Amors Glücksfall (German Edition)
setze ich mich auf die unterste Stufe und tue so, als wollte ich nur eine rauchen.
„S tella vermisst dich“, beginnt Karim, noch bevor er sich hingesetzt hat. Ich drehe mich von ihm weg. Er setzt sich neben mich. „Ich will mich nicht einmischen, aber ...“ Er stoppt. „Entschuldige, wolltest du mir nicht auch etwas sagen?“ Ich beuge mich nach vorne, stütze meine Ellenbogen auf die Knie und lege meinen Kopf auf die Handflächen. „Nur eine Zigarette jetzt“, denke ich. Nur eine einzige verdammte Zigarette! Ich drehe meinen Kopf um.
„ Du hast doch gesagt, dass Stella gesagt hat, dass ich bei den Treffen immer dabei sein will“, sage ich. Warum stottere ich hier nur so herum?
„Ja?“ Er lächelt mir aufmunternd zu. Bestimmt bildet er sich ein, dass er mit seinem Psychologiestudium fertig ist und jetzt an mir herumdoktern kann. Ich schließe meine Augen. Nein, ich bin weder ein Versuchskaninchen, noch stehe ich auf Doktorspiele! Er soll mir nur erzählen, was er weiß, und dann wieder an seine Arbeit gehen.
„ Was meinte sie damit?“, frage ich und sehe über den Parkplatz auf die andere Seite der Straße. Ich will bei diesen Treffen nicht dabei sein. Das habe ich mir nicht ein einziges Mal überlegt. Falls dieser Kerl hier also nichts falsch verstanden hat, ist diese Sache etwas, was ich unbedingt wissen muss.
„Warum fragst du mich das?“ Er weiß es wirklich nicht. „Ich dachte, du würdest es mir erzählen.“ Ich überlege kurz, kann ihm aber nicht verdenken, dass er nicht genau hingehört hat.
„Was soll ich dir erzähle n?“
Karim schweigt eine Weile.
„Ich bewundere dich“, sagt er irgendwann. „Ich kenne niemanden, der so sehr für seinen Job lebt.“
Ich verstehe zuerst nicht und nur langsam kommt mir eine Idee. Ich sehe zu Karim. Er sitzt da und lächelt vernebelt vor sich hin, ohne mich anzusehen. Der Junge glaubt wirklich, dass ich nach Feierabend durch Bars irre und Pärchen beobachte. Je mehr ich Lorenzo für einen Verrückten halte, desto mehr wird mir klar, dass das Podest, auf das Karim ihn gestellt hat, immer größer wird.
„ Darf ich dich etwas fragen?“, fragt er nach einer langen Pause.
„Hm .“
„Hast du einen Nebenjob?“ , seine Stimme ist ganz leise.
„Nebenjob?“, frage ich nach, weil ich nicht sicher bin, ob ich ihn richtig verstanden habe. Karim nickt. „Wie kommst du jetzt darauf?“ , als ob mir der ganze Stress mit dem Zeitdruck gerade nicht auch so schon aus den Ohren heraushängt!
„Seit ich da bin, hast du nicht ein einziges Pärchen zusammengebracht“, murmelt er. Seine Stimme klingt schuldbewusst. Ja, genau! Jetzt stochert er auch noch in meinen Wunden herum. Ich weiß auch, dass ich Lorenzos Durchschnittspensum empfindlich nach unten reiße. Doch da ich selbst am meisten daran zu leiden habe, möchte ich nicht auch noch daran erinnert werden, was mir alles nicht gelingt.
„Und?“, frage ich ungehalten. Karim setzt sich eine Stufe höher , sodass ich mich umdrehen muss, um ihn anzusehen.
„Es ist doch nicht normal für dich“ , jetzt klingt er unsicher. Ich spüre, dass er weiter reden will, sich aber zurückhält, so als hätte ihm jemand ein Geheimnis anvertraut, das er nun für sich behalten möchte. Seine Oberlippe beginnt zu zittern.
„Sagt wer?“ Ich weiß, dass alles, was hier passiert, nicht normal für mich ist, aber das steht nicht zur Debatte. Dieser Junge kennt mich überhaupt nicht. Wie will er wissen, was normal ist und was hinterfragt werden kann? Ich merke, wie ich von Minute zur Minute wütender werde. Ich hasse, dass er sich mit Lorenzos Freunden trifft, ich hasse, dass er sich offensichtlich mit seiner besten Freundin über mich unterhält. Und ich kann es nicht ertragen, dass Stella etwas über Lorenzo weiß, das ich nicht nutzen kann. „Komm schon, rück‘ doch mit diesem verdammten Geheimnis heraus“, bettle ich in Gedanken in Lorenzos Richtung. „Irgendwo in diesem riesigen Körper bist du doch auch. Also rede mit mir. Ich verspreche, keinen Schock zu bekommen, wenn du plötzlich was sagst!“ Es tut sich natürlich nichts. Wieso sollte es denn auch? Bei meinem Pech gerade schläft er und hört mich nicht. Lorenzo ist also keine Hilfe und auch Karim hier. Er hat nämlich nicht genau hingehört oder Stella hat sich zu undeutlich ausgedrückt. „Stella, Stella, Stella!“, rotiert es in meinem Kopf. Wenn er jetzt auch noch ihren Namen ausspricht, kann ich für nichts garantieren! Ich spüre Karims
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