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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Mutter und meinem Vater habe ich gesprochen, deinen Großeltern. Du erinnerst dich so gut wie ich an sie. Was glaubst du, was sie in dieser Situation getan hätten?«
    Ihr ernster Blick maß Davies; ihre Frage berührte ihn so tiefgehend wie ihre Weigerung, Nick aus dem Raumschiff auszusperren. Was mich betrifft, hatte sie ihm kurz nach seiner Geburt erklärt, bist du das Zweitwichtigste in der ganzen Galaxis. Du bist mein Sohn. Aber am allerwichtigsten ist es, an erster Stelle steht es, keinen Verrat an meiner Menschlichkeit zu begehen.
    Darin erkannte er ihr unverwechselbares Wesen. »Sie hätten für das gekämpft, woran sie glaubten«, antwortete er ruhig, als hätten sie eine gemeinsame Zuflucht gefunden, wo er sie, wo sie beide eins sein konnten, »und zwar bis in den Tod.«
    Ihr Lächeln blieb schwach und zart wie dünnes Glas; aber ihm lächelte es wie Morgenröte.
    »Dann haben wir da noch dich«, stellte Morn fest und schwenkte ihren Sitz zu Nick herum. Sie sprach in unpersönlichem Ton, als fühlte sie sich von ihm nicht mehr bedroht; oder als wäre ihr Ekel vor ihm so gewaltig geworden, daß sie ihm keinen Ausdruck verleihen konnte. »Was willst du?«
    Entgeistert schaute Ciro sie an. »Morn!« entfuhr es Sib.
    »Morn…«, knurrte auch Mikka. Vector hingegen nickte beifällig. Sein Schmunzeln bezeugte insgeheime Erleichterung.
    Weil Davies sie kannte, äußerte er keinen Einspruch.
    Morn beachtete Sib und Mikka nicht; auch Nick schenkte ihnen keine Aufmerksamkeit. Einen Moment lang lag er noch still da, als hätte er Morn nicht gehört. Aber dann zog er geschmeidig wie eine Raubkatze die Beine an und lehnte im Schneidersitz den Rücken ans Schott.
    »Ich will Sorus.« Ein irrsinniges Feixen zuckte um seinen Mund. Er hob eine so gewaltsam – wie ein Schraubstock geballte Faust, daß die Knöchel weißlich hervortraten. »Ich will ihr das Herz ausreißen.«
    »Na fein.« Ein Anklang von Ironie verlieh Morns Stimme eine gewisse Schärfe. »Von mir aus. Allerdings hilft uns das kein bißchen weiter. Es ist wenig wahrscheinlich, daß du irgendwann in nächster Zeit dazu ’ne Gelegenheit findest. Mir geht einfach nicht aus dem Kopf, daß es nicht noch etwas anderes geben muß, das du willst.« Anscheinend betonte sie das Wort mit voller Absicht so stark. »Worauf warst du aus, bevor du Kapitänin Chatelaine wiedererkannt hast? Ich vermute, du hattest vor, das Immunitätsserum an den Kassierer zu verscherbeln, um Reparaturen an deinem Raumschiff bezahlen zu können. Denkst du nicht immer noch an so ein Geschäft? Reparaturen brauchst du keine mehr, aber es ist für dich dringend nötig, deine Lage zu verbessern. Andernfalls sieht deine Zukunft zappenduster aus. Möglicherweise lebst du gar nicht mehr lange genug, um je ’ne Chance zu erhalten, dich mit Sorus Chatelaine zu befassen. Schmiedest du nicht schon insgeheim irgendwelche neuen Pläne? Könntest du den richtigen Käufer ausfindig machen, wäre es dir wohl möglich, genügend Hilfe zu erkaufen, um es mit uns allen aufzunehmen. Sogar mit Angus.«
    Nun verstand Mikka die Gedankengänge Morns. »Ja sicher«, erwiderte sie schroff. »Kein Zweifel. Egal was wir sonst anfangen, wir müssen Angus auf alle Fälle warnen, daß er ihn von der Kommunikation fernhalten soll. Ohne Kommunikationsmöglichkeiten kann er keine Käufer aufspüren.«
    Nick schaute weder Morn noch Mikka an. Ein, zwei Augenblicke lang stierte er nur seine hart verkrampfte Faust und ihre weißen Knöchel an, als könnte er darin sein künftiges Schicksal lesen. Endlich ließ er den Arm langsam sinken.
    »Von dir will ich bloß eines, Morn«, sagte er im Ton tiefer Zerstreutheit. Morn hätte abwesend sein, er hätte ohne weiteres ein Selbstgespräch führen können. »Zieh die Bordmontur aus, damit ich dich hier vor deinem Jungen und deinen Freunden ficken kann. Das letzte Mal hat’s dir doch sichtlich Spaß gemacht. Seitdem hat sich nichts verändert… Jedenfalls nichts von Bedeutung. Du bist nicht plötzlich ehrlich geworden. Der einzige Unterschied, daß du da mich gebraucht hast. Jetzt brauchst du Sib und Vector, Mikka und deinen Sohn, das elende Arschloch. Du brauchst sogar Lumpi, du arme Sau. Du brauchst Angus. Auf die eine oder andere Weise wirst du dich von ihnen allen ficken lassen müssen. Bei mir wärst du besser bedient.«
    Davies konnte sich nicht beherrschen; er hatte zuviel von seinem Vater in sich. Und er kannte Nick zu gut: er entsann sich an jede Einzelheit der

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