Amors Glücksfall (German Edition)
Grund. Ich stelle Lorenzos Telefon auf meine Nummer um, damit mich meine Kunden weiterhin erreichen können und gehe los. Karim folgt mir. Keiner meiner Kollegen sagt auch nur ein Wort, als wir in meinem Büro verschwinden. Mia scheint nicht die Einzige zu sein, die wir gestört haben.
„Gut, dann lass mal hören“, sage ich, während der Computer hochfährt. „Wie eine Frau zu denken, scheinst du ja besser drauf zu haben als ich .“ Tief in mir keimt wieder Hoffnung auf. Karim nimmt mir seinen Zettel aus der Hand, dreht ihn um und beginnt vorzulesen.
„Also: E r heißt Skorpion.“
Sehr einfallsreich.
„Lass mich raten: Das ist auch sein Sternzeichen?“, grinse ich. Ich klicke parallel zu Karims Ausführung das Profil des betreffenden Mannes an. Hier schaue ich zuerst, wie alt die Mitgliedschaft schon ist. Der weichgespülte Peter, so lautet sein richtiger Name, scheint verzweifelt genug zu sein, denn er sucht schon seit fast einem Jahr bei uns. Seit weiteren zwei Jahren ist er schon Single und allgemein auf der Suche.
„Er hat wie sie eine Katze und spielt ebenso gerne Tabu“, höre ich nebenbei die Stimme des Studenten von der Seite. „Der Mann zu dem Profil scheint eine gute Wahl zu sein“, stelle ich indes fest. Oder er ist ein Fake. Das Bild ist fast zu gut, um echt zu sein. Fast wie ein Bewerbungsfoto. Meine Skepsis ist mir offenbar anzusehen.
„Ich habe ihn geprüft. Seine Angaben sind vollständig und bei Facebook hat er so viele Freunde aus München, dass es mich wundern würde, wenn er unecht wäre“, sagt Karim.
„Kannst du Gedanken lesen?“, frage ich erstaunt , ohne darauf eine Antwort zu bekommen.
„Ich muss dir was zeigen!“ , sagt er stattdessen, greift über den Tisch an die Tastatur und wechselt zu Peters internen Bewertungen. Diesmal geht er auf die Skala, die die Mitglieder nicht sehen können. Offensichtlich hat sich der Mann schon mehrfach verabredet. Kein einziger wirklicher Treffer. Die meisten beschreiben ihn als zurückhaltend und nett. „Es hat einfach nicht gefunkt“, bemerkt eine Lena95. Ihr Profil ist allerdings bereits gelöscht, sodass ich nicht sehen kann, was er über sie geschrieben hat.
„Erklär’ mir mal, warum die beiden sonst noch zusammenpassen.“ Ich lehne mich zurück.
„Habe ich doch eben. Er ist romantisch und sie steht auf Romantik, weil sie sonst nicht in dieser Märchenwaldwelt ausgerechnet die Figur der Prinzessin spielen würde.“
„Hat er das eben erzählt?“, überlege ich. Dann habe ich ihm offensichtlich nicht zugehört.
„Skorpion hat sich allerdings noch nie im Märc henwald herumgetrieben“, hake ich ein. „Wie willst du ihn also dort hineinlocken?“
Karim faltet das Blatt.
„Na, wenn Amanda ihn vielleicht einlädt, oder so. Du hast doch gesagt, dass wir denen ein bisschen auf die Sprünge helfen dürfen.“
„Ja genau, und dann wird er ihr Prinz oder was?“ Ich hasse dieses Spiel. So einfach wird es zudem nicht sein, auch nicht mit einem schwulen Frauenversteher an meiner Seite. Nie im Leben lässt sich ein normaler Mann darauf ein, Prinz zu spielen. Das wette ich. Also doch Tabu.
„Was hältst du davon, wenn er sie zu Tabu einlädt?“, schlage ich vor. Es wundert mich sowieso, dass die Zwei nicht schon längst aufeinandergetroffen sind, so oft, wie sie das Spiel schon gespielt haben. „Es hat ja den Vorteil, dass sie viele der Begriffe schon kennen dürften und sich auf das Wesentliche konzentrieren könnten.“
Karim scheint skeptisch. Er überlegt einen Moment. Offensichtlich hat er schon einen Märchenplan ausgetüftelt.
„Wie sehen die Frauen aus, auf die er steht?“, frage ich. Ich könn te selbst auf Peters‘ bisherige Verabredungen klicken, will aber, dass der Junge sich gefordert fühlt.
„Das habe ich gecheckt“, sagt er prompt. „Sie ist sein Typ. Sofern man jetzt vom Typ überhaupt sprechen will.“
Ich überlege, was er meint.
„Er steht auf Frauen“, unterbricht er meine Gedanken. „Alles: blond, rothaarig, dick, d ünn. Er hat sie alle gedatet.“
„Dick auch?“, rutscht es mir raus. Karim fixiert mich . Ich weiß, Lorenzo steht eine solche Frage nicht unbedingt zu. Aber mir. Egal.
„Und was ist mit ihr, wird sie ihn einigermaßen ansprechend finden? Jetzt optisch, meine ich“, spreche ich schnell weiter, um nicht gleich selbst bei einer Psychoanalysesitzung zu landen.
„Keine Ahnung, bisher nur ein Date“, sagt er knapp. Er hätte jetzt sicher lieber weiter darüber
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