Amnion 4: Chaos und Ordnung
Warden mit halblauter Stimme klar. »Wir sollten Josua zu uns retournieren, weil er zum Wegwerfen zu kostbar ist. Morn Hyland muß her, weil wir an dem Interesse haben, was sie uns über die Amnion erzählen kann, und weil wir anhand ihrer Angaben die Aussagen Nick Succorsos prüfen können, der uns voraussichtlich nichts Wahres berichtet, wenn er nicht weiß, daß wir die Möglichkeit zur Überprüfung seiner Äußerungen haben. Und wir müssen Davies Hyland in unsere Obhut bringen, um aufzudecken, was an ihm den Amnion dermaßen wichtig ist. Das ist unsere große Chance. Wir können Direktorin Donner an Bord der Posaune transferieren. Sobald sie nahe genug ist, um ihr einen Funkspruch zu übermitteln, kann sie Josuas neue Prioritätscodes aktivieren. Von da an gehorcht er ihren Befehlen. Wenn sie das Kommando über die Posaune und die Rächer als Eskorte hat, wird es möglich, diese Leute an einen sicheren Ort zu befördern, einen Ort, wo die Amnion sie nicht finden und uns auch sonst niemand in die Quere kommt. Dann können wir uns in schönster Ruhe über alles informieren, was sie wissen, ohne daß irgendwelche Vorgänge uns unter Zeitdruck setzen.«
Eilends sprach er weiter, ehe Fasner die Geduld ausging. »Und wir hätten noch einen Vorteil. EKRK-Sonderbevollmächtigter Maxim Igensard will sich bitterernst mit uns anlegen. Ziehen wir ihm keine Schranke« – vorsätzlich sagte Warden wir, als gäbe es keinen Unterschied zwischen ihm und seinem obersten Chef –, »wird er nicht locker lassen, bis er irgend etwas in Händen hat, das es ihm erlaubt, uns mit Dreck zu bewerfen, mit dem es ihm gelingt, uns dermaßen anzuschwärzen, daß er dem EKRK nach seinem Gutdünken Bedingungen diktieren kann. Aber wenn wir Überlebende der Kassafort-Aktion vorzuweisen haben, speziell diese Überlebenden, ist seine ganze Kampagne gegen uns auf Sand gebaut. Wir könnten aufzeigen, daß der Erfolg die eingegangenen Risiken gerechtfertigt hat. Sogar eine unanzweifelbare Erklärung dafür, wie wir im Fall der Antimutagen-Immunitätsforschungen Intertechs vorgegangen sind, hätten wir ihm zu bieten. Und Morn Hyland nicht in der Bredouille gelassen zu haben, dürfte in bezug auf unsere Glaubwürdigkeit wahre Wunder wirken.«
Das Innenleben des Drachen kochte vor angestrengter Konzentration. »Verstehen Sie, was ich meine, Fasner?« fragte Warden mit gepreßter Stimme. »Wenn Sie so dreinschauen, habe ich immer das Gefühl, ich rede mit einer Wand. Wir haben jetzt eine Gelegenheit, die zu versäumen wir uns auf gar keinen Fall leisten dürfen.«
Unvermittelt prustete Holt Fasner. Er schüttelte Schultern und Arme, als erwachte er aus einer Trance, rieb sich mit den Händen die Wangen. Er blinzelte hektisch, um seine Sicht zu klären.
»Wahrscheinlich glauben Sie wirklich, was Sie da schwafeln, Sie hirnrissiger Idiot«, pöbelte er. »Warden Dios, mein Polizeipräsident… auch bloß so ein Scheißidealist.« Die Heftigkeit seines Grimms hinterließ in Wardens IR-Wahrnehmung Nachbilder. »Fast bereue ich, daß ich Ihnen diesen Posten verschafft habe. Selbst nach so vielen Jahren weiß ich noch immer nicht so recht, wozu Sie eigentlich zu gebrauchen sind… Wozu überhaupt die ganze beschissene VMKP von Nutzen ist. Offenbar glauben Sie noch heute, ich hätte mir die VMKP ausgedacht, weil ich Bedarf an Polizisten sähe. Wäre momentan nicht der allerschlechteste Zeitpunkt, um den Polizeipräsidenten auszuwechseln, ich würde Sie feuern und jemanden mit mehr Gehirn an Ihre Stelle setzen. So, nun hören Sie mir zu, Warden. Ich gewähre Ihnen nun Ihre letzte Chance. Denken Sie denn tatsächlich, ich hätte das Wesentliche übersehen?«
Ein Stich durchfuhr Wardens Herz; aber er verkrampfte die Arme und ließ sich nichts anmerken. »Wenn Sie so herumschreien«, erwiderte er bissig, »weiß ich nicht, was ich denken soll.«
»In diesem Fall«, antwortete Fasner, als spie er Feuer, »will ich eine normale Lautstärke einhalten. Es gibt künftig keine Vorwände mehr, um irgendwelche Fehler zu machen. Ich erteile Ihnen nun Befehle, und Sie…« – mit den Knöcheln der Faust unterstrich er auf der Tischplatte jedes Wort – »haben sie zu befolgen. Wenn die Amnion diesen Davies Hyland in ihre Krallen kriegen wollen, ist es allemal besser, ich schnappe ihn mir. Ich wünsche, daß Sie ihn herschaffen, zu mir persönlich bringen.«
Warden Dios wagte es nicht, auch nur das kleinste Anzeichen der Hoffnung zu zeigen; vor dem Drachen durfte es
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