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Amors Glücksfall (German Edition)

Amors Glücksfall (German Edition)

Titel: Amors Glücksfall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Wasser
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ich ihn auf. Karim sieht zu Mia herüber, legt sein Notizheft zur Seite und folgt meinen Anweisungen. „Braves Kerlchen“, denke ich.
    Ob es etwas gebracht hat, werde ich in den nächsten Tagen erfahren, weil die wenigsten Kunden die ganze Zeit online sind. Ich sehe gegen sieben Uhr, während meine Kollegen langsam aufbrechen, gespannt die ersten Reaktionen.
    „Lorenzo?“, höre ich Jan an der Tür. „Willst du nicht auch langsam los?“, fragt er.
    „Geht ruhig, ich bleibe nur noch ein paar Minuten“, gebe ich zurück. Dass ich tatsächlich erst eine Stunde später aufbreche, ist meiner Hoffnung geschuldet. Ich hoffe darauf, ein Strichmännchen geschickt zu bekommen, das mir verrät, dass sich das erste Pärchen gefunden hat. Ein Strichmännchen, das an diesem Abend leider ausbleibt.

10   Der Psychologe mit Hang zur Astrologie
     
     
    „So kann es nicht weitergehen“, murmle ich, steige vom Fahrrad ab und gehe die letzten paar Meter zu Fuß. Auch wenn es mir wirklich gut getan hat, nicht mit der Tram ins Büro zu fahren und ich noch immer nicht glauben kann, dass das halb verrostete Ding vor Lorenzos Haus wirklich ihm gehört, ich ahne, dass mir der heutige Tag diese Laune noch weiter vermiesen wird. Etwas sagt mir, dass die gestrige Aktion nicht gut angekommen ist. Ich nehme den Aufzug statt der Treppe.
    „Morgen“, grüßt Karim.
    „Morgen Amor“, höre ich von Mia. Ich schiebe meinen Stuhl zurück und quetsche mich hinein.
    „Hi !“ Die Anmeldung geht schnell. „Shit“, murmle ich, nachdem ich den Posteingang gecheckt habe.
    „Was ist?“
    Ich habe sechs Nachrichten. Alle sechs sind Beschwerden. Blöderweise hat keine einzige davon nichts mit gestern zu tun.
    „Hier“ , ich lasse Karin die Texte mitlesen. „Willst du einen Deal?“, frage ich, weil ich keine Lust habe, mich mit dem Mist hier zu beschäftigen. Karim rückt ein Stück näher, versteht aber offensichtlich noch nicht, um was es mir geht. Mia tippt weiter, schaut uns allerdings immer wieder verstohlen an. Unter meinen Nachrichten ist nichts, was die Mühe, mehr als ein freundliches „Ihr Anliegen ist bei uns eingegangen, wir werden uns umgehend bei Ihnen melden. Blabla...“ wert wäre. Ich beschließe, das „umgehend melden“ dem Psychologie-Studenten neben mir zu übertragen. Und damit er diese Arbeit motiviert angehen kann, grinse ich und löse das Geheimnis meiner Ankündigung, indem ich auf den Button „Spiele“ klicke und mich zurücklehne. „Aber nur, wenn du mir vorher einen Gefallen tust“, locke ich. Er guckt wie ein Kind zu Weihnachten.
    „Darf ich denn ...“
    Ich beuge mich vor.
    „Nein, du darfst weder Engelchen noch Teufelchen sein“, sage ich leise, weil Mias Telefon klingelt und sie rangeht. „Nimm mal den freien Computer dahinten und schaue dir die Nachrichten genauer an. Ich sehe derweil nach den Kandidaten, die wir beobachten könnten.“
    Karim nickt eifrig, o ffensichtlich will er sofort loslegen. Ich melde mich an, mache das dritte Fenster auf und verschiebe es. „Was ist denn noch?“, hake ich nach, weil Karim noch immer neben mir sitzt. Widerwillig steht er von seinem Platz auf.
    „Darf ich dann vielleicht ...“, versucht er zu feilschen, während ich den Kopf schüttle, ohne ihn anzusehen. Es fehlt mir noch, dass wir ein Pärchen verkuppeln, was dann nicht zählt, weil die Verkupplung auf sein Konto geht! Ich öffne die Suchmaske, gebe „aktive Spieler“ ein und sehe mir zuerst an, ob jemand von meinen Kunden dabei ist. „Bingo! Hallo Amanda!“, denke ich: „Wer auch immer du bist, wir werden bald beste Freunde sein.“ Ich gehe auf ihr Profil und studiere es eine Weile. Sie spielt hier öfter, erfahre ich bald, und sie ist auf der Suche nach etwas Ernstem. „Ich bin kein Model, besitze aber ein einigermaßen gesundes Gefühl für meinen Körper“, schreibt sie. Was ist bitte ein einigermaßen gesundes Körpergefühl? Mein Blick gleitet zu Karim, der sich bereits angemeldet hat und vor sich hinschreibt. Er dreht sich um.
    „Ich bin fast fer tig!“, flüstert er und grinst dämlich. Entsetzt beobachte ich, wie meine rechte Hand in die Luft schnellt. Der Daumen zeigt nach oben. Ich bemühe mich nach Kräften, dabei nicht auch noch debil zu gucken. „Lorenzo, ich bringe dich um!“, denke ich sofort. Der Student grinst immer noch und nickt. „An dieser Sache hier muss ich arbeiten“, beschließe ich. Wenn ich den massigen Körper nicht in den nächsten Wochen vor Frust von einer

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