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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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ein kleines Mädchen quengeln.
    »Sie wollen sich mit mir treffen?«, fragte Sullivan.
    »Wir müssen über die Ergebnisse meiner Nachforschungen reden.«
    »Was hat das mit mir zu tun? Ich habe Ihnen den Bericht und die Adresse der Pension gegeben. Damit ist die Sache für mich erledigt.« Dabei beließ er es – er wollte es mit der Demonstration seines Desinteresses ja nicht übertreiben.
    »Das wollen Sie ganz bestimmt hören.« Craigs Stimme klang gedämpft, bei dem Geplärre im Hintergrund war er kaum zu verstehen. Sullivan fragte sich, warum er dem Balg nicht einfach eine langte.
    »Na schön«, sagte er. »Ich kann mir heute Nachmittag eine halbe Stunde für Sie freischaufeln.«
     
    Julia hatte einige Bedenken, ob es richtig war, so bald wieder auszugehen, doch sie rechtfertigte ihre Entscheidung damit, dass sie ihr Versprechen dem Arzt gegenüber ja nicht brechen würde. Sie hatte nicht die Absicht zu laufen, zu springen oder sonst etwas Verbotenes zu tun. Und er hatte nicht gesagt, dass sie nicht Auto fahren dürfe.
    Als sie ihre Wohnung verließ, rechnete sie fast damit, dass ihr Mini nicht anspringen würde, obwohl eine Freundin, die in der Nähe wohnte, für sie ein Auge auf den Wagen gehabt hatte. Die Handbremse muckte ein wenig, aber der Motor sprang beim dritten Versuch an. Abgesehen davon, dass sie immer wieder zwanghaft in den Spiegel schauen musste, um sich zu vergewissern, dass sie nicht verfolgt wurde, war es ein wunderbares Gefühl, wieder fahren zu können – ein weiterer großer Schritt zur Wiedererlangung ihrer Unabhängigkeit.
    Sie erreichte Chilton um kurz nach acht. Das gute Wetter hielt an, und als sie den Wagen vor der Kirche abstellte, war es schätzungsweise zehn Grad wärmer als am 19. Januar. Auf jeden Fall mild genug für ein Baumwolltop und eine leichte Jacke.
    Davon abgesehen gab es einige beunruhigende Parallelen zum Morgen des Massakers. Weit und breit war niemand zu sehen, und bis auf die heiseren Schreie der Krähen war es auffallend still. Ihre Muskeln zuckten, als sie den Dorfplatz überquerte, als wollte ihr Körper sie zwingen, sofort wieder ins Auto zu springen und davonzufahren.
    Vor zwei oder drei Häusern in Arundel Crescent steckten inzwischen Zu-verkaufen -Schilder im Rasen. Im ersten Stock von Nummer 2 war das Schlafzimmerfenster gekippt, genau wie am 19. Januar. Als Julia die Haustür erreichte, hörte sie drinnen Gepolter, dann lärmende Stimmen. Sie klingelte und fragte sich, ob bei dem Getöse überhaupt jemand ihr Läuten hören würde.
    Nach ein paar Sekunden fiel drinnen eine Zimmertür ins Schloss, was den Lärm etwas dämpfte. Eine Kette rasselte, und die Haustür wurde ein paar Zentimeter weit geöffnet. Ein Mann spähte heraus.
    »Gordon Jones?«
    »Wer will das wissen?«
    »Ich bin Julia Trent. Ich wollte fragen, ob ich vielleicht Ihre Frau sprechen könnte?«
    Er musterte sie sorgfältig. »Sie waren hier, damals am Neunzehnten?«
    »Ja.«
    Er schien sich zu entspannen, als er die Kette aushängte und die Tür ganz öffnete. Julia schätzte ihn auf Mitte vierzig; er hatte dünne Arme und Beine, aber einen mächtigen Rumpf. Die grauen Haare und der dichte Schnauzbart machten ihn mindestens fünf Jahre älter, und er hatte die Stirn permanent in Falten gezogen.
    Wieder war aus dem Haus lautes Poltern zu hören. Gordon drehte sich um und rief: »Schluss jetzt mit der Balgerei! Ihr habt noch zehn Minuten, um euch fertig zu machen!«
    Julia schenkte ihm ein mitfühlendes Lächeln. »Ich muss mit Ihrer Frau sprechen.«
    »Sie wohnt zurzeit nicht hier.« Seine Stimme war tonlos, als wäre er emotional vollkommen ausgelaugt. »Sie hatte einen … Nervenzusammenbruch. Ich habe versucht, ihr zu helfen. Wir alle haben es versucht. Aber sie wollte unbedingt ausziehen. Sie hatte Angst, dass man ihr die Kinder wegnehmen könnte.«
    Ein schriller Schrei, gefolgt von kreischendem Gelächter. Gordon zuckte zusammen.
    »Ich habe eine Babysitterin, wenn ich in der Arbeit bin, und meine Mutter springt ein, wann immer sie kann. Aber es ist nicht dasselbe.«
    »Wie oft kommt sie zu Besuch?«
    »Gar nicht. Es nimmt sie zu sehr mit.« Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und ließ einen abgrundtiefen Seufzer entweichen. »Dieser Dreckskerl hat das Leben von vielen Menschen ruiniert. Manchmal wünschte ich, er hätte sich nicht selbst erschossen. Ich hätte ihm zu gerne …« Er brach ab, und sein Blick schien in eine andere Zukunft zu gehen. Dann riss er sich in die

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