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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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sie auf Angus richten, überlegte es sich jedoch anders und zielte wieder auf Nick. Wie um seine Kräfte zu schonen, statt sich allein durch die eigene Muskulatur aufrechtzuhalten, lehnte Nick im Stehen an einem der Großbildschirme.
    Angus grinste Sib spöttisch zu, während er den Niedergang herabstieg, auf Morn und Davies zustrebte.
    Er hatte den EA-Anzug abgelegt und statt dessen eine schlichte Bordmontur angezogen, vielleicht damit der Medi-Computer des Krankenreviers ihn leichter behandeln konnte. Auf seinem Hinterkopf klebte ein großes Pflaster, das den typischen, öligen Geruch eines Plasmaverbands verströmte; eine kleine Schwellung am Unterarm kennzeichnete die Stelle, wo der Medi-Computer ihm Analgetika, Antibiotika und Metabolika injiziert hatte. Ein zweites Pflaster bedeckte eine Wunde am Oberrand des Wangenknochens. Trotzdem wirkte er keineswegs wie ein Verletzter. Vielmehr sah er regelrecht ausgeruht und kraftstrotzend aus, nachgerade unangreifbar. In seinen Schweinsäuglein funkelte Bosheit.
    »Da bin ich aber echt enttäuscht«, maulte er. »Niemand schert sich darum, was ich will?« Nach einem letzten Rundumblick durch die Brücke widmete er seine Aufmerksamkeit ausschließlich Morn.
    Schlagartig vergaß Davies sämtliche Gründe, aus denen er Angus hätte willkommen heißen mögen. Morns Erinnerungen zerrissen ihm das Herz. Er sah Angus’ Faust das schwarze Kästchen umfassen, als geschähe es vor seinen eigenen Augen…
    Angus langte in eines der Staufächer längs des Schotts, kramte ein Skalpell hervor und gab es Morn. »Nimm.«
    Geheul des Grauens durchgellte sie, ohne daß sie es hätte ausstoßen können.
    Das Zonenimplantat-Kontrollgerät diktierte ein Lächeln; also lächelte sie. Es befahl ihr, vor Angus zu knien; folglich kniete sie nieder.
    Grimmig trat Davies zwischen sie und Angus, legte ihm wie zum Zeichen der Zurückweisung eine Hand auf die Brust. »Ich warne dich…« Die Stimme erstickte ihm in der Kehle; er konnte nicht weitersprechen.
    Angus würdigte seinen Sohn keines Blicks; er musterte Morn, als wäre er mit ihr allein auf der Brücke.
    »Na schön, ich frage«, gestand sie ihm in gepreßtem Tonfall zu. »Was willst du?« Sie wirkte, als unterdrückte sie das Bedürfnis, laut zu schreien.
    Sein Stirnrunzeln verkniff ihm die Brauen, daß sie die Augen überschatteten. Seine Stimme klang nach einer absonderlichen Mischung von Roheit und Entsetzen.
    »Ich will dich.«
    Davies schaute über die Schulter Morn an, erhoffte sich von ihr die Erlaubnis, sich auf Angus zu stürzen.
    »Angus, hör zu.« Es hatte den Anschein, als löste Angus’ Forderung im Innersten Morns einen Knoten der Wut und des Ekels. Mattigkeit und Leid wichen von ihr, als ob sie das Zonenimplantat-Kontrollgerät benutzt hätte, um sie zu verdrängen. Sie holte das schwarze Kästchen aus der Tasche und zeigte es Angus, als wäre es eine Waffe. »Ich schwöre dir, wenn du mich anfaßt – wenn du mich nur mit einem Finger anrührst –, drücke ich sämtliche Tasten auf einmal und schmore mir das Hirn. Lieber verwandle ich mich in einen Brocken geistlosen Fleischs, als daß ich mich an dich wegwerfe.«
    Sie maß ihn mit festem Blick, der jeden Zweifel an der Ernsthaftigkeit ihrer Drohung ausschloß.
    Davies schluckte den Kloß, der ihm im Hals zu stecken schien. »Und ich würde dich kaltmachen.«
    »Einer von uns tat’s auf jeden Fall«, verhieß Mikka mit Nachdruck. »Irgendwie würden wir’s schon schaffen. Deinetwegen sind wir am Leben geblieben, und ich bin dir dafür dankbar. Aber ich lasse nicht zu, daß Morn noch einmal in deine Klauen gerät.«
    Sib nickte, als ob es ihm Panik einjagte, so entschieden zu Morn zu stehen.
    »Ach, halt dich doch da raus, Mikka«, spöttelte Nick. »Soll er sie doch haben, wenn er will. Du bist Illegale, ich bin Illegaler. Du hast schon Übleres verbrochen, als gelegentlich irgendeiner widerwilligen Schlunze eins auszuwischen, wenn du dadurch ’n Vorteil hattest. Und du hast mir bei schlimmeren Schandtaten geholfen. Also spiel jetzt nicht die Gerechte, gottverdammt noch mal! Du bist kein bißchen glaubwürdig.«
    Angus sah Nick nicht an. Auch alle übrigen Anwesenden übergingen seine Gehässigkeiten mit Schweigen. Die Spannung zwischen Angus und Morn beherrschte die Brücke: Nick konnte sich nicht durchsetzen, fand keine Beachtung.
    »Wie kommt’s nur«, entgegnete Angus, als erleichterte ihn Morns Antwort und brächte ihn gleichzeitig in Wut, »daß ich nicht im

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