Amors Glücksfall (German Edition)
falsche Schritt entzweireißen kann. Aber das kann ich dieser Frau ja mal schlecht sagen.
„Warum sollte ich?“ Ihre rechte Augenbraue springt am hinteren Bogen mindestens zwei Zentimeter in die Höhe. Was ich jetzt sehe, ist Erstaunen und Belustigung. Unwillkürlich frage ich mich, wen von uns beiden sie gerade meint. Mich oder den verliebten Lorenzo, von dessen Verliebtheit sie zu meinem Glück bisher nichts mitbekommen hat.
„Ich kann dann viel besser kreativ sein und du musst dir nicht mehr ständig etwas für mich ausdenken ...“, versucht der Mark in mir. Sie kauft mir das nicht ab, das sehe ich sofort.
In den letzten drei Stunden habe ich meiner Ex-Assistentin ausgiebig davon berichtet, was mir seit meinem Aufwachen in Lorenzos Körper Schreckliches widerfahren ist. Sie ist mindestens so irritiert wie ich damals und so hoffe ich, dass diese Mischung aus Mitleid und Verwirrung sie erweichen wird.
Es ist so erniedrigend, um Sex zu betteln! Dabei ist Stella die letzte Frau, mit der ich sonst schlafen würde. Nicht , dass sie nicht attraktiv ist. Aber da ist etwas, was mich schon immer abgeschreckt hat, etwas mit ihr anzufangen. Diese Mischung aus Trotz und Weltverbesserungsdrang. Ich hasse es! Zugegeben, in den letzten Tagen hat mich genau das aus dem Gröbsten herausgeholt. Wäre Stella nicht Stella, ich hätte noch immer kein einziges Pärchen zusammengebracht und die Sache mit Lorenzos Motivation, ins Leben zurückzukommen, würde noch immer in den Kinderschuhen stecken.
„Du spinnst!“, sagt sie und grinst. Sie ist mir nicht böse, empfindet das Ganze nicht einmal als eine billige Anmache. Das sehe ich ihr an. Dabei ist es eine billige Anmache. Es ist sogar genau so gemeint von mir. Ich hätte so gerne Sex! Mit ihr.
„Ach komm“, sage ich jetzt beinahe heulend. Nie würde ich das sonst sagen, schon gar nicht in diesem winselnden Ton.
„Du bist mein bester Freund!“, antwortet sie ziemlich cool.
„Nein, bin ich nicht. Ich bin dein Ex-Chef“, winsle ich weiter. Ich bin mir nicht sicher, ob dieses Argument wirklich besser ist. Sie liebt Lorenzo wenigstens, wenn auch nur platonisch. Seit ich ihr letztens erzählt habe, dass er nicht schwul ist, muss sie sich bestimmt mit dem Gedanken herumtragen, wie das mit ihnen beiden gewesen wäre. Ich bin mir sicher, dass es so ist. Ein paar knisternde Momente gab es ja zwischen uns bereits seit meinem Geständnis vor ein paar Tagen. Oder bilde ich mir das nur ein?
Sie zieht die Augenbraue noch einmal hoch. Bei meinem ersten Geständnis zum Thema Mark und Amor war etwas Baileys im Spiel. Etwas viel Baileys. Vielleicht hat sie es deswegen ja nicht so ernst genommen? Aber jetzt bin ich nüchtern!
„Ja, ich weiß! Der gleiche Chef, der gerade im Koma liegt, nicht?“
Na super, sie glaubt mir wirklich nicht!
„Ich schwöre!“
Stella legt ihren Kopf zur Seite.
„Weißt du, Lorenzo ...“, beginnt sie ganz langsam. Leise Hoffnung keimt in mir auf.
„Sag doch Mark zu mir“, probiere ich und beiße mir sofort auf die Zunge. Lorenzo hat jetzt sicher viel bessere Chancen bei ihr. „Und ich bin nicht schwul“, füge ich zur Sicherheit hinzu. Sie setzt sich ein Stück weiter weg.
„Ich wusste gar nicht, dass ein Frauenheld wie Mark Hübner schwul sein könnte! Eine schöne Vorstellung.“ Sie lächelt und betrachtet eine Zeitschrift, die zwischen uns liegt, blättert ganz langsam durch die einzelnen Seiten. Eine unerträglich lange Zeit später beginnt sie weiter zu reden.
„Weißt du, wie sehr ich in ihn verliebt war?“ Stellas Stimme klingt traurig. Ich glaube, jetzt habe ich sie. Wenn Stella wehleidig klingt, ist sie leicht zu erweichen. Ich kenne sie gut. Erst lächle ich, dann aber wird mir der Sinn ihrer Worte klar.
„Was meinst du damit?“
Sie lehnt sich an die Wand hinter sich und wischt sich Tränen aus den Augen.
„Du wusstest genau, dass es so ist. Und trotzdem ...“
Ich robbe in ihre Richtung und setze mich direkt vor sie. Der Blödmann? Meinte sie mich damit? Sie schließt ihre Augen und beginnt zu überlegen. So sieht es zumindest für mich aus. Ich wusste nicht, dass meine Assistentin in mich verliebt war. Verdammt noch mal, warum ist es mir nie aufgefallen? Jetzt überlege auch ich. Hatte sie etwa deswegen gekündigt? Wir hatten uns wegen ihrem Konzept gestritten. Ich dachte die ganze Zeit, dass dies der einzige Grund für ihre Kündigung gewesen war.
„Hattest du deswegen gekündigt?“, frage ich. Stella sitzt noch
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