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Amors Glücksfall (German Edition)

Amors Glücksfall (German Edition)

Titel: Amors Glücksfall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Wasser
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hintergehen dich!“
    Aha, also h abe ich das richtig verstanden.
    „Es hat sich nur so ergeben, dass wir was trinken waren, weiter nichts .“
    „Schon gut“, sage ich, melde mich an und sehe mir meine Termine und Aufgaben für den heutigen Tag durch. „Und für solche Freunde habe ich das mit dem Gehalt geregelt“, denke ich. Ein wenig hungern zur Strafe wäre vielleicht gar nicht so schlecht. Ich muss schmunzeln. Karim kommt zurück und bleibt vor seinem Arbeitsplatz stehen. Er hat sich einen Kaffee geholt, bemerkt jetzt meinen Gesichtsausdruck und deutet ihn offensichtlich fehl. Ich habe den Eindruck, er bezieht ihn auf sich, weil er mich anlächelt, bevor er sich hinsetzt und weiterarbeitet. Und mich nervt es plötzlich, dass er da ist.
    „Wieso hast du mich angerufen?“, schreibe ich ihm. Er dreht sich nicht um. Es dauert länger als üblich, bis er zurückschreibt. Während ich die Nachricht aufmache, fällt mir ein, dass ich die Stimme von Jü mit seiner verwechselt habe. Shit! „Das habe ich doch gar nicht!“, schreibt er zurück. Und ein paar Sekunden später: „Obwohl ich wollte ...“ Ich will mich entschuldigen, doch er dreht sich um und flüstert so laut, dass es alle hören können. „Ich habe deine Nummer doch gar nicht!“ Keine Entschuldigung. Jetzt blamiert er mich auch noch. Ich überlege. Nein, eigentlich blamiere ich mich selbst. Ich bin eifersüchtig darauf, dass er sich mit meinen Freunden versteht. Dabei waren das bis vor Kurzem überhaupt keine Freunde von mir. Ich sehe zu Mia. Sie tut so, als bekäme sie nichts mit. Man sieht es ihr an. Ich fasse nicht, wie schnell meine gute Laune gekippt ist. Ich starre auf den Monitor. Neue Nachricht.
    „Woher weißt du denn , dass ich dich anrufen wollte?“, schreibt er.
    „Sorry, ich habe dich verwechselt“, schreibe ich wahrheitsgemäß zurück. „Was wolltest du denn?“ Jetzt fasse ich nicht, dass ich ihn nicht links liegen lasse. Ist es der Schwule in mir, der auf den Typen steht? Nein, die Antwort ist schnell gefunden. Es ist die Neugier, die mich leitet, und ja, es ist der Neid darauf, wie schnell der Kleine Kontakte knüpft.
    „Weil Amanda und Peter sich treffen wollten“, antwortet Karim. Was? Aufgeregt klicke ich Amandas Profil an und überfliege ihre Nachrichten. Er hat Recht. Am Freitag, kurz nachdem ich gegangen war, war es soweit. Ich ziehe das Handy aus der Tasche und klicke mich durch die gespeicherten Telefonate. Um sechs Uhr zwanzig sehe ich den kürzesten Anruf. „Es muss der von Jü sein“, überlege ich. Gibt‘s ja nicht, es war fast zum gleichen Zeitpunkt, als Peter den Vorschlag mit dem Treffen gemacht hat. „Wenn ich Stella richtig verstanden habe, ist es dir wichtig, bei diesen Treffen dabei zu sein“, schreibt Karim weiter. Stella? Auch das noch.
    „Was hast du mit Stella zu tun?“ Ich habe ihren Namen geflüstert und jetzt sieht meine Nachbarin doch noch von ihrer Arbeit auf. In ihren Augen sehe ich viel mehr, als ich sehen will. Sie guckt dermaßen schuldbewusst, dass ich sie am liebsten in den Arm nehme möchte.
    „Entschuldigung“, flüstert sie. Ich lösche die Nachrichten und zwinge mich dazu, nicht zu Karim zu sehen. „Jetzt klaut er mir auch noch die beste Freundin“, ist mein nächster Gedanke und der übernächste eröffnet mir die Wahrheit. Ich habe Stella aus meinem Leben verjagt, also bin ich selbst schuld, dass sie sich neue Freunde sucht. Und dass ich eifersüchtig bin, hat mit Lorenzo zu tun. In meinem eigenen Leben fehlen mir weder Stella noch Karim.
    „Könnten wir später reden?“, schreibt er, nachdem ich ihm nicht geantwortet habe. Ich nicke, schreibe trotzdem nicht zurück, sondern arbeite einfach weiter. Zwischendurch sehe ich mir die Nachrichten von Amanda und Peter an. Dazwischen klingelt mein Telefon und ich kümmere mich um ein paar Anfragen, bevor ich weiterlese. Bei dem Date von Amanda und Peter scheint etwas dazwischengekommen zu sein.
    Erst jetzt fällt mir eine Frage ein, die i ch dringend beantwortet haben will. Ich sehe auf, starre auf Karims Rücken, bis er sich umdreht. Offensichtlich hat er gerade keine Arbeit.
    „Na komm!“ Ich stehe auf und gehe raus. An der Tür sehe ich mich um. „Was denn? Ich dachte, du wolltest reden?“, flüstere ich in seine Richtung. Er scheint Lippen lesen zu können, springt auf und rennt mir wie ein Welpe nach. Fast ist es mir unangenehm, dass ich ihm Hoffnungen mache, nur weil ich ihn ausfragen will.
    Draußen auf der Treppe

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