Amors Glücksfall (German Edition)
liebsten umarmen will. Sofort weiß ich aber, dass es nicht geht. Sie riecht bestimmt sofort, dass etwas faul ist. Da bin ich mir sicher. Endlich geht es voran! Ich grinse selig und erkenne erst dann die Frage in Stellas Gesicht. Im Grunde muss sie mir die gar nicht erst stellen.
„Ist bei dir wirklich alles in Ordnung?“
Ich nicke eilig.
„Ich probiere gerade nur etwas Neues aus“, fasle ich, um sie erst einmal zu beruhigen. „Das mit den Blumen ist ...“ Ich überlege, aber mir fällt nichts ein. „Kompliziert“, nuschle ich.
„ Aber auch deine Spezialität“, ergänzt Stella. Jetzt stehen ihr noch mehr Fragen ins Gesicht geschrieben. „Hast du dich etwa mit Frau Lippers überworfen?“, schiebt sie sofort nach. Ich kenne nur eine Frau Lippers. Sie bindet Blumen für unsere Partys. Ihr Blumenladen liegt nur ein paar Straßen von dem Büro weg. Stella als meine Assistentin ist ihre Dauerkundin, über Monate habe ich sie auch für meine privaten Geschichten dorthin geschickt. Dass auch Lorenzo die alte Frau kennt, ist mir allerdings neu.
„Meinst du die Blumenfrau?“, frage ich vorsichtshalber und beobachte währenddessen entsetzt, wie der Kellner an den Tisch des Tabu-Pärchens kommt und die Rechnung an Peter reicht.
„Wen denn sonst?“, fragt Stella zurück. Ich grinse, um die Peinlichkeit meiner Situati on zu überspielen. „Kompliziert, sagst du?“ Sie deutet mit dem Kopf zu den beiden, die sich sehr zurückhaltend voneinander verabschieden. Es hat wohl nicht gefunkt zwischen ihnen. „Mit dir ist irgendwas“, sagt Stella entschieden und klingt dabei ziemlich misstrauisch. „Vielleicht sollte ich das Treffen für heute besser gut sein lassen, bevor sie wirklich etwas findet“, überlege ich. Ich starre Amanda hinterher, die allein zum Taxistand geht und suchend um sich sieht. Peter ist nirgends zu sehen. Er hatte es wohl eilig, wegzukommen, obwohl es mir gar nicht vorgekommen war, als hätte er so gar kein Interesse an Amanda. „Komisch, diese Sache mit der Liebe“, denke ich. Man schreibt sich, findet sich nett und doch ist die Realität so ganz anders, als man es sich zuvor erhofft.
Ich denke an das seltsame Geheimnis, das am Ende gar kein Geheimnis ist. Ich verschenke gern Blumen, wenn ich ein schönes Date hatte und die Sache vorantreiben will. Sie sind das effektivste Mittel, um sich ins Gedächtnis zu rufen. Aber doch nicht andersrum. „Wie sollten Blumen im Vorfeld ein Date denn schon verlängern können?“, überlege ich weiter, versuche nicht zu sehr über Stellas Worte nachzudenken und nippe an meinem Tonic, das ich gerade noch bezahlen kann, ohne auf dem Weg nach Hause schwarzfahren zu müssen. „Wolle Rose kaufen?“, höre ich neben uns einen blonden Pseudoinder und kann mir das Lachen einfach nicht verkneifen.
„Zufälle gibt´s!“, lacht Stella und sieht mir dabei zu, wie ich nach meiner Brieftasche greife und den Kellner zu uns winke.
„Warte mal, Rico“ Ich beuge mich zu Stella vor. „Kannst du die Rechnung übernehmen?“, frage ich sie. Der Spaß ist es mir wert. Ich stehe auf und quetsche mich zwischen den Tischen auf die andere Seite des Restaurants. „Eine Rose bitte!“ Stella bezahlt und kommt mir hinterher.
„Du spinnst!“ S ie grinst, nimmt die Blume und riecht an ihr. Wir gehen Richtung U-Bahn hinunter. „Keine Karte für mich?“, fragt Stella. Ihre Stimme klingt, als will sie mich foppen. Karte? Warum soll ich ihr eine Karte schenken?
„Eine Rose reicht dir wohl nicht, du gieriges kleines Ding?“, lache ich auf. Wir nehmen die Rolltreppe, um die Bahn zu erwischen, deren Nahen schon zu hören ist. Am Bahnsteig angekommen, umarmen wir uns kurz und trennen uns. Ein paar Schritte weiter bleibt Stella stehen und dreht sich zu mir um.
„Wäre sowieso vergebene Liebesmühe“, sagt sie, macht einen angedeuteten Kuss, dreht sich wieder um und rennt los. Ihre U-Bahn fährt ein. Ich bleibe noch einen Moment stehen und beobachte, wie sie einsteigt und mir hinter der geschlossenen Tür durchs Fenster winkt.
Das schiefe Lächeln auf ihrem Gesicht, die Lachfältchen zwischen den Sommersprossen auf ihren Wangen.
2 1 Die Liebe, die Menschen und die Engel
„Was ist denn mit dir passiert?“, lacht der Junge auf. Seine beste Freundin hat bereits wieder die Gestalt der schönen Blondine angenommen und versucht sich den Lippenstift der alten Frau aus dem Gesicht zu wischen. Genau wie der Mund sind auch ihre Wangen rot
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