Amok: Thriller (German Edition)
Tochter.«
71
Sie kamen in drei Jeeps. Drei mitternachtsblaue Grand Cherokees. Kendrick saß im ersten Wagen. Auf halbem Weg nach Chilton ließ er den Konvoi anhalten. Noch bevor er seine Tür öffnen konnte, sprang schon einer der Männer vom Rücksitz heraus und spannte einen Regenschirm auf, der ihm jedoch sofort vom Wind aus der Hand gerissen wurde.
»Vergiss es.« Kendrick ging nach hinten zum dritten Wagen und bedeutete dem Mann auf dem Beifahrersitz, sein Fenster herunterzudrehen. Er wies auf die Bäume am Straßenrand.
»Ihr zwei bleibt hier. Fällt einen Baum und legt ihn über die Fahrbahn. Falls jemand vorbeikommt, sagt ihr, ihr hättet schon die Feuerwehr alarmiert. Das wird uns ein bisschen Zeit verschaffen.«
Er hatte einen Plan, an den er sich halten musste. Es war ein glänzender Plan, und bisher hatte er funktioniert wie eine Eins. Wenn er sich nicht beherrschte, würde er vielleicht alles verbocken. Aber er konnte nicht widerstehen.
Julia war entsetzt. »Megan Caplan? Sie haben sie wegen Megan getötet?«
Toby nickte. Er drehte Julia auf den Rücken. Falls sie begriffen hatte, was er mit ihr vorhatte, wusste sie es geschickt zu verbergen.
»Mein Onkel hatte eine Affäre mit Laura Caplan. Deshalb hat er so heftig reagiert, als sie Carl beim Wichsen mit ihrer Unterwäsche erwischten. Meine Tante ist todkrank. George wartet nur noch auf ihren Tod. Dann hätte Laura sich von Keith scheiden lassen, der ein Langweiler und ein Geizhals war, und wäre zu ihrem Liebhaber gezogen.«
Während er redete, merkte er plötzlich, dass er sich mit einer Hand durch den Stoff der Hose rieb. Er zog sie rasch weg, aber dann fiel ihm ein, dass er ja jetzt machen konnte, wozu er Lust hatte. Sein Mund war trocken; er schluckte und befeuchtete seine Lippen mit der Zunge.
»Megan sollte als Alleinerbin eingesetzt werden. Ich sollte nichts bekommen.«
»Aber Megan lebt noch.«
»Sie liegt im Koma. Ich werde mich schon um sie kümmern, falls es nötig wird.«
Er nestelte an den Knöpfen ihrer Bluse herum. Sie wimmerte leise, was seine Lust nur noch steigerte. Ihre Bauchmuskeln spannten sich unter seinen Fingern an. Er hätte ihr die Bluse einfach vom Leib reißen können, aber es fühlte sich besser an, wenn er es ganz langsam machte. Erotisch.
»Woher wissen Sie das alles? Haben Sie George zur Rede gestellt?«
Er hörte das Zittern in ihrer Stimme und lächelte. »Natürlich nicht.«
Er war beim letzten Knopf angelangt und ließ seine Hand leicht über ihre Brüste streichen. Sie versuchte ihm auszuweichen, aber sie konnte nirgendwohin.
»Hat jemand anders es Ihnen gesagt?«
»Ich bekam eine E-Mail, in der ich vor Georges Plänen gewarnt wurde. Ich war mit der Aussicht konfrontiert, alles zu verlieren. Irgendwie musste ich einen Weg finden, ihn daran zu hindern. Es war schlimm genug, dass der erste Antrag abgelehnt worden war. Ich hatte Schulden bei Vilner. Meine Situation war verzweifelt. Ich musste mir die Caplans vom Hals schaffen. Da fiel mir Carl ein.«
Schwer atmend schlug er ihre Bluse zurück. Bei dem Anblick wurde ihm fast schwindlig. Nicht, weil sie so schlank und durchtrainiert war oder weil ihre Brüste durch den hauchdünnen Stoff ihres BHs schimmerten. Nein, was ihn so erregte, waren ihre Narben. Die Hinterlassenschaft des 19. Januar.
Seine Hinterlassenschaft.
»Carl war der ideale Kandidat«, sagte er. »Ich richtete es so ein, dass ich ihm eines Tages in Falcombe scheinbar zufällig über den Weg lief. Er kannte mich noch, weil ich öfter den Sommer dort verbracht hatte, als ich an der Uni war. Ich machte ihn betrunken, und von da an schaute ich regelmäßig vorbei. Wir gingen immer in Pubs, wo uns niemand kannte, und ich machte mich daran, ihn zu indoktrinieren.«
Er streckte die Hand aus und fuhr mit dem Finger an dem rötlichen Wulst entlang, der sich von einer Stelle direkt unterhalb ihres Brustbeins senkrecht nach unten zog und unter ihrer Jeans verschwand. Er stellte sie sich auf dem OP-Tisch vor, die Chirurgen bis zu den Ellbogen im Blut, lebende Organe in ihren Händen, nass und glitschig.
»Ich habe immer wieder von Laura Caplan geredet, was für eine Schlampe sie wäre. Dass sie ihn immer auslachte und allen erzählte, dass er ein Versager wäre. Ich konnte ihn davon überzeugen, dass dieser eine Zwischenfall in ihrer Küche sein ganzes Leben ruiniert hatte, und bald schon brannte er auf Rache. Es half natürlich, dass er sowieso schon einen ziemlichen Knall hatte. Ich
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