Amors Glücksfall (German Edition)
Brücke schmeißen soll – womit die Rückkehr in mein eigenes Leben wohl verbaut wäre – brauche ich etwas, das mir das Gefühl gibt, weiterhin der Chef zu sein. Ich dachte übrigens, dass genau dies die Abmachung war? Tatsächlich aber habe ich momentan nur den Mist abbekommen: Das Wissen um seinen Erfolg in Sachen Pärchenbildung hat Lorenzo nämlich brav eingepackt, bevor er verschwunden ist. Nur seine Schwächen hat er da gelassen!
Ich blicke zu Mia. „Ob er sie wohl auch attraktiv findet?“, frage ich mich. Sie löst nämlich eine Reaktion in mir aus. Auch jetzt. „Klappe, Mark!“, befehle ich mir: „Du hast gerade Wichtigeres zu tun, als Mia anzuschmachten!“ Ich tippe eine Nachricht an Karim, um nicht quer durchs Büro zu schreien. „Guck‘ dir mal Amanda an und überleg‘ dir, wer von den gerade aktiven Jungs im Spielbereich zu ihr passen könnte.“ Ich schicke die Mitteilung ab.
Er dreht sich kurz zu mir um, macht die Nachricht auf, dreht sich wieder um, grinst und beginnt sofort mit dem Auftrag. Diese Arbeit gefällt ihm offenbar mehr als die zuvor. Nicht, dass ich das nicht verstehen könnte. Irgendwie ist er mir dennoch ein wenig zu eifrig. „Du machst aber schon zuerst die Anfragen fertig?“, schreibe ich. Er dreht sich wieder um. Jetzt zeigt sein Daumen nach oben. Ich deute es als ein Zeichen, dass er schon fertig ist, schüttle trotzdem den Kopf und widme mich dem Spielumfeld, das sich Amanda ausgesucht hat.
„ Wenn alles gut geht, wird mir Karim bald ihren nächsten Freund präsentieren“, denke ich und sehe mir weiter ihr Profil an. Ich kopiere die markantesten Schlagwörter, die sie bei ihren internen Bewertungen immer wieder benutzt. „Es kann nicht schaden, wenn der Auserwählte zufällig die Lieblingswörter verwendet“, beschließe ich, weil ich von meinen weiblichen Mitarbeitern weiß, wie sehr solche Nebensächlichkeiten eine Frau beeindrucken können. Statt der Begriffe wie „Geld“ oder „eigene Firma“, notiere ich mir allerdings „Schlawiner“, „Kuddelmuddel“ und „Zufallstreffer“. „Amanda ist zudem ein Fan von Tabu und Märchenwelt“, stelle ich fest. Ich sehe, dass Karim fertig ist. „Dann machen wir uns mal auf, deinen Zufallstreffer und dich zusammenzubringen“, flüstere ich.
„Hast du was gesagt?“, fragt mein Hilfsamor und schiebt seinen Stuhl wieder zu rück zu meiner Arbeitsstation.
„Passt schon. Hast du schon einen Namen für mich?“
Er setzt sich hin und legt ein DIN-A4-Blatt vor sich auf den Tisch.
„Hier!“
Ich fasse es nicht. Karim hat eine ganze Abhandlung darüber geschrieben, warum ein bestimmter Kandidat in Frage kommen könnte. Ich werfe einen Blick auf seine Aufzeichnungen.
„Studierst du Astrologie?“, rutscht es mir heraus. Ich wäre nicht im Traum auf die Idee gekommen, nach den Sternzeichen der Leute zu sehen. Also bitte! Was soll das heißen : „Sie ist ein verträumter Fisch, zu dem ein Krebs und auch ein Skorpion passt“? Ich sehe über die Seite hinweg zum angehenden Psychologen.
„Na ja, es sind alles drei Wassersternzeichen. Und die verstehen sich halt am besten“, verteidigt er sich. An diesen Unsinn habe ich noch nie geglaubt und ich hätte glatt gedacht, dass Psychologen mit so etwas ebenfalls nichts am Hut haben. „Du hast mir gesagt, ich soll analysieren, wer am besten passen könnte“, sagt er. „Ja, und weiter?“, denke ich. Mein Gesicht – wenn ich es so nennen will – spricht wohl Bände.
„Es heißt ja nicht, dass es unbedingt passen wird, aber es könnte ein Anhaltspunkt sein .“
„ Und?“, sagt ihm meine Miene. Karim nimmt mir das Blatt aus der Hand, dreht es um und deutet auf eine von ihm angeleuchtete Stelle. Ich starre auf das öffentliche Profil von Amanda. „Hin und wieder lese ich auch Horoskope, auch wenn ich nicht unbedingt daran glaube. Manchmal finde ich es aber amüsant, wenn es ja doch irgendwie passt.“ Eine ziemlich unbeholfene Formulierung, finde ich. Doch im gleichen Moment verstehe ich, was mir Karim sagen will.
„Du Fuchs!“, flüstere ich. Mia sieht mich ernster an als noch vorhin.
„Könnt ihr mal leiser sein?“, sagt sie und zeigt auf das Telefon, das sie in der Hand hält.
„Schon gut!“ Ich stehe auf und deute mit dem Kopf zum Chef-Büro. Einen besseren Grund, mich an meinen eigenen Arbeitsplatz zu setzen, kann es ja fast nicht geben. Außer vielleicht, dass ich als Mark Hübner diese Firma wieder betrete. Dies hier ist also der zweitbeste
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