Amore macchiato: Roman (German Edition)
Gimpel.
Auch Paula zieht in diesem Moment die Brauen hoch und wirft mir einen kläglichen Blick zu. Ich zucke bloß die Schultern.
Bräunlich legt zufrieden den Kopf schief. »Prima«, sagt er bestens gelaunt, »sehr gut, Herr Matzek. Sie haben einen hervorragenden Job gemacht.« Stefan und Markus nicken. Der eine über sein, wie er wohl findet, verdientes Lob, der andere, weil er sowieso alles toll findet, was sein Chef sagt.
Interessiert betrachte ich meine Fingernägel. Wären mehr Frauen an der Macht, würde sicherlich jemand die selbstverständliche Frage stellen, wie jemand ein solches Event organisiert haben will, der noch nicht mal ein Geheimnis daraus macht, dass er erst vor wenigen Stunden angereist ist … Aber bei dem hiesigen Testosteronspiegel sind Schlussfolgerungen dieser Art eher nicht zu erwarten.
Stattdessen folgt eine Aufstellung über Budget und bisherige Ausgaben der Dakar-Präsentation, die Stefan ausnahmsweise eigenständig zusammengeschustert hat. Dann kommt er langsam zum Ende seiner Ausführungen.
»Nun«, sagt er fröhlich, »kann ich Sie nur noch einladen, sich mit mir ins Auto zu setzen und an den Ort zu fahren, an dem in drei Tagen die Neuwagenpräsentation des Jahrzehnts starten wird!«
Ich schaue auf die Uhr. Pittalis wird schon warten, denke ich. Paula und ich haben ihn für sechzehn Uhr zum Gelände bestellt, um uns die Schlüssel zu übergeben und seine Arbeiten abzunehmen.
Wir erheben uns kollektiv, sammeln unsere Notizbücher, Mobiltelefone und Ordner zusammen. Während Stefan seinen Rechner runterfährt, reiche ich Markus eine Klarsichthülle mit den Belegen, die ich im Hotelzimmer eilig zusammengesammelt habe. Er steckt sie geschäftig in seine Mappe.
»Dann wollen wir uns die Party mal ansehen«, gibt er sich unternehmungslustig und wirft sich sein Jackett mit einer so gekonnten Geste über die Schulter, dass das Innenfutterschildchen des sündhaft teuren Herstellers deutlich zu erkennen ist.
Bräunlich zwinkert ihm verschwörerisch zu.
»Dann sind die Kerle über das Gelände gestiefelt, als gehöre das alles ihnen«, schimpfe ich. »Es hat keiner, ich betone, niemand, auch nur gefragt , wie die letzten Tage hier vor Ort gelaufen sind. Kein Wort mehr über die Schwierigkeiten mit den Genehmigungen, von denen eigentlich alle erfahren haben. Ich glaube, die haben Paula und mich gar nicht wahrgenommen .«
Riccardo füllt mein Glas mit Weißwein auf, spießt eine Garnele auf seine Gabel und kaut nachdenklich, während er den Blick über die Veranda des edlen und bestimmt viel zu teuren Restaurants schweifen lässt, in das wir uns für heute Abend verkrochen haben.
»Warum machst du diesen Job eigentlich?«, will er unvermittelt wissen.
»Hä?«
»Ja«, hakt Riccardo nach, »warum machst du das?«
»Weil ich diesen Job brauche?«, antworte ich mehr fragend als davon überzeugt. »Weil jeder einen Job braucht. Weil«, ich zögere, »jeder Job ein bisschen so ist und man das eben hinnehmen muss?« Ich merke, dass mich seine Frage aufregt. »Geht dir doch auch so, oder etwa nicht?«
Riccardo wiegt den Kopf. »Nö«, sagt er dann, »ich liebe meinen Job. Ich bin gerne in der freien Natur, lasse mir den Wind um die Ohren wehen, die Sonne, den Regen, fahre gerne durch die Gegend. Ich fühle mich in meinem Job nah am Leben, und ich mag meine Kollegen. Wenn dem nicht so wäre …«, er zögert und sucht nach Worten. »Wir Sarden sind da anders, weißt du. Wir sind nicht käuflich, wir haben eigentlich gar keine Lust zu arbeiten. Wir stellen uns zur Disposition, wenn es nicht anders geht, und notfalls kündigen wir eben.«
»Toll«, sage ich gereizt, »es scheint ja eine ganze Menge Sarden zu geben, die trotzig sind, so, wie eure Wirtschaft am Boden liegt.«
Riccardo grinst, legt seine Gabel auf den Tisch und nimmt meine Hand. »Nun werd nicht gleich sauer«, sagt er beschwichtigend, »ich bin nicht auf einen Kulturkampf aus. Ich will dir nur sagen, es gibt auch die Möglichkeit, dass einem sein Stolz wichtiger ist als alles andere. Das kann einem auch ein gutes Gefühl geben. Selbst bei einem kaum gefüllten Portemonnaie. Das ist etwas, das ich an den Sarden liebe. Auch wenn ich sie manchmal hasse – obwohl ich selbst einer bin.« Er schaut mich entwaffnend an.
Ich fixiere eine Nudel auf meinem Teller und suche nach Worten. »Ehrlich gesagt«, beginne ich, »habe ich diesen Job, weil ich Erfolg haben will. Ich möchte so etwas wie Karriere machen, verstehst du? Ich
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