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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Bale
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Wasserfall; nur ein statisches Rauschen, das seinen Schädel erfüllte. Er konnte es nicht fassen, dass er sich so nach Strich und Faden hatte austricksen lassen. Er hatte geglaubt, er sei früh genug hergekommen, um einem Hinterhalt vorzubeugen, aber sein Gegenspieler war noch schneller gewesen.
    Er sah wieder an sich herab. Er befand sich in halb sitzender, halb liegender Position auf dem Fußboden im ehemaligen Esszimmer des Farmhauses. Anstelle des Teppichs war unter ihm eine dicke Schicht Plastikfolie ausgebreitet, wie sie beim Bau verwendet wurde, um zu verhindern, dass beim Legen des Fundaments Feuchtigkeit durchdrang. Die Folie zog sich über die gesamte Breite des Zimmers und war in einem halben Meter Höhe mit Klebeband an den Wänden befestigt. Die einzigen Gegenstände, die er sonst noch erkennen konnte, waren ein paar große Eimer, eine Rolle fester Müllsäcke und eine DeWalt-Alligator-Säge, deren Blatt mit der gleichen roten Farbe verschmiert war.
    Er machte den Mund auf, um etwas zu sagen, doch stattdessen erbrach er sich. Ein säuerlicher Brei ergoss sich über seine Brust und sammelte sich in seinem Schoß. Er starrte ihn einen Moment lang an und dann wieder seine Arme. Sie endeten in Stümpfen, die grob mit weißen Verbänden umwickelt waren. Beide Unterarme waren fest mit Tourniquets abgebunden.
    Der Mann folgte seinem Blick und sagte: »Die habe ich vor der Operation angelegt. Macht ja schließlich keinen Spaß, wenn du schon so bald verblutest.«
    Der Ansturm der Schmerzen musste sich vorübergehend gelegt haben, denn Vilner verstand die Bedeutung des Wortes verbluten . Ein Gedanke drängte sich ihm auf: Wie soll ich Louise heute Abend fahren, wenn ich keine Hände habe?
    Seine Lippen formten sich zu einem fassungslosen Lächeln, und er begann zu weinen.

64
     
    Das Hamsey Arms war ein niedriges Gebäude am Ortsrand von Cooksbridge, einem Weiler wenige Meilen nördlich von Lewes. Der Weg dorthin führte Julia durch ein dunkles, dichtes Waldstück. Der Wind war inzwischen auf Sturmstärke angeschwollen, und ein nahezu unablässiges Heulen übertönte das Geräusch ihres Motors. Sie spürte, wie die Reifen über abgebrochene Äste rumpelten. Die Scheinwerfer erfassten Bäume, die sich im Wind bogen und krümmten. Julia hatte schon Berichte über gesperrte Straßen und Bahnstrecken gehört, und laut Vorhersage sollte der Sturm im Lauf des Abends noch stärker werden.
    Der Hauptraum des Lokals lag zur Straße hin. Das hell erleuchtete Innere wirkte gemütlich und einladend, als sie auf den Parkplatz einbog. Allein die Tatsache, dass sie überhaupt heil angekommen war, erfüllte sie mit Erleichterung, wie auch der Anblick von acht oder zehn anderen Autos auf dem Parkplatz – sie war also nicht die einzige Wahnsinnige, die sich an einem Abend wie diesem vor die Tür gewagt hatte. Vor dem Lokal war eine kleine Terrasse mit Holztischen, Bänken und Fässern, die als Blumenkübel dienten. Ein paar der Tische waren schon umgeweht worden, und wie es aussah, würden die Fässer bald folgen.
    Als sie den Motor abstellte, klatschte ein einzelner dicker Regentropfen auf die Windschutzscheibe und rann hinunter. Dann ein zweiter. Und dann war es, als hätte jemand im Himmel einen gewaltigen Wassertank umgekippt. Die plötzliche Sturzflut prasselte auf das Dach und ließ das Heulen des Windes nur noch wie ein sanftes Säuseln erscheinen.
    Sie schlug den Kragen ihrer Jacke hoch, als ob das irgendeinen Unterschied machen würde, und machte sich auf eine kräftige Dusche gefasst. Als sie die Tür aufstieß, riss der Wind sie ihr fast aus der Hand. Sie stieg aus, schlug die Tür zu und lief so schnell, wie sie es eben wagen konnte, zum Eingang.
    Als sie das Lokal betrat, ließ sie einen Windstoß und einen Schwall Regen mit herein. Flaschen und Gläser klirrten im Luftzug, und man hörte nervöses Lachen. Ungefähr ein Dutzend Gesichter drehten sich zur Tür um und wandten sich dann nach und nach wieder ab. Die meisten Gäste gehörten zu einer Familienfeier, die mehrere mit Girlanden und Geschenkpapier übersäte Tische einnahm. Am Kopfende saß eine ziemlich herrisch wirkende ältere Dame mit einer Papierkrone auf dem Kopf. Ungefähr fünfzehn Personen gehörten zu der Gesellschaft, darunter einige aufgedrehte Kinder.
    Julia strich sich die Haare glatt, wischte sich den Regen aus dem Gesicht und knöpfte ihre Jacke auf. Dann hob sie den Kopf und sah sich im Lokal um. Sie war gerade zu dem Schluss gekommen, dass

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