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Amon: Mein Großvater hätte mich erschossen (German Edition)

Amon: Mein Großvater hätte mich erschossen (German Edition)

Titel: Amon: Mein Großvater hätte mich erschossen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Teege , Nikola Sellmair
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spitzen Hüten. Auch die israelischen Jugendlichen werden dann klatschen und tanzen. Am Morgen darauf werden sie nach Auschwitz fahren, trauriger Abschluss ihrer Reise. Einige fürchten sich vor Auschwitz.
    Als Jennifer Teege nach einigen einführenden Worten erzählt, dass sie die Enkelin von Amon Göth ist, werden die Schüler hellwach. Einige stoßen ihre Nachbarn an: Wer ist sie? Was, Amon Göth? Aber ihre Haut ist doch dunkel, sie war lange in Israel? Wie kann das sein? Viele blicken schockiert, einige beginnen zu weinen, wischen sich die Tränen mit dem Ärmel aus dem Gesicht. Ein Junge setzt sehr schnell seine Sonnenbrille auf.
    Die israelischen Schüler an der Gedenkstätte in Płaszów, 2012
    Danach stellen die Schüler viele Fragen. «War Ihre Großmutter auch ein Nazi oder nicht? Wie lebte sie im Lager?» – «Haben Sie Kontakt zu Neonazis?» – «Wie ertragen Sie das alles?» Der Biologielehrer der Klasse will von Jennifer Teege wissen: «Haben Sie Angst vor Ihren Genen?»
    Ein zierliches Mädchen mit langen dunklen Locken sagt, dass sie so viel über die zweite und dritte Generation der Opfer wisse, aber nichts über die Nachkommen der Täter: «Als Jennifer ihre Geschichte erzählte, begriff ich, dass auf eine ganz andere Art auch ihre Familie und sie gezeichnet sind. Dass auch sie ein Trauma mit sich trägt.» Die Eltern des Mädchens sagten vor der Reise zu ihr: «Auch wenn alles sehr traurig sein wird: Bewahre dir deinen Glauben an das Gute im Menschen, in jedem Menschen.» An diese Worte musste die Schülerin jetzt denken.
    Ein anderes Mädchen sagt, man sei ja auf dieser Reise gewissermaßen verpflichtet, gerührt zu sein, angefasst. Das sei ihr manchmal wie eine Last vorgekommen: Was, wenn sie gar nichts fühlen würde? Das Mädchen sagt: Die Geschichte von Jennifer, die hat mich berührt.
    Für jeden Gedenkort bereitet eine Gruppe von Schülern eine kleine Feier vor. Sie schreiben eigene Texte, suchen Lieder aus, proben sie auf der Gitarre, bestimmen eine Blumenfarbe. Auch in Płaszów soll nun die rituelle Zeremonie beginnen: Ein junger Israeli setzt seine Kippa auf und holt die Gitarre hervor.
    Es dämmert schon. Jogger rennen vorbei, Spaziergänger mit Hunden sind unterwegs. Die drei Sicherheitsleute, die die Klasse begleiten, verteilen sich auf dem Gelände: Sie versuchen, von kleinen Hügeln aus das Areal des ehemaligen Lagers Płaszów zu überblicken, und verständigen sich über ihre Mobiltelefone, während die Schüler die Zettel mit den Texten für die Zeremonie hervorholen.
    *
    Es war schön, vor den Schülern zu sprechen. Sie hörten gebannt zu, keiner war abgelenkt. Ich schaute in ihre Gesichter und sah, wie sich ihre Blicke weiteten und die Vergangenheit sich mit der Gegenwart verknüpfte. Hinterher überhäuften sie mich mit Fragen, wollten wissen, wie es mir heute geht.
    Anschließend gehen sie zum Mahnmal, die Zeremonie beginnt. Die Schüler lesen hebräische Texte vor, selbstverfasste und die Zeugnisse von Płaszów-Überlebenden. Danach spielt ein Junge auf der Gitarre, und ein Mädchen singt dazu. Ich stehe mit Anat und Kai am Rand und höre zu.
    Plötzlich winkt mir eins der israelischen Mädchen an der Gedenkstätte zu: Sie lädt mich ein, an der Feier für die Opfer von Płaszów teilzunehmen. Ich gehe nach vorne. Die Schüler nehmen mich in die Mitte. Das Mädchen, das eigentlich die Blumen ablegen soll, umarmt mich. Sie überreicht mir den Strauß roter Rosen und bittet mich, sie für die ganze Gruppe niederzulegen.
    Ich bin überrascht. Ich zögere, sage leise «Nein». Ich freue mich über die Geste der Schüler, aber ich bin mir unsicher: Ob es richtig ist, dass ich das Ritual ausführe. Ob ich die Richtige dafür bin.
    Als ich das erste Mal in Krakau war, hatte ich meinen eigenen Strauß dabei und legte ihn im Stillen ab. Diesmal ist es schöner. Diesmal bin ich nicht allein.
    Ich halte kurz inne. Dann trete ich vor, stelle mich vor den Gedenkstein und lege die Blumen langsam ab. Danach singen wir die Tikva, so heißt die israelische Nationalhymne.
    Tikva bedeutet Hoffnung.

Weitere Informationen in Literatur, Film und im Internet

1. Über Amon Göth, Ruth Irene Göth und ihre Tochter Monika
    Bücher:
    Awtuszewka-Ettrich, Angelina: Płaszów – Stammlager, in: Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Bd.  8 , Verlag C. H. Beck. München 2008 , S.  235 – 287
    Crowe, David M.:

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