Amok: Thriller (German Edition)
wenn es um Millionen geht?«
»Nein.« George klang emphatisch, aber Craig sah den Zweifel in seinen Augen.
»Welche Rolle spielt Kendrick bei der ganzen Geschichte?«
»Was wissen Sie über Kendrick?«
»Sehr wenig. Eine Bekannte von mir, Abby Clark, hat über ihn recherchiert. Heute Morgen hat die Polizei ihre Leiche aus der Themse geborgen. Und ich habe eine anonyme Drohung erhalten, dass meinen Kindern etwas zustoßen würde, sollte ich mit der Polizei reden.«
George erbleichte. »Ich habe Sie gewarnt«, sagte er. »Ich habe Sie auf die Risiken hingewiesen, denen Sie sich aussetzen.«
Craig stand auf. »Ist das ein Schuldeingeständnis?«
»Ganz und gar nicht. Aber wenn Sie in Dingen herumschnüffeln, die Sie nichts angehen, dann kann das unabsehbare Konsequenzen haben. Ihre Bekannte ist vielleicht auf etwas gestoßen, was mit dieser Sache gar nichts zu tun hatte.«
»Wer ist denn dieser Kendrick nun? Ein Gangster?«
»Wer ist Kendrick?«, wiederholte George leise. »Das ist eine gute Frage. Nach außen hin ist er ein Geschäftsmann aus Trinidad. Er hat das angeschlagene Firmenimperium seines Vaters geerbt und es zu einer Erfolgsgeschichte gemacht. Es würde mich nicht überraschen, wenn manche seiner Methoden ein wenig … unorthodox wären.« Sein Blick trübte sich und schien sich nach innen zu richten. Er schauderte.
»Was will er von Ihnen?«, fragte Craig.
Ein merkwürdiger Laut drang an sein Ohr, ein Mittelding zwischen Husten und Lachen, und Craig brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass er nicht von George gekommen war. Als er sich umdrehte, sah er eine geisterhafte Gestalt in der Tür stehen, die sich auf einen Stock stützte. Das war das Gesicht, das er am Mittwochnachmittag im Fenster des ersten Stocks gesehen hatte, und Julia hatte recht gehabt – im ersten Moment schien es gar nicht zu einem menschlichen Wesen zu gehören.
George folgte seinem Blick und schnappte erschrocken nach Luft, während er sich halb aus seinem Sessel erhob. Doch es blieb Vanessa Matheson überlassen, Craigs Frage zu beantworten.
»Er will alles.«
Er schob sie vor sich die Treppe hinauf und stieß ihr den Pistolenlauf in den Rücken, sobald sie einen Moment zögerte. Ihre Hände waren noch immer hinter ihrem Rücken gefesselt, und sie hatte große Mühe, nicht zu straucheln.
Um sich nicht vorstellen zu müssen, was er mit ihr tun würde, dachte sie über die Geständnisse nach, die sie ihm abgerungen hatte. Letzten Endes würde es ihr vielleicht gar nichts nützen, aber sie wollte es einfach wissen. Sie wollte verstehen.
Auf dem oberen Treppenabsatz hielt sie inne und betrachtete den abgetretenen Teppich, die verblichene Tapete. Die vergilbte Lackfarbe an den Fußleisten und Türrahmen. Das Haus hatte etwas Tristes, Liebloses an sich.
»Sie sind zuerst hierhergekommen«, murmelte sie.
»Was?«
»Sie beide. Es ging um das, was hier passiert ist.«
Wieder einmal hatte sie ins Schwarze getroffen. Er schob sie in ein kleines Zimmer, kahl bis auf ein Einzelbett und einen kleinen Tisch, und warf sie mit dem Gesicht nach unten auf die Matratze. Eine Sekunde lang versank ihr Kopf in einem alten Kissen, feucht und verschimmelt. Julia dachte an die arme Megan, die im Schlaf fast erstickt worden war, und drehte in Panik den Kopf zur Seite.
»Die Morde hier waren anders. Laura Caplan wurde sexuell missbraucht.«
»Das war Carl«, fuhr Toby sie an. Er setzte sich rittlings auf sie, mit dem Gesicht zu ihren Füßen, und zog das Klebeband aus der Tasche. Das Bett ächzte unter der doppelten Last. Als er sich vorbeugte, um ihre Knöchel zu fesseln, spürte sie, dass er erregt war. Er drückte das Becken nach unten und rieb seine Erektion an ihren Pobacken.
»Aber Sie wollten die beiden beseitigen«, sagte Julia. Es kümmerte sie nicht, ob sie ihn gegen sich aufbrachte. Sie hatte jetzt nichts mehr zu verlieren.
Er wickelte das Klebeband um ihre Knöchel und atmete schnaubend durch die Nase, während er arbeitete. Julias Blick war starr auf den Boden gerichtet. Da bemerkte sie die achtlos auf den Boden geworfene Herrenjeans, und der Anblick ließ ein Fünkchen Hoffnung in ihr aufkommen.
»Warum?«, beharrte sie. »Was war so wichtig an den Caplans?«
Er riss das Klebeband ab und rieb sich weiter an ihr, bis er vor Lust leise aufstöhnte. Dann stieg er herunter und kniete sich neben sie. Er schob sein Gesicht ganz dicht an ihres heran und gab ihr eine Antwort, mit der sie niemals gerechnet hätte.
»Ihre
Weitere Kostenlose Bücher