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Amok der Amazonen

Amok der Amazonen

Titel: Amok der Amazonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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riß ich die dünnen
Vorhänge auseinander und spähte in die Dunkelheit hinaus. Der Wind pfiff durch
die Bäume, sonst war alles ruhig.
    »Schließen Sie die Tür hier
hinter mir ab«, befahl ich eilig. »Und öffnen Sie sie nur, wenn Sie ganz sicher
sind, daß ich es bin .«
    Linda und Denice standen mit aufgerissenen Augen da.
    »Schnell, das Licht aus«,
flüsterte Linda.
    »Schließen Sie erst hinter mir
ab«, sagte ich und glitt hinaus in die Nacht.
    Ich setzte meinen Fuß mitten
ins Blumenbeet, riß mehrere Tulpen aus der Erde, als ich zum Fußweg hin
stolperte. Hinter mir glaubte ich, das Zuschlagen der Haustür zu hören.
    Ich wußte nicht mit Sicherheit,
aus welcher Richtung der Schuß gekommen war, doch ich orientierte mich so gut
ich konnte und rannte los, in der rechten Hand den Revolver. Ein Stückchen Mond
stand am Himmel, und auf der offenen Rasenfläche waren sich bewegende Schatten
sicherlich gut zu erkennen. Nichts regte sich jetzt dort.
    Ich steuerte auf die Ostmauer zu. Das Tor befand sich in der Nordmauer. Zu
meiner Rechten stand eine kleine Baumgruppe, durch deren fast noch kahle Äste
das Mondlicht floß. Weiter hinten drängten sich immergrüne Nadelbäume zusammen,
die jedem Eindringling hätten Schutz bieten können. Wenn man mich von dort
abschießen wollte, dann standen die Chancen für den Schützen recht gut. Die
Entfernung betrug etwa hundertfünfzig Meter. Zu meiner Linken befand sich die
Nordmauer. Das Tor lag schon hinter mir.
    Fast unmittelbar vor der Ostmauer , das Gesicht im knöchelhohen Gras, lag eine
Gestalt, die aussah wie eine Strohpuppe, die der Wind dorthin geweht hatte. Das
nächste schützende Gebüsch war an die hundert Meter entfernt.
    Plötzlich stürzte sich von
hinten ein fliegender Grizzlybär auf mich. Zumindest Gewicht und Gestalt
stimmten. Wir überschlugen uns im Gras, während ich erfolglos auf den Angreifer
einschlug, dessen kräftige Hände meinen Hals umklammerten.
    »Francis Cawthorne «,
schrie ich schrill. »Sie waren es also !«
    »Sie waren es !« brüllte sie, nahm die eine Hand von meinem Hals und packte meinen Revolver.
»Lassen Sie die Waffe fallen !«
    Ich hob plötzlich mein Knie und
stieß es ihr in die linke Seite. Das benahm ihr einen Moment den Atem. Ihre
Umklammerung lockerte sich so weit, daß ich mich losreißen konnte. Ich drückte
ihr den Revolver hinter das linke Ohr.
    »Weg mit Ihnen !« zischte ich.
    Sie wälzte sich auf die Seite,
und ich konnte endlich wieder atmen. Ich setzte mich im Gras auf, den Revolver
auf sie gerichtet.
    »Sie dachten wohl, ich hätte
jemanden erschossen«, bemerkte ich.
    »Sie sind bewaffnet«, knurrte
sie böse. Ich mußte zugeben, das war vernünftig.
    »Sie haben den Revolver bereits
gesehen«, sagte ich. »Ich habe ihn mitgebracht für den Fall, daß noch jemand
mit einer Waffe sich hier herumtreibt — vielleicht der Bursche, der vorhin den
Schuß abgegeben hat .«
    »Ich dachte, das wären Sie
gewesen«, versetzte sie brummig.
    »Ich war es aber nicht .«
    Langsam rappelte sie sich auf.
Ich tat es ihr nach. Sie zuckte die Achseln und wies mit dem Daumen über die
Schulter nach hinten. »Und der da?«
    »Sehen wir nach. Kann ich mich
darauf verlassen, daß Sie mich nicht wieder anfallen ?«
    »Wenn Sie es nicht waren, okay.
Aber Sie sehen mir ganz danach aus — «
    »- als würde ich meine eigene
Mutter umbringen, was? Klar, und Sie sind die erste, der ich mein Geheimnis
anvertraue .«
    Sie zog ein grimmiges Gesicht
und wandte sich ab.
    Francis gelangte zuerst zu der
reglos daliegenden Gestalt, Sie blieb stehen und
starrte auf sie nieder. Es war ein Mann, und er war tot. Ich sah es sogleich,
als ich das Gras von seinem Gesicht wegschob. Die Kugel hatte sich in die linke
Brustseite gebohrt und war hinten in der Nackengegend wieder ausgetreten. Das
bedeutete, daß die Waffe aus Bodennähe; abgefeuert worden war. Pulverspuren
entdeckte ich nicht. Vom Gesicht des Toten war nicht viel zu sehen, doch ich
erkannte es. Der Tote erinnerte mich an einen Vogel, der von einem
leichtsinnigen Jäger abgeschossen worden ist.
    »Kennen Sie ihn ?« fragte ich Francis.
    »Ich habe ihn noch nie gesehen .«
    »Er heißt Nathaniel Neeble und ist der Ehemann von Doris .«
    In den Augen der stämmigen Frau
glomm schwaches Interesse auf.
    »Ich muß Libby Bescheid geben .«
    »Doris sollte man es vielleicht
auch sagen«, bemerkte ich zynisch.
    Sie warf mir einen leicht
neugierigen Blick zu.
    »Natürlich. Libby wird es

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