. Zwei weitere Wachmänner eilten dem jungen Mann zu Hilfe. Gemeinsam zerrten sie Alt längs an der Wand zu den Ausgängen, so schnell es sich durchführen ließ. Auf der anderen Seite des Beratungssaals zeterte Ing auf seinen Komunikationstechniker ein, befahl ihm, die Wachleute vor dem Saal zu warnen und Sicherheitschef Mandich zu kontaktieren.
    Durch den Drogeneinfluß benommen und betäubt, leistete Alt keine Gegenwehr. Vielleicht merkte er überhaupt nicht, daß etwas mit ihm geschah.
    Dennoch konnte er jeden Moment explodieren. Die Tatsache, daß er hypnotisiert war, willenlos, bedeutete lediglich, die Bombe in seinem Körper sollte nicht von ihm, sondern mit einer anderen Methode gezündet werden: durch einen inneren Zeitmesser oder ein externes Funksignal. Hashi Lebwohl fiel zu seinem Schutz nichts anderes ein, als sich kopfüber in die Bestuhlung zu werfen, das durch Entsetzen verursachte Durcheinander der Gestalten und Sitze.
    Seine Fäuste umklammerten Imposs’ alias Alts Dienstmarke und Id-Plakette, als wären sie kostbar genug, um als Lösegeld der gesamten Menschheit auszureichen.
    Noch mehr Wachleute stürzten sich ins Gewühl. Zuletzt bewährte sich ihre Ausbildung doch: Ein halbes Dutzend von ihnen keilte trotz unablässigen Lärms und Geheuls eine Gasse durch das Gewimmel, andere rissen die Türen auf, weitere halfen bei Alts Entfernung aus dem Saal. Abrim Lens Stimme gellte durch den Saal und forderte die Anwesenden auf, sich zu den Ausgängen hinauszubeeilen. Wären sie seinem Wunsch zu folgen fähig gewesen, hätte es sich als unmöglich erwiesen, Alt aus dem Saal zu schaffen. Doch es traf rechtzeitig Verstärkung ein, um die Konzilsdeputierten und ihren Anhang zurückzuhalten.
    Im Laufschritt schleiften Kadett Grender und die übrigen Wachleute Imposs alias Alt zum Beratungssaal hinaus. Sofort befahl Sicherheitschef Mandich, die Türen wieder zu schließen. Männer und Frauen, die nicht wußten, was sie tun sollten, schubsten Hashi Lebwohl mit den Füßen hin und her. Um nicht zertrampelt zu werden, raffte er sich, gerade als die Saaltüren zuschlugen, vom Fußboden empor.
    »Hinsetzen!« schrie Ing aus vollem Hals durchs Getöse ins Getümmel. »Hinsetzen! Dann sind Sie vor der Druckwelle sicher.«
    Sein Aufruf erzeugte einen Moment des Einhaltens und Schweigens. Doch bevor jemand seiner Mahnung nachkommen konnte, erschütterte eine Detonation, so laut wie ein Donnerschlag, den Beratungssaal.
    Die Explosion erfolgte in zu großer Nähe der Türen: sie zersprangen von unten bis oben. Der Boden erbebte. Menschen torkelten, einige verloren das Gleichgewicht. Nachdem die Druckwelle gegen Wände und Saaldecke gewuchtet war, rieselten und wallten in zerpulverter Form Stuck, Farbe und Mörtel durch die Luft.
    Dann war es vorbei.
    Mit Schrecken in den Mienen und Staub im Haar blickten sich die Konzilsmitglieder gegenseitig an. Man hätte meinen können, im ersten Moment glaubten sie nicht recht, daß sie noch lebten.
    Ohne zu ahnen, daß ein Lächeln sein mageres Gesicht verzerrte wie im Starrkrampf, bückte sich Hashi Lebwohl und suchte den Fußboden nach seiner Brille ab.
    Außer Clay Imposs alias Nathan Alt kam nur ein Mensch ums Leben. Ein EKRK-Schutzdienstler, der sich zu dicht am Explosionsort befand, wurde zerfetzt. Und nur ein Mann wurde ernsthaft verletzt: Kadett Crender verlor die linke Hand und den Unterarm. Ansonsten jedoch hatten die von Sicherheitschef Mandich veranlaßten Vorkehrungen wirksam geholfen, die Gewalt der Detonation weitgehend aus dem Saal ferngehalten und viele Leben gerettet. Eine Anzahl von Wachleuten, sowohl Angehörige des EKRK-Schutzdienstes wie auch der VMKP-OA, hatten

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