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Amors Glücksfall (German Edition)

Amors Glücksfall (German Edition)

Titel: Amors Glücksfall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Wasser
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weiterzureden und nun ihrerseits auf den Balkon wechseln. Die Männer hingegen nehmen keine Notiz davon. Offensichtlich sind Wolfgang und Jü in eine Diskussion vertieft, die schon eine Weile dauert. Karim hört ihnen zu und nickt zwischendurch. Dass er aus dem Augenwinkel zu mir herübersieht, weiß ich, auch wenn ich es nicht sehen kann.
    „ Vielleicht ist es die Chance“, überlege ich und gehe in die Küche. Wenn alles gut geht, wird er mir folgen. So hoffe ich. Gleichzeitig wird mir kalt und heiß auf einmal.

36   „Willst du diese Rose haben?“
     
     
    „Ich wollte mich nur verabschieden“, höre ich ihn an der Tür und starre die Rose an, die ich gerade aus der Blumenvase gezogen habe. Die von Stella habe ich auf dem Balkon liegen lassen und muss daher improvisieren. „In Liebe, Lorenzo“, schreibe ich noch zu Ende auf die Karte.
    „Warte mal !“ Ich beiße mir auf die Unterlippe und gehe in seine Richtung. Ich sehe an Karim vorbei durch den Flur Richtung Wohnzimmer. Wie peinlich ist das denn? „Hoffentlich hören die Jungs mich nicht!“, denke ich und spüre, wie mir die Panik den Hals zuschnürt. Es ist das gleiche Gefühl wie in diesem blöden Taxi. „Du, Karim. Ich wollte dir noch was sagen“, murmle ich.
    „Ja?“ Er starrt die Rose in meiner Hand an.
    „Nicht dass du denkst ...“ Ich stoppe. „Also ...“ Ich hasse, dass ich es nicht einfach sagen kann. „Diese Sache hat nichts mit dir zu tun, Mark“, bete ich mir immer wieder vor. „Du musst nur die Rose übergeben, ihn die Karte lesen lassen und selbst herumstehen, bis was passiert.“ Genau genommen hoffe ich allerdings, dass gar nichts passiert. Bei den anderen war es ja auch so und trotzdem verliebten sie sich. Ich hoffe inständig, dass Karim mir nicht um den Hals fällt. Auch ihm ist es unangenehm, dass ich eine ganze Weile lang nichts sage.
    „Also, ich muss dann“, sagt er irgendwann. „Ich verpasse sonst meine U-Bahn.“ Er dreht sich um und geht, weil ich auf seine Worte hin noch immer nicht reagiere. Die Karte in meiner Hand wird langsam feucht. „Wahrscheinlich kann er den Schriftzug sowieso nicht lesen“, denke ich resigniert.
    „Karim, warte!“, rufe ich ihm nach und gehe hinter ihm her ins Treppenhaus. „Hier, das ist für dich“ , sage ich ganz schnell, damit es endlich raus ist. Er bleibt stehen und starrt statt der Rose jetzt mich an. Ich wiederum kann meinen Blick nicht von seiner unruhigen Oberlippe wenden. Irgendwie macht sie mich plötzlich ganz nervös.
    „Ist das ein Witz?“, fragt er. Ich befehle mir, ruhig weiter zu atmen. Karim öffnet die Karte und grinst. „Das ist ein Witz!“ Na super, jetzt mache ich mich umsonst zum Deppen! Er glaubt mir nicht. Ich schüttle meinen Kopf. Er zieht seine Augenbrauen zusammen und mustert mein Gesicht, das unter seinem Blick zu brennen beginnt. Ein paar Etagen tiefer spüre ich zudem noch etwas anderes. Leises Magenknurren steigt in mir auf, obwohl ich überhaupt keinen Hunger habe. Vielleicht ist es das Essen, das jetzt erst angekommen ist und nun verdaut wird. Toller Zeitpunkt übrigens. Mein Magen fühlt sich immer lebendiger an, je länger Karim mich anstarrt. Es ist, als hätte ich nicht Thailändisch gegessen, sondern einen Haufen Ameisen, der jetzt vorhat zu flüchten. Die kleinen Biester rennen in alle Richtungen und lassen mich beinahe verrückt werden.
    „Ähm“, stottere ich. „Ich muss jetzt auch weiter“, lüge ich und flüchte nun selbst an ihm vorbei die Treppe hinunter. Mein Glück ist, dass er mir nicht nachläuft. Es reicht nämlich schon, dass ich in der Nacht von ihm träume. Von ihm und Lorenzo.
     
    Und von etwa zehn nackten Frauen.    
     
                         

37   Der tiefe Fall des Mark Hübner
     
     
    „ Schläfst du mit mir?“ Ich versuche eine Augenbraue hochzuziehen. Mit der linken funktioniert es normalerweise ganz gut. Mit meiner linken, meine ich natürlich. Mit der hier funktioniert es nicht. Stellas Gesichtsausdruck ist verwirrend. Wahrscheinlich liegt es daran, dass meine Hormone gerade verrücktspielen. Seit ich Lorenzo verliebt gemacht habe, habe ich nämlich selbst ein Problem. Um seine Gefühle im Zaun zu halten, fährt mein Unterbewusstsein ein Gegenprogramm. Ein Trick, der Lorenzos Körper zu einem Testosteron-Minenfeld macht. Ich stehe unglücklich angewurzelt auf einer honigsüßen Waldwiese, über die ich sonst mit leichten Füßen tanze, auf der mich im Moment aber jeder

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