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Amors Glücksfall (German Edition)

Amors Glücksfall (German Edition)

Titel: Amors Glücksfall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Wasser
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die eigenen Kunden zu reden. Überrascht sehe ich auf.
    „Asta“, antworte ich und bin noch immer verwundert. Mia loggt sich in meinen Bereich ein. Wie alle meine Mitarbeiter hat auch sie eine 99 hinter ihrem Namen. So können wir die Mitglieder von unseren eigenen Leuten unterscheiden. Dass sie es ist, erkenne ich an ihrem Namen. Mia.
    „Ach die“, sagt sie nach einer Weile. „Hast du sie nicht ständig auf dem Zettel?“
    „ Was meinst du?“, will ich sie fragen. „Hm“, kommt anstelle der Frage aus mir heraus. „Genau die. Ich habe versucht sie mit Asi15 zu verkuppeln ...“ Ich sehe kurz zu Karim, der wieder fleißig am Schreiben ist. 
    „Schon wieder?“ Mia lacht auf. Ach nein, Lorenzo hat es schon einmal mit den beiden versucht! Super. Am liebsten würde ich aufstehen und in mein Büro gehen. Es ist leer. Und es ist verdammt noch mal mein Büro! Ich werde wütend. Von Minute zu Minute wird mir bewusster, wie stark meine Wut ist. Ich brauche dringend einen neuen Plan.
     
    „Gehen wir noch was trinken?“, frage ich Mia, nachdem wir endlich Feierabend haben. Seit meiner Entdeckung in Lorenzos Kleiderschrank vermute ich, dass er nur so tut, als sei er schwul. „Also kann ich seine Frauenkontakte auch ruhig nutzen“, beschließe ich. Als Chef Mark hätte ich sie nicht gefragt. So etwas gehört sich nicht. „Beim Kollegen Lorenzo ist nichts dabei“, denke ich und zwinkere ihr zu.
    „Geht nicht, Amor“, sagt sie, während sie ihre Tasche schließt. „Wolfgang holt m ich ab!“ Die winzige Glücksfältchen um ihre Augen und der Ton ihrer Stimme, während sie Amor zu mir sagt, lassen den Verdacht in mir aufkommen, dass Lorenzo diesem Glück auf die Sprünge geholfen hat.
    Tatsächlich wird Mia abgeholt, von einem Greis, der mir von der anderen Seite der Strasse fröhlich zuwinkt. Ich winke zurück und beschließe, dass Amor wirklich schwul sein muss. Mia mit einem alten Mann zu verkuppeln, statt es selbst bei ihr zu versuchen, ist Beweis genug. Ich trotte schlecht gelaunt Richtung Tram-Haltestelle. Die Sache mit Asta und der Korb von Mia machen mir bis spät in die Nacht zu schaffen, sodass ich nicht einschlafen kann. Nicht einmal Baileys, den ich in Lorenzos Kühlschrank finde, hilft mir. Nicht einmal eine ganze Menge davon.

9 Die Strichmännchen
     
     
    Der Baileys-Rausch rückte, wie zu erwarten war, nicht wirklich etwas in meinem Leben gerade. Zum mittlerweile fünften Mal wache ich als Lorenzo auf, ziehe mich an, rasiere das fremde Gesicht und das wenige Haar auf Lorenzos Kopf und mache mich auf den Weg in die Firma.
    Ich leide unter de n widerlichsten Kopfschmerzen, aber ich bin auch zuversichtlich, weil ich spüre, dass dies ein guter Tag werden wird. Keine Ahnung, wo diese Zuversicht herkommt.
    „Hallo Amor“, Mias Stimme dringt zu mir wie eine verrückt gewordene Biene. Die Kopfschmerzen verstärken sich. Mein Schädel steht kurz davor, zu platzen und ich nehme mir vor, nie wieder zu trinken. Baileys, meine ich.
    „Kopfweh ?“, fragt sie, während ich mich hinsetze. Offensichtlich kennt sie Lorenzo. Ich nicke. Mia steht auf, verschwindet Richtung Küche und kommt nach einer Weile mit einem Becher zurück. Es ist Kaffee. Ich kann es von meinem Platz aus riechen. „Hier, trink’!“ Sie reicht mir die Tasse, lächelt, stellt sie vor mir ab, weil ich sie nicht annehme und setzt sich zurück in ihren Stuhl. „Na komm, es hilft dir doch sonst immer“, fordert sie mich auf, als wäre ich ein Kind, das sich heißer Honigmilch verweigert. Dabei hasse ich Kaffee. Ich verziehe mein Gesicht.
    „Was ist?“, Mia scheint wirklich besorgt zu sein. Zu ihrer Beruhigung nehme ich einen winzigen Schluck, der sofort etwas Seltsames in mir auslöst. Es schmeckt noch immer nicht, aber nach einer Weile bilde ich mir tatsächlich ein, dass es mir hilft. Liegt vielleicht daran, dass ich im Körper eines Kaffeesüchtigen stecke. Ich erinnere mich an den Hustenanfall in der Tram und rümpfe sofort die Nase. „G ut, gell?“, schmunzelt meine Nachbarin. Ich nehme noch einen Schluck und beginne mich anzumelden. Erst jetzt nehme ich wahr, dass Karim in der Zwischenzeit dazugekommen ist. Er rückt seinen Stuhl zurecht, während ich mich durch die Profile der neuen Mitglieder klicke.
    „Du hast Post“, sagt er. Ich sehe zu ihm.
    „ Guten Morgen auch!“
    Er nickt mir zu und lächelt verlegen. Ich sehe auf dem Bildschirm in der linken unteren Ecke einen kleinen Umschlag, der nicht aufhört zu blinken. Aus

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