Amok: Thriller (German Edition)
bisschen mehr Hintergrundinformationen, ehe ich Julia Trent erwähne. Dann habe ich den Polizeibericht gelesen -«
»Sie haben den Polizeibericht gestohlen«, fiel George ihm ins Wort.
»Das haben Sie auch getan.« Vilners Miene verhärtete sich. »Sie wollten mir nichts davon erzählen, habe ich recht? Da frage ich mich doch, womit Sie sonst noch alles hinterm Berg halten.«
»Ich bin Ihnen keine Rechenschaft schuldig.«
»Nein, aber ob es Ihnen gefällt oder nicht, Sie haben mich nun mal am Hals.« Seine Augen blitzten. »Ich gehöre zum Team, und bis jetzt bin ich dabei ziemlich schlecht weggekommen. Das muss sich ändern.«
»Inwiefern?«
»Zwei Alternativen«, sagte Vilner und hielt zwei Finger waagerecht in die Luft, wie ein Kind, das eine Pistole imitiert. »Wenn Sie das Geschäft behalten, bin ich bereit, auf den Vertrag zu warten, aber bis es so weit ist, will ich ein Zeichen Ihrer Anerkennung. Zweihunderttausend in bar, sofort.«
George blies entrüstet die Backen auf. »Das ist fast so viel wie der ursprüngliche Kredit.«
»Mit steigendem Risiko steigen auch die Prämien.«
»So viel Geld habe ich nicht flüssig«, sagte George. »Es ist langfristig angelegt.«
Vilner setzte ein wissendes Lächeln auf. »Sie sprechen von Aktien? Immobilien? Wie zum Beispiel Tobys Apartment?«
»Ja.«
»Dann schmeißen Sie ihn raus und verkaufen Sie.« Er machte eine Pause, damit George sich mit dem Gedanken vertraut machen konnte. »Zweite Alternative: Wenn Sie das Geschäft an Kendrick verkaufen, was bleibt dann für mich?«
»Ich nehme doch an, dass Kendrick Ihre Dienste weiter in Anspruch nehmen wird. Im Moment scheint er Sie ja mit Vorliebe einzusetzen.«
»Das tut er nur, um Sie zu ärgern, George, wie Sie sehr wohl wissen.«
»Sie denken, er wird Sie fallen lassen, wenn Sie Ihre Schuldigkeit getan haben?«
»Wer weiß?«, entgegnete Vilner. »Immer das Beste hoffen und das Schlimmste befürchten. Ich will eine wasserdichte Garantie, dass ich von jedem Verkauf profitieren werde. Das bedeutet eine Beteiligung an der Holding.«
Wieder prustete George entrüstet. »Sie wollen einen Anteil an dem Unternehmen, das ich in jahrelanger Arbeit aufgebaut habe? Dem Unternehmen, für dessen Erfolg ich mir sämtliche Beine ausgerissen habe?«
»Es interessiert mich einen Scheißdreck, was Sie sich alles ausgerissen haben. Sie sind auf meine Mitwirkung angewiesen und auf mein Schweigen. Und dafür will ich zehn Prozent.«
»Zehn Prozent?« George explodierte. »Sie müssen verrückt sein!«
Vilner stand auf – nicht hastig oder aufbrausend, sondern mit einer ruhigen Entschlossenheit, bei der es George eiskalt überlief.
»Es ist eine ganz einfache Entscheidung«, sagte Vilner. »Sie geben mir zehn Prozent, oder Sie verlieren alles.«
Julia rechnete nicht ernsthaft damit, in dem Tagebuch irgendetwas zu finden. Sie war fast geneigt zu glauben, dass es einen anderen Grund für den Einbruch geben musste – vielleicht hatte es etwas mit ihrer Anwesenheit dort zu tun, aber gewiss nichts mit ihren Eltern.
Als sie in ihrer Wohnung ankamen, fragte Craig, ob sie sich stark genug fühle, es zu lesen. Dann deutete er in Richtung Küche. »Wir wär‘s, wenn ich uns was zu essen mache?«
Julia nickte. »Ein Sandwich wäre nicht schlecht. Ich habe Schinken, Käse und Tomaten da.«
Während er sich an die Arbeit machte, holte sie das Tagebuch aus ihrem Schlafzimmer und setzte sich damit aufs Sofa. Ich habe doch keine Angst, oder? , fragte sie sich. Sie atmete tief durch und überflog rasch die Einträge bis zu dem Tag, an dem Carl Foresters Name zum ersten Mal auftauchte. Dann las sie weiter und sagte sich, dass sie schließlich keinen Grund habe, sich vor irgendetwas zu fürchten.
Im August hatte sich weiter nichts Bemerkenswertes ereignet; nur einmal erwähnte Bernard, dass er an einem warmen Abend mit Lisa im Garten gesessen hatte. Es ist jetzt viel heller, seit die Koniferen zurückgeschnitten sind.
Die nächsten zwei Monate waren ähnlich. Einmal schimpfte er sich über das schlechte Wetter aus.
Wettervorhersage wie üblich falsch. Zu Fuß nach Ditchling gegangen und klatschnass geworden. 10 Pfund für ein Taxi zurück nach Hause. Sollte dem Wetteramt die Rechnung schicken!
Der Eintrag vom 25. November war viel länger als die meisten anderen. Die Schrift wirkte zackig, und er schien viel fester aufgedrückt zu haben als sonst. Julia wusste sofort, dass er wütend gewesen war, als er die Zeilen geschrieben
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